AA

Emanzipation anders herum

Mellau - Die Mädchen haben schon lange ihren Girls’ Day. Jetzt bekommen die Burschen ihren Boys’ Day. Die Auftaktveranstaltung findet am Montag, den 17. November, statt.

Initiiert vom Sozialministerium, organisiert von der Jungen Kirche Vorarlberg, in Zusammenarbeit mit dem Koordinationsbüro für offene Jugendarbeit und dem BIFO. Zuständig ist Ing. Ludwig Zünd, auch Obmann des Mellauer Pfarrgemeinderates. Doch die Funktion tut in dem Fall wenig zur Sache. Er wurde gefragt, weil er die Vorsitzende der Jungen Kirche gut kennt und zeigte sich interessiert. „Buben neue Perspektiven eröffnen und ihnen Mut machen, zu etwas anderen Berufen zu stehen”, das ist auch sein Anliegen.

Störende Vorbehalte

Krankenpfleger, Lehrer, Kindergärtner: Gilt das bei 11- bis 14-Jährigen nicht als „echt uncool”? Ludwig Zünd nickt zustimmend. „Ich würde im ersten Moment wahrscheinlich auch erschrecken, wenn mein Sohn sagen würde, er will Kindergartenpädagoge werden”, gibt der dreifache Vater offen zu, wenngleich sich das Problem nicht stellt. Alle Kinder streben geschlechts­typische Berufe an. Die vielfach immer noch bestehenden Vorbehalte der Gesellschaft gegen Männer in weiblichen Berufen stören den gelernten Textilingenieur und nunmehrigen Stromhändler trotzdem. „So wie Frauen inzwischen Lastwagen fahren, sollen Burschen auch Kindergärtner werden können”, lautet seine durchaus legitime Forderung. Dass der Boys’ Day vorrangig erzieherische und pflegerische Berufe ins Visier nimmt, hat ebenfalls einen Grund. Genau dort herrscht ein eklatanter Männermangel. Vor allem Kindergärten und Schulen sind fest in Frauenhand. Und das in einer Zeit, in der es vielen Buben ohnehin an Vätern fehlt. „Es ist für Burschen aber wichtig, dass sie männliche Bezugspersonen haben”, meint Ludwig Zünd. Er weiß wohl um die schwierige Einkommenssituation speziell bei diesen Berufen. „Es muss jedoch nicht immer so sein, dass der Mann allein das Geld heimbringt”, legt er seinen Geschlechtsgenossen ans Herz.

Alles möglich machen

Bei der heutigen „Kick-off”-Veranstaltung bekommen die Schüler der 3. Klasse der HS Altach von Mitarbeiterinnen des AMS die breite Palette an pflegerischen und erzieherischen Berufen vorgestellt. Der einzige männliche Spielgruppenleiter wird den Buben aus seinem Joballtag erzählen. Am 4. Dezember findet in der HS Schwarzach ein Workshop zum Thema statt. Was heuer noch auf zwei Klassen eingeschränkt ist, soll im April nächsten Jahres für alle interessierten Schüler geöffnet werden. Eine Arbeitsgruppe organisiert die weiteren Maßnahmen. Das Ziel: Jeden Beruf für jeden möglich machen.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Mellau
  • Emanzipation anders herum