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Entführter Journalist sah Enthauptung

In einem Bericht beschreibt der 52-jährige italienische Reporter, der am Montag in Afghanistan freigelassen wurde, wie er die Enthauptung seines afghanischen Fahrers mitansehen musste.

„In diesen 15 Tagen Gefangenschaft bin ich um 15 Jahre gealtert.“ Dies schrieb der von den Taliban in Afghanistan entführte italienische Journalist in einem Bericht, der am Dienstag von seiner Tageszeitung „La Repubblica“ veröffentlicht wurde.

„Der (Taliban)-Kommandant sprach im Namen des Islams das Todesurteil. Er sagte, wir seien alle Spione“, schrieb der Journalist. „Der Übersetzer weinte. Ich fragte ihn, was sie gesagt hätten und er sagte mit Tränen in den Augen, dass sie uns alle töten würden.“ Dann hätten vier junge Männer den Fahrer gepackt und ihm die Kehle durchgeschnitten. „Die Taliban haben ihm das Gesicht in den Sand gepresst und ihm die Kehle durchgeschnitten. Sie haben ihm den ganzen Kopf abgetrennt. Der Mann hat keinen Ton von sich hören lassen“, so Mastrogiacomo. Den abgetrennten Kopf hätten sie anschließend mit dem Körper zusammen in einen Fluss geworfen.

„Ich warte und mir zittern die Beine. Ich frage den Kommandanten, was geschieht. Man fasst mich, ich sehe mich schon mit der durchgeschnittenen Kehle und Blut, das aus all meinen Adern quillt. Doch dann packt man uns, wir werden gezwungen in einen Jeep einzusteigen“, so der Journalist. Das Schicksal des Übersetzers, der mit Mastrogiacomo gefangen gehalten wurde, ist noch unbekannt. Die Familienangehörigen bestritten, dass er nach Hause zurückgekehrt sei. Sie beschuldigten die afghanische und die italienische Regierung, den Mann seinem Schicksal überlassen zu haben.

Mastrogiacomo berichtete, er sei während seiner gesamten Gefangenschaft angekettet gewesen, mehrfach sei er auch geschlagen worden. Zudem hätten die Kidnapper mit ihm mehrfach das Versteck gewechselt. Er habe öfters von seinen Angehörigen geträumt. Mastrogiacomo war am Montag freigelassen worden, im Gegenzug soll die Regierung in Kabul mehrere inhaftierte Taliban auf freien Fuß gesetzt haben.

Mastrogiacomo verbrachte die Nacht nach seiner Freilassung am Montag in einem italienischen Krankenhaus in der südafghanischen Stadt Laschkar Gah. Er sollte am Dienstag nach Kabul gebracht werden. Am Dienstagabend wird der Journalist nach Rom zurückkehren.

Für Austausch Taliban freigelassen

Die afghanische Regierung hat zugegeben, für die Freilassung des entführten italienischen Journalisten Daniele Mastrogiacomo radikalislamische Taliban aus dem Gefängnis entlassen zu haben. „Es hat einige Bitten gegeben und einige haben wir akzeptiert“, sagte ein Sprecher von Präsident Hamid Karsai am Dienstag in Kabul. Es habe sich jedoch um eine Ausnahme gehandelt. Der Sprecher sagte nicht, wie viele Taliban freigelassen wurden.

Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Pajhwok vom Montag wurde der Journalist im Austausch gegen die Freilassung von fünf Taliban aus der Geiselhaft entlassen. Der Taliban-Führer Mullah Dadullah habe die Freilassung von Mastrogiacomo in einer Tonbandbotschaft bestätigt und die Namen der fünf Taliban aufgelistet. Zwei von ihnen hätten hochrangige Positionen im Bereich Information und Kultur innegehabt. Zwei weitere seien Taliban-Kommandanten gewesen, der fünfte der Bruder Dadullahs. Die italienische Regierung hatte am Montag die Freilassung Mastrogiocamos bestätigt. Sein Fahrer wurde umgebracht. Sein Dolmetscher soll noch in den Händen der Entführer sein.

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