In einem Kommentar in der Montagausgabe räumt Lehmann zugleich Fehleinschätzungen bei der Kampagne seines Blatts gegen Borer ein und wirft anderen Medien vor, das Augenmaß verloren zu haben.
Bei Lehmanns Entschuldigung geht es um ein Interview, das der „Blick“-Chefredakteur am vergangenen 15. April dem deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ gegeben hatte und in dem er sagte, Borer habe im Zürcher Lokalfernsehen mit einer konstruierten Verschwörungstheorie Verleger Michael Ringier und dessen Frau angegriffen. Borer habe suggeriert, das Ehepaar Ringier sei Teil im Hintergrund gegen Borer wirkender jüdischer Mächte, weil Borer in seiner früheren Funktion bei den Verhandlungen über die Sammelklagen gegen die Schweizer Banken in den USA hohe Entschädigungen verhindert habe. „Das ist falsch. Borer hat diese Aussage nicht gemacht“, schreibt Lehmann nun und entschuldigt sich bei Borer.
Zu der vom „Blick“ geführten Kampagne gegen den damaligen Botschafter in Berlin schreibt Lehmann, seine Zeitung habe die vom „SonntagsBlick“ lancierte Story mit aller Härte weitergezogen. „Damit unterliefen mir Fehleinschätzungen“, erklärt Lehmann. Denn er sei davon ausgegangen, dass die Quellenlage wasserdicht gewesen sei. „Ich habe zu wenig nachgehakt“, schreibt der „Blick“-Chefredaktor. Von der Zahlung des Informationshonorars von 10.000 Euro habe er nichts gewusst, ebenso wenig von der unsauberen Beschaffung der Nacktfotos von Djamile Rowe.
Lehmann dreht in seinem Kommentar den Spieß aber auch um und beklagt sich über den Zustand des Journalismus in der Schweiz. Viele Kollegen in der Medienbranche hätten in dieser Sache Augenmaß und kritische Distanz verloren, Personen aus dem Hause Ringier verunglimpft und sich zu moralischen Maulhelden aufgeschwungen. „Sie haben sich genau jener Methoden bedient, die sie uns empört vorwarfen“, schreibt Lehmann und spricht von einem medialen Trauerspiel sondergleichen. Der „Blick“ werde sich nicht vom Boulevard wegdrängen lassen, erklärt Lehmann weiter und kündigt Qualität und Kompetenz sowie professionelles Handwerk und Engagement für jene Menschen an, die in der Schweiz keine Lobby hätten.
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