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Endë: Branchenexperten sehen nach Piëch-Rücktritt offene Fragen

Geht er in den Ruhestand oder geht der Machtkampf erst richtig los? Piech ist schließlich nach wie vor Aktionär...
Geht er in den Ruhestand oder geht der Machtkampf erst richtig los? Piech ist schließlich nach wie vor Aktionär... ©dpa
Nach dem Rücktritt von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch sehen Branchenexperten den Autokonzern vor großen Herausforderungen.

“Eine neue Machtbalance muss gefunden werden”, sagte Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, am Sonntag der dpa. “Der Konzern muss sich mittelfristig strukturell neu aufstellen und dezentraler organisiert werden.”

Machtkampf: Der Schüler setzt sich durch

Die Kernfrage, mit welchem Führungspersonal Volkswagen in die kommenden, strategisch wegweisenden Jahre gehen wolle, sei weiter ungeklärt, so Bratzel. Piëch war am Samstag von seinem Amt als VW-Aufsichtsratschef zurückgetreten. (“VW-Patriarch Piech tritt in Machtkampf zurück“) Vorausgegangen war ein zweiwöchiger Machtkampf, nachdem Piëch von Vorstandschef Martin Winterkorn abgerückt war.

“Strippenzieher im Hintergrund”

Bratzel kommentierte den Rücktritt Piëchs als “tragisches Ende” einer großen Lebensleistung. “Ein Stück weit wird er selbst Opfer seines eigenen Führungsstils.” Die Art des erzwungenen Rücktritts ähnele in Form und Stil stark an die durch Piëch in der Vergangenheit initiierten Personalveränderungen. Unklar bleibe, welche Rolle Piëch künftig einnehmen werde. “Er könnte als graue Eminenz im Hintergrund weiterhin wichtige Strippen ziehen. Das Machtpoker könnte im schlimmsten Fall weitergehen.”

Verkauft Piëch seine Porsche-Anteile?

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen sagte, “strahlender Gewinner” des Machtkampfs sei die Allianz aus dem Arbeitnehmerflügel sowie dem Land Niedersachsen. Dieser Allianz gehe es vor allem um die Arbeitsplätze im “Hochlohnland Deutschland”. Ob der Konzern damit langfristig auf der Gewinnerseite stehe, sei ungewiss.

Zur Zukunft Piëchs sagte Dudenhöffer, er würde nicht ausschließen, dass Piëch nun auch seine Anteile der Porsche Holding verkaufe, unter deren Dach der VW-Konzern mehrheitlich steht. “Piëch ist überzeugt, dass der Weg, den VW geht, der falsche ist. Die gewinnschwache Kernmarke ist das Hauptproblem, zusammen mit den Versäumnissen und der Modellschwäche auf dem US-Markt.”

Branchenanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler sagte, es sei ein Machtkampf gewesen, bei dem es nur einen Sieger geben konnte. “Ich denke, die Klarheit in der Führungsfrage hilft VW.”

Generationenwechsel bei VW

Der Rückzug von VW-Patriarch Ferdinand Piëch bietet nach Ansicht von Aktionärsschützern die Chance für einen Generationswechsel im Vorstand von Volkswagen. “Jetzt wäre es an der Zeit, dass Martin Winterkorn den Aufsichtsratsvorsitz übernimmt und in der Geschäftsführung ein Generationswechsel stattfindet”, so der Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker.

Winterkorn besitze mit seinen Erfahrungen und seinem Ansehen über die nötigen Voraussetzungen, um Chefkontrolleur zu werden. “Er passt zu VW”, sagte Hocker.

Diese personellen Veränderungen wären im Nachhinein der eleganteste Abschluss des Machtkampfes um Europas größten Autobauer Volkswagen. Für die Nachfolge Martin Winterkorns im Vorstandsvorsitz gebe es eine Reihe potenzieller Kandidaten innerhalb des Konzerns. “Da sind genug Kandidaten”, betonte Hocker.

Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel würdigte indes Ferdinand Piëch nach seinem Rücktritt als Volkswagen-Chefkontrolleur als herausragende Persönlichkeit der deutschen Wirtschaftsgeschichte. “VW und seine Beschäftigten haben ihm ungeheuer viel zu verdanken”, sagte der SPD-Vorsitzende am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters.

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