Empörung in Polen über "Spiegel"-Titel zu Hitlers Helfern
Der Artikel zeige auf beunruhigende Weise den Wandel im historischen Bewusstsein der Deutschen, zitierte die Zeitung “Polska” Historiker. “Die Deutschen waschen sich rein”, resümierte die Boulevard-Zeitung “Fakt”.
These des “Spiegel”-Artikels ist, dass die Deutschen bei dem millionenfachen Mord an den europäischen Juden in fast allen Ländern Helfer fanden. An den Mordaktionen seien mehr als 200.000 Menschen aus nicht zum damaligen Deutschen Reich gehörenden Ländern beteiligt gewesen, berichtete der “Spiegel” unter Berufung auf Experten. Als Beispiele für nichtdeutsche Helfer bei der Ermordung der europäischen Juden werden auch Denunzianten angeführt, die in Polen Juden an die Nazis verrieten, oder die Ermordung der Juden des ostpolnischen Dorfs Jedwabne durch ihre polnischen Nachbarn 1941. Die Autoren erwähnen aber auch, dass 125.000 Polen ohne Gegenleistung Juden retteten.
Der “Spiegel”-Text relativiere die Kriegsschuld der Deutschen derart, wie es noch vor 20 Jahren in einem Magazin der liberalen deutschen Linken nicht vorstellbar gewesen wäre, kritisierte Piotr Semka in “Rzeczpospolita”. Auf subtile Weise setze der “Spiegel” die deutschen Architekten und Regisseure des Verbrechens mit jenen gleich, die von Deutschen zum Verbrechen getrieben und für Mord belohnt wurden. Der polnische Historiker Antoni Dudek bezeichnete in “Polska” Kritik aus deutschem Mund am Verhalten der Polen gegenüber den Juden als “Skandal”. Wenn deutsche Journalisten einen solchen Artikel schrieben, “haben wir es mit einer bewussten Lüge zu tun”.
Das Warschauer Außenministerium bat die polnische Botschaft in Berlin, sich über Antwort auf den Artikel Gedanken zu machen, wie eine Ministeriumssprecherin der Nachrichtenagentur AFP mitteilte.
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