Ein modernes Familienmodell – von anderen misstrauisch und ein bisschen neidisch beäugt. In seiner bittersüßen Komödie “Eltern” lotet Robert Thalheim aus, welchen Belastungen Familien heutzutage ausgesetzt sind, vor allem, wenn sie nach Perfektion streben.
Mit viel Humor, mitunter auch ziemlich böse, schildert er den alltäglichen Familienwahnsinn zwischen Arbeit, Kindern, Haushalt und dem Wunsch nach etwas Zweisamkeit. Die Ansprüche sind hoch und so ist es kein Wunder, dass das Modell erst mal scheitert – nicht zuletzt, weil das nette Au-Pair-Mädchen auf einmal zum dritten Kind mutiert.
Eltern: Die Geschichte
Hausmann Konrad ist der umschwärmte Held aller Kindergartenmütter, für die ein Mann in dieser Rolle immer noch ungewöhnlich ist. Doch dann beschließt dieser Traumvater, wieder zu arbeiten. Das Angebot als Theaterregisseur ist zu verlockend. Ein Au-Pair-Mädchen muss her, um die zehn Jahre alte Käthe und die fünfjährige Emma zu versorgen. Doch leider sorgt Isabel für mehr Wirbel als Entlastung. So endet alles in einem fürchterlichen Chaos, dem Konrad von heute auf morgen den Rücken kehrt. Er zieht sich ins Theater zurück, wo neben viel Arbeit auch die hübsche Julie aus der Requisite wartet.
Thalheim hat einen unterhaltsamen und turbulenten Film inszeniert mit Christiane Paul (“Die Welle”) als ehrgeiziger Ärztin Christine und Charly Hübner (“Unter Nachbarn”) als aufopferungsvollem Vater. Mit viel Einfühlungsvermögen zeigt der Regisseur (“Westwind”), welcher Zerreißprobe alle ausgesetzt sind.
Eltern: Die Kritik
Der Vater will sich wieder einen Namen machen, hat aber große Probleme, sich bei den Schauspielern durchzusetzen. Sie zweifeln die Autorität des langjährigen Hausmannes an, erst recht, als dessen Tochter Käthe im Theater auftaucht und trotzt. Christine dagegen fühlt sich von ihrem Mann vor den Kopf gestoßen und vernachlässigt, zumal sie auch eifersüchtig auf seine enge Bindung zu den Kindern ist. Und die Mädchen sind ebenfalls im Zwiespalt. Sie genießen die Freiheiten, sind aber gleichzeitig verzweifelt, weil das Familienleben plötzlich darnieder liegt.
Vieles in dem Film ist sehr genau beobachtet – ist Thalheim doch selber Vater und konnte vieles aus seiner Erfahrung beisteuern. Mitunter wirkt das Geschehen allerdings etwas verworren, vor allem wenn es um das Au-Pair-Mädchen geht. Hier bleiben viele Fragen offen, etwa, warum die ohnehin schon so gestressten Eltern sich in dieser Situation nicht schnell eine andere Lösung suchen. Stattdessen setzen sie ihre Arbeit und das Familienglück aufs Spiel. Am Ende ist allen klar, so kann es nicht weitergehen. Thalheims Film kann deshalb auch als Plädoyer dafür verstanden werden, die Ansprüche an sich und seine Familie nicht zu hoch zu schrauben und lieber alles etwas lockerer anzugehen. Es muss nicht alles perfekt sein.
(APA)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.