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Erdogan beklagt Islamfeindlichkeit in Reaktion auf Anschläge

Bei seinem Besuch in den USA hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan Islamfeindlichkeit als Reaktion auf Anschläge von Extremisten beklagt und dabei auch die Rhetorik im Rennen um die US-Präsidentschaft kritisiert. Der "Terrorismus hat keine Religion", sagte Erdogan am Samstag bei der Einweihung einer komplett von der Türkei finanzierten Moschee in Lanham im Saat Maryland.


Viele ließen dies aber außer Acht. “Leider machen wir eine für Muslime schwierige Zeit durch, die durch den Terrorismus in aller Welt geschlagen sind und auf die nach den Attentaten oft mit dem Finger gezeigt wird”, sagte der türkische Staatschef vor tausenden Zuhörern und nannte die Anschläge in Brüssel und Paris sowie die Anschläge vom 11. September 2001 auf die USA. Muslime zahlten “den Preis” des Argwohns wegen “einer Handvoll Terroristen”.

Erdogan kritisierte ausdrücklich die “hetzerische Rhetorik bestimmter Präsidentschaftsbewerber in den USA”. Der führende republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hatte nach einem islamistisch motivierten Anschlag im kalifornischen San Bernardino Anfang Dezember ein generelles Einreiseverbot für Muslime in die USA gefordert.

Die nun eingeweihte Moschee der türkischen Religionsbehörde Diyanet solle “eine entscheidende Rolle” dabei spielen, die USA mit ihrem Islam auszusöhnen, sagte Erdogan. Die muslimische Gemeinschaft trage “zur Stärkung der USA” bei.

Die neue Moschee im 10.000-Einwohner-Ort Lanham wurde für rund 110 Millionen Dollar (97 Millionen Euro) im Stil der ottomanischen Architektur des 16. Jahrhunderts erbaut. Sie soll die größte Moschee der USA sein und hat als einzige im Land zwei Minarette.

Vor der Moschee-Einweihung hatte Erdogan am Donnerstag und Freitag an einem internationalen Nukleargipfel in Washington teilgenommen. Am Rande des Gipfels hatte er US-Präsident Barack Obama getroffen. Zunächst hatte es geheißen, Obama werde Erdogan nicht wie andere Staatschefs zu einem Einzelgespräch empfangen. Dies war als Affront gegen den türkischen Präsidenten gesehen worden.

Für Spannungen in den Beziehungen zwischen Washington und Ankara sorgt unter anderem der Streit über den Umgang mit kurdischen Kämpfern im Bürgerkriegsland Syrien. Obama äußerte sich zudem nach seinem Treffen mit Erdogan “beunruhigt” über dessen Umgang mit der Pressefreiheit. In der Türkei war kürzlich die bisher regierungskritische Zeitung “Zaman” unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt worden. Außerdem läuft ein Spionageprozess gegen zwei führende Journalisten der Zeitung “Cumhuriyet”.

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