Vier Jahre sind seit dem Konkurs des EC Supergau Feldkirch vergangen. Du warst Präsident des letzten Vorarlberger Eishockey-Bundesligisten. Wie geht es dir jetzt?
Walter Gau: Eigentlich gut! Die Zeit beim Eishockey war schon ein gewaltiger Einschnitt in mein Leben. Heute bin ich aber froh, dass ich gesund bin.
Wie kamst du damals zum Eishockey?
Gau: Übers Sponsoring kam ich zum Verein. Nach dem VEU-Zusammenbruch traten ehemalige Spieler an mich heran und fragten mich, ob ich nicht helfen könnte.
Drei Saisonen lang funktionierte das EC-Uhrwerk in Feldkirch tadellos
Gau: Es war am Anfang nicht leicht, da die Fans natürlich verwöhnt waren. Nach unserem Aufstieg 2002 in die Bundesliga konnten wir mit rund 25 Siegen ein Ausrufezeichen setzen. Leider schieden wir in den Play-offs gegen den KAC aus. Trotzdem verlief das “Debütjahr” in der höchsten Spielklasse finanziell positiv.
Dann folgte aber das wahrscheinlich schlimmste Jahr deines Lebens, oder?
Gau: Ja! Nachdem sich Lustenau zurückzog, forderte man, dass man unbedingt die freien heimischen Spieler nach Feldkirch holen solle. Wir bildeten uns ein, dass die zusätzlichen Kosten von 200.000 Euro durch höhere Zuschauereinnahmen gedeckt würden, da wir uns sicher waren, dass wir mit dieser Mannschaft ins Finale einziehen würden.
Leider ging die Rechnung nicht auf.
Gau: Ja, leider! Man hat so einen Druck von den Fans, Spielern, Trainern, Medien und auch von sich selbst da trifft man emotionale Entscheidungen, die man unternehmerisch nie machen würde! Wir begannen ganz schlecht und verloren trotz unserer vermeintlich stärkeren Mannschaft die ersten zehn Saisonspiele. Dadurch kamen auch immer weniger Zuschauer. Ich kam ins Stadion, schaute herum und dachte: schon wieder 20.000 Euro minus! Zudem fiel auch noch ein Großsponsor in der Höhe von 50.000 Euro aus!
Sparen kann man während der Saison fast nicht mehr, oder?
Gau: Nein, die Verträge stehen und müssen erfüllt werden. Ich habe bereits im Januar um Hilfe gebeten, jedoch kam niemand. Die meisten haben nur abkassiert. Außer einigen wenigen gab es fast niemanden, der ehrenamtlich arbeitete. Auch als schon alle wussten, dass es uns schlechter ging, hielt man die Hände offen und wollte Geld sehen.
War deine Position als FPÖ-Landtagsabgeordneter hilfreich für den Posten des EC Feldkirch Präsidenten?
Gau: Ganz im Gegenteil! Das politische Umfeld hat mir mehr geschadet als geholfen. Man legte mir Prügel in den Weg, die unglaublich waren. Ich war oft nahe dran alles hinzuwerfen! Was mich allerdings am meisten fertig machte, war der Bau des Bully- und VIP-Clubs. Da der Verein das Geld nicht hatte, finanzierte ich rund 100.000 Euro vor, damit wir dies erstellen konnten. Im Konkurs ging der ganze Umbau an die Stadt Feldkirch. Als Dank dafür brachte die Stadt Feldkirch danach aber auch noch eine private Klage wegen der fehlenden Kommunalsteuer gegen mich ein, die ich zum Teil bezahlen musste. Wenn man solche Erfahrungen macht, fragt man sich schon, warum man sich das antut. Im ersten Bundesligajahr waren alle Politiker da, als es uns schlecht ging, sah man keinen mehr.
Du hast ja viel Geld reingesteckt in den Verein und wärst beinahe um alles gekommen.
Gau: Alles in allem habe ich privat sicher ein schönes Wohnhaus verloren. Dazu kam noch ein großer Patzen Geld, den wir über Supergau gesponsert hatten. Mit dem EC Feldkirch-Konkurs hatten wir natürlich auch mit Supergau einen großen Imageverlust und waren angeschlagen. Wenn ich privat nicht meine Familie gehabt hätte, weiß ich nicht, wie das ausgegangen wäre. Man kann sich kaum vorstellen, wie es ist, seine gesamten Ersparnisse von 20 Jahren innerhalb eines Jahres zu verlieren. So eine Situation wünsche ich nicht meinem ärgsten Feind! Gott sei Dank konnte in den letzten Jahren alles wieder zum Positiven gedreht werden.
Vom Retter zum “Buhmann” innert eines Jahres, oder?
Gau: Es ist nicht fein, wenn man plötzlich als Versager in den Medien ist. Als wir aufgestiegen sind, haben wir Sieg um Sieg errungen. Ich habe kein einziges Interview im ORF gegeben. Das erste Interview gab ich, als ich Conny Dorn rausgeworfen habe. Solange man erfolgreich ist, sind es die Spieler und der Trainer. Wenns schlecht läuft, muss der Präsident den Kopf hinhalten. Im letzten Bundesligajahr musste ich fast nach jedem Spiel ein Interview geben damit muss man auch lernen umzugehen.
Ist Eishockey generell ein zu teurer Sport?
Gau: Es ist nicht nur Eishockey. Die gleiche Problematik haben auch die Altacher. Die Rheindörfler machens aber sehr gut, da sie sich nicht übernehmen. Zum Glück ist Werner Gunz so klug und lässt sich vom Umfeld nicht hetzen. Diesen Fehler habe ich sicher gemacht! Ich habe das Budget erhöht, ohne dass es abgesichert war.
Kann man sagen, dass Vorarlberg für Spitzen-Mannschaftssport einfach zu klein ist?
Gau: Eventuell! Es wäre wahrscheinlich in Salzburg auch nichts los, wenn es Herrn Mateschitz nicht geben würde. Es braucht immer wieder einen Großgönner. Sicher hätten wir in Vorarlberg auch Firmen wie Rauch, aber die haben eine andere Firmenphilosophie und investieren international. Wir haben einfach zu wenig Fans im Land, um von den Zuschauereinnahmen leben zu können.
Warst du seit deinem Rückzug wieder einmal auf einem Eishockey-Match?
Gau: Ich war einmal in Dornbirn zuschauen, aber nicht mehr in Feldkirch. Noch sind die Wunden einfach zu groß.
Gau: Ohne Mäzen wahrscheinlich nicht mehr. Aber Geld alleine reicht auch nicht. Das ganze Kollektiv hat damals in Feldkirch einfach harmoniert. Es war nicht die teuerste Mannschaft in der Euroliga.
Walter, wenn du nochmals die Zeit zurückdrehen könntest
Gau:
würde ichs nicht mehr machen! Ich habe wegen dem Verein meine gesamte Existenz und meine Gesundheit (Anm. Herzinfarkt) aufs Spiel gesetzt und wenn ich Pech gehabt hätte, hätte ich gar alles verloren. Das ist eigentlich die größte Fahrlässigkeit, die ich mir vorwerfen muss.
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