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"Ekando Kumer" macht sich im Sudan für Frauen stark

Es war Waris Dirie, die im Jahr 1998 als erste betroffene Frau die weibliche Genitalverstümmelung (FGM) öffentlich thematisierte. In ihrem Buch „Wüstenblume“ beschreibt sie ihre Erlebnisse und löste damit eine breite, längst überfällige Diskussion aus.
Bilder aus dem Sudan

Das gleichermaßen alte wie grausame Ritual wird heute zwar intensiver bekämpft denn je, ist aber immer noch stark verbreitet.

In 28 Ländern Afrikas, aber auch außerhalb davon wird FGM als alte Tradition fortgeführt, obwohl das in den meisten Ländern bereits gesetzlich verboten ist. Bezeichnenderweise werden sogar in europäischen Staaten, auch in Österreich, Geschlechtsbeschneidungen illegal praktiziert. Schätzungen der WHO, UNICEF wie Amnesty International zufolge sind etwa 130 – 155 Mio. Frauen weltweit direkt betroffen, in Österreich sollen es rund 8000 sein. Von jenen, die das Ritual überleben, leiden viele ein Leben lang unter extremen Schmerzen und an schweren, seelischen Störungen.

Teufelskreis

Obwohl oft mit dem Islam assoziiert, ist FGM nicht an eine bestimmte Religion gebunden und gilt bei verschiedensten Völkern als wichtiger Teil der Kultur. Nur in den wenigsten Fällen haben Betroffene die Möglichkeit, mit verständigen Ärzt(inn)en zu sprechen. Durch die Verdrängung des Erlittenen spalten viele Betroffene ihr Mitgefühl ab und geben ihre schrecklichen Erfahrungen so fortlaufend an ihre Töchter weiter. Auf diese Art und Weise entsteht ein Teufelskreis von Genitalverstümmelung, Zwangsheirat und Frühehe. Das Umfeld, in dem sich zur Beschneidung gezwungene Frauen bewegen, macht es ohne Hilfe von Außen fast unmöglich, sich der Genitalverstümmelung zu verweigern. Der Druck auf die Familien ist hoch, denn der rituelle Akt bringt in vielen Kulturkreisen gesellschaftliche Anerkennung mit sich. Unbeschnittene Mädchen haben es schwer, sie werden sozial ausgegrenzt, gelten als unrein, haben keine Heiratschancen. Bedingt dadurch sind sie für ihre Familie eine finanzielle Belastung und Schande. Um eine langfristige Veränderung zu erwirken, muss Aufklärung betrieben und der Bau von Ausbildungszentren forciert werden. Nur so kann darauf hingearbeitet werden, dass Frauen und deren Familien zukünftig auch dann eine Perspektive haben, wenn sie sich gegen FGM entscheiden.

Bildung schafft Perspektive

Dr.in Edith Kaslatter ist Psychotherapeutin und arbeitet als Projektmanagerin und Sudan-Delegierte für die Organisation „Ekando Kumer“. Der Verein, der auch Pat(inn)en in Vorarlberg hat, kämpft unter anderem im Sudan gegen die brutale Praxis der „Pharaonischen Beschneidung”, die schlimmste Form der genitalen Verstümmelung. Dabei werden den meist 4 bis 12-jährigen Mädchen die Klitoris, sowie die inneren und äußeren Schamlippen weggeschnitten und der gesamte Urogenitalbereich bis auf eine einzige winzige Öffnung zugenäht. Im Sudan allein sind 19 Millionen Mädchen und Frauen von dieser Gewaltanwendung betroffen.

Das Projekt „Schulbildung für Mädchen im Sudan“ wurde 2004 ins Leben gerufen. Unterstützt werden Familien, die ihre Mädchen zur Schule schicken und diese nicht der qualvollen Prozedur unterziehen. Ca. 90% der Frauen in den Dörfern sind Analphabetinnen, aus diesem Grund steht im Zentrum der Bemühungen von „Ekando Kumer“ der Bau eines Ausbildungszentrums mit Volksschule. Um möglichst früh agieren zu können, soll auch eine Kindergarten- und Vorschulgruppe eingerichtet werden. Mädchen, die nach der 8. Klasse VS ausschulen, erhalten die Möglichkeit, weitere Kurse zu besuchen, um später selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen zu können. Damit sollen Frühehen verhindert und ein Ausweg aus der Armutsspirale gezeigt werden.

In den beiden Dörfern Altakamul und Albaraka, wo das sudanesische Team von Ekando Kumer seit 2004 mit der Aufklärungsarbeit begonnen hat, trägt die Arbeit des Vereins bereits erste Früchte. Das Problem der sozialen Ausgrenzung ist nicht zu unterschätzen und hier setzt „Ekando Kumer“ an. Mit der Arbeit vor Ort soll sich nach und nach eine Eigendynamik entwickeln, die Hilfe von Außen irgendwann überflüssig macht. Nur großflächig betriebene Aufklärung, Bildung und intensive Arbeit mit den Menschen vor Ort kann jenes Umdenken erwirken, welches notwendig ist, um stetig größere Kreise zu ziehen und langfristig etwas zu verändern.

Weitere Infos:

http://www.ekando-kumer.at

Zum Spendenkonto Sudan:

Ekando Kumer Tirol – Sudan

Sparda-Bank: BLZ 46660

Konto: Nr. 56916

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