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Empörung: Papst-Äußerungen zum Islam

Äußerungen des Papstes während seines Deutschland-Besuches zum Islam und Propheten Mohammed haben in der moslemischen Welt heftige Reaktionen ausgelöst.

Das staatliche türkische Religionsamt forderte am Donnerstag eine Entschuldigung von Benedikt XVI. Auch moslemische Verbände in Deutschland und Frankreich zeigten sich irritiert. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte am Dienstag bei einer Vorlesung vor Wissenschaftlern der Universität Regensburg unter anderem einen christlichen Kaiser mit der Feststellung zitiert, Mohammed habe „nur Schlechtes und Inhumanes“ in die Welt gebracht.

In seiner Rede am Dienstagabend in der Regensburger Universität hatte Benedikt XVI. Zitate aus einem mittelalterlichem Streitgespräch zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaeologos und einem persischen Theologen angeführt. „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten“, zitierte er den Kaiser aus dem im 14. Jahrhundert geführten Gespräch. Der Papst nannte dies eine „erstaunlich schroffe“ Art und Weise, die Frage nach dem „Verhältnis von Religion und Gewalt“ zu stellen. Er zitierte ferner einen Herausgeber der Reflexionen des Kaisers mit den Worten, der moslemische Gott sei „an keine unserer Kategorien gebunden und sei es die der Vernünftigkeit“.

Der Chef der türkischen Religionsbehörde, Ali Bardakoglu, sagte laut der Nachrichtenagentur Anadolu, die Papst-Äußerungen seien bedauerlich und müssten zurückgenommen werden. Benedikt XVI. habe eine „Kreuzfahrermentalität“ und eine „feindselige Haltung“ an den Tag gelegt. Die Christen sollten erst einmal erklären, wie ihre Religion mit der Vernunft in Einklang gebracht werden könne. Bardakoglu verwies unter anderem auf den Glauben an die Dreifaltigkeit und betonte mit Blick auf die Christen: „Sie sagen, Jesus sei der Sohn Gottes. Wie verträgt sich denn das mit Vernunft? “ Kritik gab es auch aus Kuwait, Marokko und Pakistan.

Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte dem in Berlin erscheinenden „Tagesspiegel“ (Freitagausgabe), es falle ihm „schwer zu glauben“, dass der Papst „gerade im Verhältnis zur Gewalt die Grenze zwischen Islam und Christentum“ sehe. Schließlich sei auch die Geschichte des Christentums blutig gewesen – „man denke nur an die Kreuzzüge oder die Zwangsbekehrungen von Juden und Muslimen in Spanien“. Gerade im Islam sei der Vernunftgedanke „besonders präsent“. Für die islamische Rechtsprechung sei „der Gebrauch des eigenen Kopfes sogar eine der Säulen“.

Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, verwies darauf, dass Benedikt XVI. zu Beginn seines Besuchs an die Politik appelliert habe, den Dialog der Kulturen und Religionen zu verstärken. Dies sei allerdings „kein positiver Beitrag dazu“, sagte Kizilkaya dem „Tagesspiegel“. „Wenn wir alle in die historische Kiste greifen wollten, dann wäre der Dialog kaum möglich.“

Der Vorsitzende des französischen Islamrats (CFCM), Dalil Boubakeur, verlangte vom Papst eine „Klarstellung“. Die katholische Kirche müsse deutlich machen, dass sie den Islam als Religion sehe und nicht mit dem Islamismus gleichsetze, der eine „politische Ideologie“ sei, sagte Boubakeur der Nachrichtenagentur AFP. Die fünf Millionen französischen Moslems wünschten „freundschaftliche Beziehungen“ zu den Christen im gemeinsamen Kampf gegen die alle Gläubigen bedrohenden Gefahren: „Extremismus, Radikalisierung, Intoleranz und Gewalt“.

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