Eklat beim ESC: Niederlande vom Finale ausgeschlossen

Jetzt ist der Eklat perfekt: Der niederländische Sänger Joost Klein wird nach der Beschwerde einer Produktionsmitarbeiterin nicht im Finale des Eurovision Song Contest in Malmö auftreten. Das teilte die Europäische Rundfunkunion (EBU) wenige Stunden vor Beginn der Endrunde mit.
ESC-Rauswurf für Niederlande nach Beschwerde von Produktionsmitarbeiterin
Der Grund seien polizeiliche Ermittlungen nach der Beschwerde einer Mitarbeiterin der Produktion gegen Klein wegen eines "Vorfalls", der sich am Donnerstagabend ereignet haben soll.
"Während die Ermittlungen laufen, wäre es unangemessen, wenn er weiter im Wettbewerb bleibt", begründete die EBU in ihrem Statement den Ausschluss. "Wir möchten klarstellen, dass es - anders als in manchen Medienberichten und auf Social Media spekuliert - bei dem Vorfall nicht um eine andere Künstlerin oder Delegationsmitglied ging", trat die EBU anderslautenden Berichten entgegen, die einen Zusammenhang mit der israelischen Delegation vermutet hatten.
EBU verwies auf Statuten: "Kleins Verhalten Regelbruch"
Die Rundfunkunion verwies zugleich auf ihre Statuten: "Wir bleiben unserer Null-Toleranz-Politik gegen unangemessenes Verhalten bei unserer Veranstaltung treu. Wir verpflichten uns dazu, eine sichere Arbeitsumgebung für alle Mitarbeitenden am Contest zu bieten. Aus diesem Aspekt heraus ist Joost Kleins Verhalten gegenüber einem unserer Teammitglieder klar als Bruch der Regeln des Contests zu bewerten."
Bereits seit Freitagnachmittag hatten sich die Gremien zur Krisensitzung zurückgezogen, um den "Vorfall" zu beraten. Die harte Entscheidung, ein Land vom laufenden Bewerb zu disqualifizieren, ist der EBU sichtlich nicht leicht gefallen.
Fehlen von Niederlanden hat Konsequenzen für Startreihenfolge und Abstimmung
Nach dem Ausschluss ziehen die Veranstalter für den Ablauf des ESC-Finales Konsequenzen. "Alle Teilnehmer behalten ihre Nummer in der offiziellen Startreihenfolge. Es wird kein Lied an Position 5 geben", teilte die Europäische Rundfunkunion (EBU) mit. Bei der anstehenden Zuschauer-Abstimmung werden die Niederlande keine Punkte erhalten können, die niederländischen Zuschauer dürfen aber weiterhin abstimmen. Es darf nach ESC-Regeln nicht für das eigene Land gestimmt werden.
Die EBU werde alle Telekommunikationspartner informieren, dass das Land nicht mehr teilnehme. Zudem sei vorgesehen, die Leitungen für Song fünf zu sperren. "Wir bitten darum, dass niemand versucht, für Song 5 zu stimmen. Sollte jemand versuchen, für Song 5 abzustimmen, werden seine Stimmen nicht gezählt", hieß es von der EBU. Es bestehe die Möglichkeit, dass den Zuschauern Gebühren in Rechnung gestellt werden.
Niederlande von Disqualifizierung "geschockt"
Der niederländische Sender Avrotros, der den Sänger ins ESC-Rennen geschickt hatte, teilte auf seiner Website mit, man betrachte die Disqualifizierung als unangemessen und man sei "von dieser Entscheidung geschockt": "Wir bedauern dies zutiefst und werden später darauf zurückkommen." Auch der niederländische TV-Moderator Cornald Maas sprach auf X (vormals Twitter) von einer beschämenden Entscheidung der EBU. Der Vorfall Joost habe zudem "überhaupt nichts mit Israel oder der israelischen Delegation zu tun". Die Disqualifizierung sei die "Hölle" für Joost Klein und sein Team.
Auch NPO, der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Niederlande, bedauerte laut dpa die Disqualifizierung am Samstag: "NPO hält dies für eine sehr drastische Entscheidung." Für die Millionen von Song-Contest-Fans in den Niederlanden und in anderen Ländern Europas sei dies eine Enttäuschung. Man werde den Verlauf der Ereignisse nach dem Wettbewerb mit allen Beteiligten eingehend bewerten.
Joost Klein zählte zu Publikumslieblingen beim Song Contest in Malmö
Als während des gestrigen Juryfinales die Aufzeichnung des Halbfinalauftrittes von Joost Klein in der Halle projiziert wurde, gab es vom Publikum demonstrativen Jubel, während der verantwortliche EBU-Supervisor Martin Österdahl - ansonsten ein Liebling in der ESC-Blase, der mit seinem Kultspruch "You're good to go" die Bekanntgabe der Abstimmungsergebnisse einläutet - ausgebuht wurde. Schließlich war Joost Klein mit seiner Nummer "Europapa" einer der Publikumslieblinge der heurigen Ausgabe und galt als Fixanwärter auf eine gute Platzierung. Nun findet das Finale ab 21 Uhr also mit nur 25 anstatt 26 Ländern statt.
(APA/Red)
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