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Eltern-Kind-Pass: Bisher keine "divers"-Eintragung im Ländle

Seit Ende 2019 kann "offen" im Eltern-Kind-Pass eingetragen werden.
Seit Ende 2019 kann "offen" im Eltern-Kind-Pass eingetragen werden. ©VOL.AT/Mayer, Canva, Ärztekammer, Philipp Steurer
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Männlich, weiblich oder doch offen? Diese Wahlmöglichkeiten gibt es für Eltern im Eltern-Kind-Pass seit 2019. Doch bisher war zumindest in Vorarlberg die dritte Option kein Thema.

Als der Mutter-Kind-Pass vor rund vier Jahren generalüberholt wurde, änderte sich nicht nur der Name zu "Eltern-Kind-Pass". Auch eine dritte Option für das Geschlecht des Kindes kam dazu. Eltern können seit Ende 2019 neben männlich und weiblich auch offen ankreuzen.

Früher hieß es noch "Mutter-Kind-Pass". ©APA

Wann "offen" angekreuzt wird

Doch wann wird "offen" im Eltern-Kind-Pass eingetragen? Es handelt sich um eine rein medizinische Entscheidung, wie die Kinder-Ärztinnen Dr. Daniela Jonas und Dr. Alexandra Rümmele auf VOL.AT-Anfrage erklären. "Eine Eltern-Kind-Pass-Untersuchung bei einem Säugling orientiert sich nach dem äußeren, erkennbaren Geschlecht", erklärt Dr. Jonas. "Ist es nicht klar als männlich oder weiblich feststellbar, wird offen eingetragen", so Dr. Rümmele. Es werde aber meist recht schnell mit weiteren Untersuchungen geklärt.

Dr. Alexandra Rümmele-Waibel ist Kurienobfrau der niedergelassenen Ärztinnen. ©Ärztekammer

Der Eltern-Kind-Pass reiche bis zum fünften Geburtstag an, gibt Dr. Daniela Jonas ergänzend zu verstehen. "Bis dahin wird die Identitätsfindung noch nicht abgeschlossen sein", meint die Ärztin gegenüber VOL.AT. Auch in einer Verordnung des BMI vom 9.9.2020 heißt es zur Wahl von "offen" als Geschlecht: "Diese dritte Option ist nur bei Kindern möglich, die intergeschlechtlich, also weder eindeutig nur männlich noch eindeutig nur weiblich sind."

Dr. Daniela Jonas ist Kinderärztin in Feldkirch. ©VOL.AT/Mayer

Krankenhäuser: "Es ist kein Fall bekannt"

Doch wurde die neue Option auch in Vorarlberg genutzt? Versicherungsträger, Gesundheits- und Sozialministerium konnten hierzu auf VOL.AT-Anfrage keine Auskunft geben. Laut Sozialversicherung existiert der Eltern-Kind-Pass aktuell komplett in Papierform und wird erst 2026 elektronisch erfasst. Dementsprechend liegen dem Ministerium keine Daten vor. Anders ist das in den Vorarlberger Krankenhäusern, wo fast täglich Kinder zur Welt kommen. Das Thema der dritten Option sei in den Geburtshilfeabteilungen in Vorarlberg bisher nicht aufgetreten, erklärt Pressesprecherin Andrea-Marosi Kuster gegenüber VOL.AT. "Es ist kein Fall bekannt, in dem sich Eltern für das dritte Geschlecht – divers – entschieden hätten", gibt sie zu verstehen.

Andrea Marosi-Kuster bei einer Pressekonferenz. ©Philipp Steurer
Eltern können neben männlich und weiblich auch offen ankreuzen. ©Symbolbild: Canva

Was ist mit dem Reisepass?

Doch wie einfach ist es, das Geschlecht des Kindes zu ändern – etwa, wenn später statt "x" doch männlich oder weiblich im Reisepass stehen soll? Hier gibt das Bundesministerium für Inneres (BMI) Auskunft: "Die Geschlechtszugehörigkeit wird in Österreich – gemeinsam mit anderen Daten – im Zentralen Personenstandsregister erfasst", so die Öffentlichkeitsarbeit. "x" steht für die anderen vier Geschlechter (divers, inter, offen, keine Angabe), die in Österreich möglich sind. "Eine Änderung des Geschlechts im Reisepass bzw. Personalausweis ist im Rahmen einer Neuausstellung möglich, wenn zuvor eine Änderung des Geschlechtseintrags bei den zuständigen Personenstandsbehörden vorgenommen worden ist." Eltern können also direkt beim Standesamt eine Änderung vornehmen. Über Eintragungen, Änderungen oder Umtragungen wird daher im BMI keine Statistik geführt.

(VOL.AT)

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