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Er sammelt auf, was andere liegen lassen

Eine Frau in rosarotem Bademantel hangelt sich das Mäuerchen hoch. Das kurze Bad im um diese Zeit noch kühlen See hat ihre Wangen gerötet. Sie winkt Alwin Böni zu.

„Danke, dass ihr heute wieder für uns aufgeräumt habt“, sagt sie. Böni nickt erfreut. „Das kannst du ruhig schreiben“, sagt er, „dass die Leute sich auch bei uns bedanken.“ Aber mehr noch schimpfen sie, sagt er. Über die Müllberge, die sie vorfinden, bevor Böni und seine beiden Kollegen da waren. „Wir fragen uns dann schon ab und zu, ob sie selber in der Hinsicht alle Engel sind“, grinst er. Den Müll anderer Leute wegräumen – Alwin Böni macht das seit fünf Jahren am Bodenseeufer. Vom Lochauer Strandbad bis zum Wocherhafen. Jeden Samstag, Sonn- und Feiertag. Drei Monate im Jahr lang. „Das sensibilisiert schon. Ich selbst würde meinen Müll nirgends mehr liegen lassen“, erklärt er. Und auch den eigenen Kindern versuche man, zu Hause einen ordentlichen Umgang mit Abfall beizubringen. „So weit es halt geht“, Böni lächelt.

„Arbeit passt schon“

Er wirkt nicht, als nähme er jemandem die – und das darf man an dieser Stelle auch so schreiben – Schweinerei in den Seeanlagen übel, die da morgens früh um sechs Uhr herrscht. „Im Großen und Ganzen passt das schon, die Arbeit, die wir hier machen“, sagt er. Die Herren machen Späßchen am laufenden Band – nicht nur beim Müll-Auflesen, auch in der Tischlerei des Bregenzer Bauhofs, in der Böni unter der Woche arbeitet. „Das Aufstehen fällt schon manchmal schwer, wenn es am Vorabend später geworden ist“, Böni zwinkert: „Wenn meine Frau nicht wäre, hätte ich wohl schon oft verschlafen.“ Ab kommender Woche kann Alwin Böni am Wochenende aber ausschlafen. Dann startet der zweite dreiköpfige Säuberungstrupp in die Saison. „Ja, doch – da freue ich mich schon darauf. Drei Monate am Stück jeden Tag zu arbeiten, das merkt man dann schon“, ist er erleichtert.

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