Das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig sagt Adieu. Am 29. März soll der Restitutionsbeirat darüber befinden, wie Nachlassverwalter Ralph Jentsch gegenüber der APA erklärte: Die Gespräche verlaufen positiv. Ich bin optimistisch.
Als entartete Kunst galt den Nazis das brisante Werk von George Grosz, der 1933 aus Berlin nach New York emigrierte. Die Nazis plünderten sein Atelier, und heute ist das Werk des sozialkritischen Künstlers in der ganzen Welt verstreut. Seit 1994 recherchiert der Kunstexperte und von den Söhnen Grosz autorisierte Nachlassverwalter Ralph Jentsch den Verbleib und die Provenienz der Bilder, und nicht wenige gelten noch immer als verschollen.
Das Bündnis aus dem Jahr 1931 übergab Grosz zusammen mit weiteren Arbeiten vor seiner Flucht an den Berliner Kunsthändler Alfred Flechtheim in Kommission. Im November 1933 besetzten die Nazis jedoch dessen Galerie und ließen sämtliche Kunstwerke beschlagnahmen. Es gelang Flechtheim vor seiner Flucht nach Paris, 40 wertvolle Grosz-Bilder ins Ausland zu schaffen, darunter Das Bündnis. In Amsterdam überließ er diese dem holländischen Kunsthändler Carel van Lier für eine Ausstellung.
Nach dem plötzlichen Tod Flechtheims 1937 behielt Lier die Sammlung unrechtmäßig und brachte sie 1938 bei einer Auktion in Amsterdam ein, bei der er selbst mittels illegaler Absprachen als Käufer zweier bedeutender Bilder, Promenade und Maler und Modell, auftrat. Er erwarb weitere Grosz-Bilder zum Spottpreis, die auf Grund der Absprachen ohne Gebote verblieben waren, und zu Konvoluten zusammen gefasst wurden. Darunter befand sich neben Das Bündnis auch Republikanische Automaten, das sich heute im Museum of Modern Art in New York befindet.
Insgesamt wurden auf dieser Auktion 23 Bilder unrechtmäßig von Lier erworben. Das Bündnis erhielt ein Herr van der Laan um 34 Reichsmark oder 12 Dollar. Weitere Stationen der gut dokumentierten Provenienz: Galerie Ketterer in München, Sothebys in London, Galerie Oswald und Kalb in Wien, von wo es schließlich das Mumok 1986 um angeblich 300.000 Schilling (rund 21.800 Euro) gekauft hat. Der heutige Wert betrage ein Vielfaches, so Jentsch.
Im Jahr 2003 schließlich setzte Jentsch im Namen der in Amerika lebenden Söhne Grosz das Mumok in Kenntnis der Rückgabeforderung. Seither beschäftigt sich die Provenienzforschungskommission mit dem Thema. Alles läuft sehr positiv, und wir korrespondieren. Besonders der verstorbene Leiter der Kommission Ernst Bacher war sehr verständnisvoll, sagt Jentsch, Wir stehen vor dem Abschluss der Rückgabe-Verhandlung. Ich gehe davon aus, dass es klappt.
Jentsch rechnet mit einem eindeutigen Restitutionsfall. Denn Grosz hat die Bilder weder jemals zurück erhalten, noch bezahlt bekommen. Und hätte es den 1. Februar 1933 nicht gegeben, hätte Flechtheim nicht fliehen müssen. Ein Verkauf an die Republik Österreichs kommt im Falle der Rückgabe nicht in Frage. Jentsch: Wir wollen ein Grosz-Museum gründen, wo es mit den anderen Bildern präsentiert wird. Es geht uns nicht um Geld. Falls die Rückgabe abgelehnt wird, wäre ich erst einmal sehr erstaunt, würde aber weiter zu kommunizieren versuchen. Gerichtliche Schritte jeder Art möchte Jentsch vermeiden: Zu aufwändig von den Kosten her, und oft bekommt nicht der Recht, der im Recht ist.
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