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"Endeavour“ dockt an ISS an

©AP
Rendezvous im All: Nach zwei Flugtagen wollte die amerikanische Raumfähre "Endeavour“ am Freitagabend um 19.53 Uhr MESZ an der Internationalen Raumstation ISS andocken.

Nachdem sich beim Start in der Nacht auf Donnerstag drei kleine Stücke Isolierschaum vom Außentank gelöst und den Hitzeschild der Raumfähre getroffen hatten, sollen diese Stellen beim Anflug an die ISS aus 120 Meter Entfernung fotografiert werden. Die US-Raumfahrtbehörde ging vorerst nicht von besorgniserregenden Schäden aus.

Dafür müssen die sieben Crew-Mitglieder während der kommenden zwei Wochen eine Art Baby-Sitting im All organisieren. Weil ein Druckkontrollsensor ausgefallen ist, müssen die fünf Männer und zwei Frauen nach den Worten von Flugdirektor Matt Abbott alle 30 bis 45 Minuten einen Schalter per Hand bedienen, um den notwendigen Druck in einem Tank mit Flüssigwasserstoff und -sauerstoff zum Betreiben von Generatoren aufrechtzuerhalten. „Das ist mehr eine Unannehmlichkeit“, sagte Abbott während einer NASA-Pressekonferenz am Donnerstag (Ortszeit) in Houston. Der Schalter-Job ließe sich aber problemlos in das Tagesprogramm einbauen.

Die „Endeavour“ flog in einer Art Verfolgungsjagd in den ersten beiden Flugtagen der Internationalen Raumstation hinterher. Bei jeder Erdumkreisung holte die Raumfähre nach Angaben der NASA rund 1.100 Kilometer auf. Die ISS kreist rund 350 Kilometer über der Erde.

Vor dem Andocken musste die „Endeavour“ wieder in 120 Meter Entfernung von der Raumstation eine Rolle rückwärts fliegen. Während der neun Minuten langen Weltraum-Akrobatik wollte die dreiköpfige ISS-Besatzung den Unterboden des Shuttles fotografieren, um Hinweise auf mögliche Beschädigungen zu finden.

Nach ersten Inspektionen im All und der Auswertung von tausenden Aufnahmen beim Start gab es nach den Worten des stellvertretenden Programm-Managers John Shannon zunächst keinen Grund zur Beunruhigung. Insgesamt neun kleine Stücke Schaumstoff seien vom 50 Meter hohen Außentank abgeplatzt. Drei hätten die „Endeavour“ gestreift. Es gebe aber keinerlei offensichtliche Spuren von Beschädigungen am Hitzeschild, sagte Shannon.

Ein beim Start vom Außentank abgefallenes Stück Schaumstoff hatte am 1. Februar 2003 zum Auseinanderbrechen der Raumfähre „Columbia“ geführt, weil Hitzekacheln durch den Aufprall schwer beschädigt waren. Damals kamen alle sieben Astronauten ums Leben.

Nach dem Andocken beginnt für die „Endeavour“-Crew der Arbeitsalltag in der Raumstation. Die fünf Männer und zwei Frauen an Bord sollen den Ausbau des Außenpostens im All fortsetzen und unter anderem ein neues Verbindungsstück zur späteren Installation weiterer Sonnensegel anbringen. Bereits am Samstag ist der erste von bislang drei geplanten Außenbordeinsätzen geplant.

Wenn das neue Energiesystem auf der ISS funktioniert, kann die „Endeavour“ als erste Raumfähre drei Tage länger im All bleiben. Die NASA will dann einen vierten Außenbordeinsatz in das Programm aufnehmen und bereits damit beginnen, die Laufzettel der nächsten Weltraumeinsätze abzuarbeiten.

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