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"Episoden" vom alten Bahnhof Lochau-Hörbranz

Bahnhof Lochau zur "Kaiserzeit"
Bahnhof Lochau zur "Kaiserzeit" ©Sammlung Rupp

Schwarze Fahnen
Am 1. Oktober 1872 wurde der Bahnbetrieb auf der Strecke Bregenz – Lochau/Staatsgrenze Leiblach eröffnet und am 20. Oktober 1872 bis nach Lindau erweitert. Im Zuge der Feierlichkeiten hatte ein Anrainer eine schwarze Fahne gehisst, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen. Die Ablösungssumme von 2080 Gulden für seine Grundstücke, datiert mit 21.September 1871, hatte er bis dato ebenso wenig erhalten wie ein Zugang zu seinem Garten, den die Bahnlinie auseinander “geschnitten” hatte.
Als am 23. November 1872 auch die Verbindung mit St. Margrethen eröffnet wurde, bat die Bahnverwaltung um eine festliche Beflaggung, auf die einige Anrainer der Strecke Lindau-Bregenz mit der Anbringung von schwarzen Fahnen (Trauerfahnen) antworteten, da sie immer noch auf die Entschädigungssummen warteten. Auf behördliche Anordnung mussten diese Fahnen sofort eingezogen werden. Bei einem Anrainer “brauchte es die Dazwischenkunft der Gendarmerie” wie ein Zeitgenosse berichtete.

Raue Sitten
Im Mai 1873 beklagte sich ein Mann, dass seine 70jährige Mutter, die gerade von einem komplizierten Fußbruch genesen war, beim Bahnhof Lochau “lange warten musste, bis man aufmachte”. Sie bekam gerade noch rechtzeitig die Karte, denn schon fuhr der Zug ein. Der Sohn entrüstet: “Nun hieß es: ‚Vorwärts, vorwärts!’. (Die hinkende Frau) wurde dann vorwärts gedrängt und so unsanft in den Wagen gedrängt, dass sie glaubte, der Fuß müsse wieder brechen.”

Bahnhof-Erweiterung
Im Frühjahr 1897 urgierte man im Leiblachtal die Erweiterung des Bahnhofes Lochau, um “einen vollständigen Frachtverkehr zu ermöglichen”. (…) “Das Eisenbahnärar sollte jedoch dessen ungeachtet der schon bei Erbauung der Vorarlbergbahn im Jahre 1872 diesen Gemeinden zu Theil gewordenen stiefmütterlichen Behandlung endlich einmal ein Ende machen, (…) als eine zweckmäßige Bahnhoferweiterung in Lochau zur Hebung des volkswirtschaftlichen Wohles der betreffenden Gemeinden erheblich beitragen würde.” 1898 äußerte ein Leiblachtaler die Befürchtung, das Frachtenmagazin könnte so klein ausfallen, dass nur Raum für einen Waggon Ware sei.

Lebensretter
Am 23. August 1901 rettete “Herr Hämmerle, Stationsdiener am Bahnhofe Lochau” zwei Angestellten der Seifenfabrik Kiene & Luger das Leben. Die beiden waren mit einem Ruderboot auf “die im See befindlichen Pfähle” aufgefahren. Sie riefen um Hilfe und wurden gerettet. Ein Augenzeuge: “Dank dem edlen Retter!”

Bahnpost
Ab dem 1.November 1911 wurde vom Postamt Lochau zum Bahnhof Lochau ein “Bahnhofgang” eingeführt und zwar zum Zug Nr 34/12 (Bahnpost Lindau-Innsbruck 61), 20.37 Uhr ab Lochau. Damit wurde die direkte Postableitung von Briefen und Expressfrachtstücke in Richtung Bregenz und die Briefzuleitung aus Richtung Lindau nach Lochau ermöglicht.

“14 Fuhren Rheinkies”
1928 wollte die Gemeinde Hörbranz, dass der Bahnhof Lochau in “Lochau-Hörbranz” umbenannt wird. Die Gemeinde Lochau wollte aus diesem Wunsch einen “kleinen Profit” ziehen. Im Protokoll der Hörbranzer Gemeindevertretungs-Sitzung vom 25.Juli 1928 ist zu lesen: “Zur Verlesung gelangt ein Schreiben der Gemeindevorstehung Lochau, laut welchem die Gemeinde Lochau der Bahnhofsnamenerweiterung zustimmen würde, wenn die Gemeinde Hörbranz alljährlich 15 Kubik Rheinkies auf die Bahnhofstraße in Lochau zur Aufführung bringt. Dieser Anregung konnte jedoch nicht zugestimmt werden.”
Eine Namensänderung war jedenfalls keine Gemeinde-Angelegenheit. Das Bundesministerium für Handel und Verkehr verfügte mit Bescheid vom 15. März 1929, Zl 33.359 die Änderung des Namens der Bahnstation “Lochau” in “Lochau-Hörbranz”. Die sichtbare Änderung wurde am 15. Mai 1929 am Bahnhofsgebäude vollzogen.

(W.Rupp)

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