Dann sieht er, wie der Regen Schlieren auf den Fenstern hinterlässt. Manchmal steht sich einer der Bodenseekapitäne auf der Mole die Beine in den Bauch und klappt den Kragen hoch. Und Stefan malt in Gedanken wieder ein Kreuz in den Kalender. Seit neun Jahren betreiben die Fußeneggers den Eispavillon am See. Sofern das Wetter eben mitspielt. Heuer bislang an einer Handvoll Tagen.
Draußen wiegen sich die Palmen im Wind. Dicke Tropfen prasseln auf die gestapelten Stühle. Drinnen stünde alles bereit. Fein säuberlich warten Kaffeetassen und rote Servietten auf ihren Einsatz. Ein handgeschriebenes Schild kündet von Suppen und anderen Snacks.
Mitte Februar
Das alles sieht niemand. Am Eispavillon sind die Rollläden unten. Stefan Fußenegger bleibt derzeit nur die Erinnerung an jenen hoffnungsfrohen Sonntag vor mehr als drei Monaten. An diesem 19. Februar haben wir heuer zum ersten Mal aufgesperrt.
An diesem Tag sah es nach einem super Frühling aus. Alle waren sie nach dem langen Winter hungrig auf ein wenig Sonne. Und so saßen die Gäste denn einträchtig nebeneinander: Vor ihren Eisbechern die einen, mit Glühwein im Glas die anderen. Und Fußenegger träumte von einer Supersaison. Mittlerweile wurden wir eines Besseren belehrt.
Der Hit: Mozarteis
Draußen schlendern zwei unverdrossene Touristen vorbei. Durch die Ritzen der Rollläden kann man ihre bunten Schirme glänzen sehen. Normalerweise würden die jetzt mit Sicherheit anstehen vor der Eisvitrine.
Stefan oder einer seiner zehn Angestellten grübe Eiskugel für Eiskugel aus den randvoll gefüllten Wannen: Schokolade, Vanille oder grüner Apfel. Und für die beiden Herrschaften mit Nickelbrille was ganz Besonderes: Das Mozarteis , eigens fürs Jubiläumsjahr 2006 kreiert, mit Schokolade, Marzipan und Pistazie .
Jetzt aber sind die Wannen leer. Und einzig Fußeneggers Optimismus füllt den Raum: Unsere Saison , sagt er, dauert bis Mitte Oktober. Da ist ja noch etwas Zeit.
ZUR PERSON
Stefan Fußenegger
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