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Enron-Chef Lay tritt ab

Die größte Firmenpleite in der US-Geschichte kostet den Chef des Energiekonzerns den Job. Das FBI hatte Ermittlungen wegen des Verdachts auf Aktenvernichtung aufgenommen.

Die größte Firmenpleite in der US-Geschichte kostet den Chef des bankrotten Energiekonzerns Enron den Job. Kenneth Lay gab am Mittwoch seinen Rücktritt bekannt. „Dies war eine Entscheidung, die der Vorstand und ich in Übereinstimmung mit dem Gläubigerausschuss getroffen haben“, hieß es in der in Houston veröffentlichten Erklärung. Die Ermittlungen der Behörden ließen ihm zu wenig Zeit für die Umstrukturierung und Führung des Unternehmens, teilte Lay mit.

Am Dienstag hatte das FBI Ermittlungen wegen des Verdachts auf Aktenvernichtung aufgenommen. Lay selbst soll am 4. Februar vor zwei Ausschüssen des US-Kongresses aussagen. Justiz- und Arbeitsministerium haben ebenfalls Untersuchungen eingeleitet. Wer Lay als Vorstandsvorsitzender des einst siebtgrößten US-Unternehmens folgen soll, wurde zunächst nicht bekannt gegeben.

„Ich will Enron überleben sehen, und dafür brauchen wir jemanden an der Spitze, der sich 100-prozentig auf die Anstrengungen zur Umstrukturierung der Firma konzentrieren kann“, hieß es in Lays Erklärung weiter. Nach gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit Dynegy hatte Enron am 2. Dezember Konkurs angemeldet. Im November vergangenen Jahres räumte das texanische Unternehmen ein, dass der Gewinn in den vergangenen vier Jahren um rund 20 Prozent zu hoch angegeben worden war und ein Großteil der Schulden von 15 Milliarden Dollar (17,04 Milliarden Euro) nicht in den Bilanzen ausgewiesen wurde.

Politische Brisanz erhält der Fall durch die enge Verbindung Enrons zur Regierung von George W. Bush. So räumte das Weiße Haus ein, dass Lay, ein langjähriger Freund des Präsidenten, kurz vor dem Zusammenbruch des Unternehmens zwei Kabinettsmitglieder anrief:
Finanzminister Paul O’Neill und Handelsminister Don Evans.

Das Justizministerium leitete Ermittlungen ein, die zeigen sollen, ob bei dem Konkurs Investoren betrogen und nicht über die wirkliche Lage des Unternehmens informiert wurden. Justizminister John Ashcroft zog sich allerdings von den Ermittlungen zurück, da Enron für seine Bewerbung um einen Sitz im Senat im Jahr 2000 mehr als 50.000 Dollar gespendet hatte.

Wie eng die Freundschaft zwischen den Texanern Lay und Bush wirklich war oder ist, steht nicht fest. Bush gab Lay den Spitznamen „Kenny Boy“ und bezeichnete ihn als Förderer. Das Weiße Haus und Enron erklärten jedoch, beiden hätten sich nicht sehr nahe gestanden. Bush erhielt im Verlauf seiner politischen Karriere rund 550.000 Dollar Spenden von Enron. Lay setzte sich für eine Deregulierung des Energiemarktes ein; Bush unterzeichnete 1999 als Gouverneur von Texas ein entsprechendes Gesetz und ebnete Enron damit den Weg in neue Märkte.

Nach Aussagen von drei früheren Beschäftigten sollen in der Enron- Buchhaltung Papiere über umstrittene Partnerschaften in den Schredder gewandert sein. Mit Hilfe dieser Firmen wurde den Beschuldigungen zufolge die wahre Lage des Konzerns verborgen. Die Aktenvernichtung habe vor Beginn einer Überprüfung begonnen und bis zu ihrem Ausscheiden Mitte Jänner angedauert, sagte eine Mitarbeiterin. Ein Anwalt Enrons betonte, der Konzern habe seine Mitarbeiter im Oktober ausdrücklich aufgefordert, alle Dokumente aufzubewahren.

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