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England träumt bereits vom WM-Finale

©AP Photo/Matthias Schrader
Seit zwölf Jahren kein K.o.-Spiel gewonnen, aber vor dem Achtelfinale gefühlt schon im Endspiel: Die Euphorie um Englands Fußball-Nationalmannschaft klettert bei den Fans der "Three Lions" in Richtung Höhepunkt.
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Am Dienstag (20.00 Uhr MESZ/live ORF eins) baut sich mit Kolumbien ein Gegner auf, der laut landläufiger Meinung keine Hürde darstellen soll. Die Südamerikaner bangen zudem um ihren Star.

Vor dem Spiel im Moskauer Spartak-Stadion drehte sich bei den Kolumbianern alles um die Frage, ob James Rodriguez spielen kann. Bluterguss in der Wade lautet die Diagnose. Das medizinische Team arbeite an einem “Wunder”, hieß es in den Medien. Im Training ist James nicht mehr gesehen worden, seit er vergangenen Donnerstag nach einer halben Stunde gegen Senegal ausgetauscht im Kabinengang verschwunden war – mit gesenktem Haupt und verzweifelter Miene.

Alle fit

Probleme, die England nicht kennt. Alle sind fit, Trainer Gareth Southgate konnte beim 0:1 gegen Belgien Stammkräfte wie Torjäger Harry Kane schonen. Dass der Schwung dadurch verloren ging, glaubt keiner. Nach der guten Gruppenphase und mit der Verlockung der wahrscheinlich leichten Turnierhälfte denkt man auf der Insel schon ans Viertelfinale gegen die Schweiz oder Schweden. Danach würde es gegen Russland oder Kroatien um die erste Endspiel-Teilnahme seit dem Titelgewinn 1966 gehen.

Ex-Nationalspieler Michael Owen schrieb in einer Kolumne für die “Daily Mail”, England habe vielleicht “eine riesige Chance, das Turnier zu gewinnen”. Teamkapitän Kane strotzte nur so vor Tatendrang. “Jetzt kommt der Moment der Wahrheit”, sagte der fünffache Turniertorschütze. “Mein Selbstvertrauen ist unendlich und ich bin zu allem bereit.”

Erster Gradmesser

Der Euphorie im eigenen Lager traut Southgate nicht ganz. Deshalb war er sogar froh über Kritik an seinen Wechselspielen gegen Belgien. Der 47-Jährige wusste, dass nach den gewonnenen Partien gegen Tunesien und Panama mit Kolumbien der erste echte Gradmesser des Turniers wartet. “Sie haben Topspieler, besonders in der Offensive”, wusste Southgate mit Blick auf Akteure wie Radamel Falcao oder Juan Cuadrado. Dennoch hielt er fest: “Aber wir haben auch wirklich gute Spieler, die voll Glauben an sich selbst sind und der Herausforderung entgegentreten wollen.”

Dies war nicht immer der Fall. Die Angst vor dem Scheitern war oft groß in Englands Auswahl – zu groß. So scheiterten die Briten oftmals aufgrund der selbsterfüllenden Prophezeiung vom Elfmeterpunkt. Dieser will der englische Fußballverband entgegen gewirkt haben. Dass England seit einem 1:0 im WM-Achtelfinale 2006 gegen Ecuador dank eines Freistoßtores von David Beckham kein K.o.-Spiel gewonnen hat, lag laut Southgate jedoch nicht nur an der Nervenschwäche.

Alles anders

“Dafür gab es viele verschiedene Gründe”, sagte der Ex-Teamverteidiger. “Elfmeter, ja. Aber auch disziplinarische Gründe. Und manchmal waren wir einfach nicht gut genug.” So auch 2010, als im Achtelfinale gegen Deutschland mit 1:4 das Aus kam. Vier Jahre später gelang in Brasilien nicht einmal der Aufstieg aus der Gruppe. Nun soll alles anders sein. “Uns ist egal, was in der Vergangenheit war. Wir haben einen anderen Trainer, wir sind ein anderes Team. Wir schauen nur nach vorne”, sagte Mittelfeldmann Dele Alli zur schwarzen Serie.

Kolumbien stand bei der vergangenen WM im Viertelfinale, darf nun dennoch als Außenseiter in die Partie starten. Der mögliche Ausfall von James bereitete Coach Pekerman zwar Sorgen, der Gegner aber nicht. “Ich denke schon, dass England alles hat, um erfolgreich zu sein. Aber es wird ein Spiel, in dem Kolumbien weiß, dass es bestehen kann”, betonte der Argentinier. Der 68-Jährige stand bei einer WM schon als Teamchef seiner Heimat 2006 in der Runde der letzten acht und könnte dies somit am Dienstag auch im dritten Versuch schaffen.

Englands Nationalteam sei jung, harmonisch und habe viel Glauben an sich selbst, urteilte Pekerman. Im Achtelfinale warte aber “eine Extremsituation. Das sind Spiele, in denen es schonungslos bis zum Tod geht”, stellte er martialisch fest. Mittelfeldabräumer Carlos Sanchez stieß ins selbe Horn: “Sie haben eine große Geschichte und Topspieler. Aber ich bin sicher, wir haben auch unsere Waffen.”

(APA/dpa/ag.)

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