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Die Bludenzer Drogeneinrichtung schlägt Alarm und reagiert auf die Todesdrogen Fentanyl und Carfentanyl.
Die Bludenzer Drogeneinrichtung schlägt Alarm und reagiert auf die Todesdrogen Fentanyl und Carfentanyl. ©Google Maps, Canva

"Elefantendroge" und Fentanyl: In Bludenz bereits 50 Notfall-Kits an Konsumenten ausgegeben

Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
VOL.AT berichtete über ein junges Paar, das nach einer Fentanyl-Überdosis wiederbelebt werden musste. Die Bludenzer Suchtberatung "do it yourself" bestätigt den Vormarsch der tödlichen Droge, verweist sogar auf das noch höher dosierte Carfentanyl und gibt bereits Notfallmedikamente aus.
Todesdroge in Vorarlberg angekommen

Die Todesdroge Fentanyl ist endgültig im ansonsten "sauberen" Ländle angekommen. Und zeigt sich in Bludenz von seiner lebensgefährlichen Seite.

Nach der VOL.AT-Berichterstattung über zwei junge Konsumenten, die nach Fentanyl-Konsum gerade noch gerettet werden konnten, meldete sich Markus Kornberger von der Bludenzer Suchtberatungseinrichtung "do it yourself". Und bestätigt indirekt bereits eine Vielzahl an Klienten, die mit den verheerenden Substanzen Fentanyl oder dem noch tödlicheren Carfentanyl in Verbindung gebracht werden müssen.

Notfall-Kits mit Naloxon Nasensprays werden verteilt

"Mit April 2022 startete das Naloxon Take Home Pilotprojekt. Um bei Drogennotfällen mit Opioid-Überdosierungen künftig besser reagieren zu können, wird im Rahmen des Pilotprojekts nach einer Schulung in Erste-Hilfe-Maßnahmen und in der Handhabe des Naloxon-Sprays, ein Rezept für den Nyxoid-Nasenspray von unserer Ärztin ausgegeben. Dieses Rezept kann dann gegen das Medikament kostenlos eingetauscht werden", informiert Suchtberater Markus Kornberger.

Jede Sekunde zählt – wertvolle Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte

Dabei handelt es sich um ein Nasenspray, das gerade im Falle einer Fentanyl-Überdosierung wertvolle Zeit verschafften kann, bis die Rettungskette anläuft und der Notarzt um das Leben des betroffenen Konsumenten kämpfen kann.

Die Bludenzer Drogeneinrichtung Do It Yourself setzt auf Prävention und den Einsatz der Notfall-Kits. ©handout/Kornberger

"Das Naloxon Nasenspray blockiert die Rezeptorenanbindung der Droge für den Zeitraum von ungefähr einer halben Stunde. Damit normalisieren sich kurzzeitig Atmung und Kreislauf – in so einem Fall zählt jede Sekunde bis zum Eintreffen der Rettungskräfte", führt der Bludenzer Suchtberater weiter aus.

Suchtberater Markus Kornberger von der Bludenzer Einrichtung Do It Yourself. ©handout/Kornberger

Proben mit Fentanyl und Carfentanyl?

Naloxon agiere hier als Antagonist zur tödlichen Substanz. Kronberger verweist außerdem auf die Möglichkeit, seinen "Stoff" in der Einrichtung in der Alpenstadt überprüfen zu lassen. Neben Koffein oder anderen Inhaltsstoffen, mit denen etwa Heroin gestreckt würde, sei es möglich, dass auch Fentanyl oder das noch letalere Carfentanyl in den Proben aufscheine. Das zeige sich dann im Ergebnis der in Innsbruck analysierten Probe. Carfentanyl wird auch gerne als "Elefantendroge" bezeichnet, da man das Präparat aufgrund seiner hochpotenten Wirkung zur Betäubung von Großwild einsetzt.

Die Bludenzer Suchtberatungseinrichtung "do it yourself". ©Google Maps

Naloxon Nasensprays bei Polizei und Blaulichtorganisationen,
ÖGK übernimmt fallweise Rezeptgebühren

Auch Polizei und Blaulichtorganisationen würden mit den einfach zu verabreichenden Nasensprays ausgestattet. Zudem sei die ÖGK inzwischen bereit, die Kosten für das rund 60 Euro teure Präparat zu übernehmen. "Dafür bedarf es aber eines ärztlichen Rezepts, mit der Indikation 'Opiat-Abhängigkeit'", informiert der Präventionsexperte.

Dunkelziffer? Vielleicht schon 50 Leben gerettet

Kronberger verweist auf die unbedingte Notwendigkeit dieser Notfall-Kits: "Wir freuen uns sehr, dass dieses Pilotprojekt begonnen hat und hoffen, dass wir dadurch einen Beitrag in der 'Harm Reduction' und der Überlebenssicherung leisten können. Insgesamt wurden bislang 50 Naloxon-Kits ausgegeben." Und damit im glücklichsten Falle wohl 50 Menschen gerettet, die den tödlichen Tanz mit dem Opioid wagen und mit jedem Schuss ihr Leben aufs Spiel setzen.

Infos und Drogenberatungseinrichtungen finden Sie hier.

(VOL.AT)

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