Die Telefonseelsorge bietet kostenfreie Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen, persönlichen Krisen oder Suizidgefahr. Sie gibt betroffenen Personen die Möglichkeit, befähigte und verschwiegene Gesprächspartner zu finden und das auch anonym.
Das Coronavirus und die derzeitige Situation sorgen für Unsicherheit in der Bevölkerung, eingeschränkte soziale Kontakte können zudem einsam machen. Das macht sich auch bei der Telefonseelsorge Vorarlberg bemerkbar. "Wir haben ziemlich sprunghafte Anstiege bei den Anrufen: Eine 25 bis 30 Prozent höhere Anruferfrequenz", gibt Sepp Gröfler, Leiter der Telefonseelsorge, im VOL.AT-Videointerview zu verstehen. Mit dem sehr stabilen Team von 93 ehrenamtlichen Mitarbeitern sei man aber gut aufgestellt und könne die Herausforderung meistern.
Alte Themen und neue Sorgen
"Corona ist so in jedem zweiten Gespräch Thema", erklärt Sepp Gröfler gegenüber VOL.AT. Zur psychische Belastung würden aktuell auch Sorgen finanzieller Art dazukommen. "Wie gehts mit meinem Arbeitsplatz weiter? Wann hat die Krise ein Ende? Diese Fragen sind aktuell im Vordergrund", so Gröfler. Gleichzeitig gehe es bei den Anrufen und Online-Kontaktaufnahmen auch um alte Verletzungen und Enttäuschungen, die jetzt, wenn man viel Zeit habe, sich mit sich selbst zu beschäftigen, wieder hochkommen würden. Auch würden Personen aufgrund von Partnerschaftsprobleme, Einsamkeit und psychischen Problemen anrufen.
Lösungsansätze suchen
Bei der Telefonseelsorge können sich Menschen gehört und ernst genommen fühlen. Es gehe darum, die Ruhe zu bewahren und Hoffnung zu schüren. "Den kleinen Funken, den es noch gibt, auch wieder anwerfen", erklärt der Leiter. Man sei darum bemüht, Lösungsansätze zu suchen. Schon ein Gespräch könne hier helfen, auch das Niederschreiben könne hilfreich sein, um Ängste loszuwerden. Die Einsamkeit zu Hause und das Vermissen sozialer Kontakte beschäftige die Menschen derzeit besonders. "Hier können wir zum Teil abfedern und auch Geduld aufbauen", so Gröfler.
Viele verschiedene Wege
"Die meisten haben für sich schon Wege gefunden. Es werden wieder alte Handarbeitstalente entdeckt, man telefoniert viel, skypt - auch ältere Menschen haben das jetzt für sich entdeckt", verdeutlicht er. Manchmal sei es auch schön, wenn man sich hinsetze und einen schönen Brief an einen Freund schreibe, so vielleicht auch etwas aufarbeite. All das könne motivieren. "Wenn es irgendwie geht, eine Runde um den Block machen, mit Fernsehen ablenken oder lesen", so Gröfler gegenüber VOL.AT. Viel würden auch das Kochen oder Basteln wiederentdecken und würden es so schaffen, sich gegenseitig Mut zuzusprechen. "Den einen Tipp, der allen hilft, gibts hier nicht", gibt Sepp Gröfler zu verstehen.
Anderen guttun
Man spüre derzeit auch, dass Isolation häusliche Konflikte langsam zum Brodeln bringe. "Hier ist es auch wichtig, zu sagen es müssen jetzt nicht alle Konflikte gelöst werden. Vielleicht schafft man es auch mal den Mund zu halten, den Konflikt zu vertagen auf später", rät Gröfler. Jetzt sei nicht der Zeitpunkt, ganz reinen Tisch zu machen. "Sondern jetzt heißt es zusammenhalten und schauen, dass man da zusammen durchkommt. Es gelte auch, das Vertrauen zu stärken, damit man nach der Krise wieder einen Zusammenhalt in der Gemeinschaft habe. "Wir brauchen jetzt Menschen, die einem guttun. Sei du ein Mensch, der anderen guttut und du wirst sehen, dass es auch wieder zurückkommt", meint der Leiter der Telefonseelsorge. Das könne man etwa machen, in dem man mit einem Lächeln durch die Straßen gehe oder an der Ladenkasse keinen Stress machen, wenn es eine Schlange gibt. "Mit einem Lächeln einfach drübergehen, das hilft, glaube ich, allen", schließt Gröfler.
Telefonseelsorge Vorarlberg
Menschen in einer persönlichen Krise finden rund um die Uhr unter der Telefonnummer 142 ein offenes Ohr. Auch online sind die krisenerprobten Mitarbeiter der Telefonseelsorge Vorarlberg erreichbar. Alle Informationen finden sich unter www.142online.at.
(VOL.AT)
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