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"Einfach da sein bis zuletzt"

Am Donnerstag hat Caritas-Seelsorger Elmar Simma (67) tagsüber „ganz normal gearbeitet“, ehe er am Abend dann vor 420 Gästen ein wenig verlegen den Dr.-Toni-Russ-Preis und -Ring im Festspielhaus entgegen nahm.     

Reich beschenkt

Simma kam nicht mit leeren Händen: Für Freunde und langjährige Wegbegleiter hatte er symbolische Geschenke mitgebracht. Die Vorsitzende der österreichischen Hospizbewegung Mag. Hildegard Teuschl hat ihn als jemanden schätzen gelernt, der „immer ganz nah am Menschen drangeblieben“ ist. Das war am Donnerstag deutlich spürbar.

Persönliche Motivation

Elmar Simma hat die Hospizarbeit ins Land geholt. Die Begleitung Schwerkranker und Sterbender ist ihm Lebensaufgabe geworden. Auch aus persönlicher Motivation heraus. Simma hat drei Geschwister auf ihrem letzten Weg begleitet. Mag. Hildegard Teuschl würdigte Simma als den Menschen, der Vorarlberg in Sachen Hospizarbeit zum Vorzeigeland hat reifen lassen. „Vorarlberg und die Steiermark zieh ich immer vor den Vorhang, wenn ich gute Beispiele zeigen will.“

Tatsächlich nimmt die Anzahl der Einsätze seit der Gründung der Hospizbewegung Vorarlberg immer weiter zu. Vergangenes Jahr waren 220 ehrenamtliche MitarbeiterInnen 777 Mal unterwegs, um Schwerkranke und Sterbende, aber auch deren Angehörige zu begleiten.

In jedem dritten Fall

In Vorarlberg wird die Hospizbewegung schon in jedem dritten Sterbefall einbezogen. Zudem absolvierten die Hospizbegleiterinnen 1952 Hausbesuche, 3215 Besuche im Pflegeheim und 1180 Besuche im Krankenhaus. Die Hospizbewegung verfügt in Vorarlberg über ein Jahresbudget von rund 500.000 Euro. Einen Teil finanziert der Sozialfonds des Landes, den Rest steuert die Caritas aus Spenden bei.

Im Zentrum der Arbeit steht der Mensch: Der Sterbende und der, der zurückbleibt. Elmar Simma kennt diese Ohnmacht, wenn man nichts mehr tun kann, sondern nur noch da sein. Für dieses „Da-Sein“ in den oft einsamsten Augenblicken eines Menschenlebens erhielt Elmar Simma am Donnerstag den Dr.-Toni-Russ-Preis.

Bücher von Elmar Simma

  • Hier will ich unter Menschen wohnen, ISBN: 3-7013-1101-3, Preis 16 Euro
  • Hätte aber die Liebe nicht. Gedanken, Impulse, Geschichten für sozial Engagierte und die Caritas-Arbeit heute, ISBN 3-7013-1043-2, Preis 15 Euro
  • Für wen gehst du? Ein besinnliches Lesebuch durch das Kirchenjahr, ISBN 3-7013-1058-0, Preis 19 Euro
  • Wenn Gott uns heimführt. Sterben-Begräbnis-Trauer. Anregungen und Gebete zur persönlichen Gestaltung, ISBN 3-7022-2535-8, Preis 14,90 Euro
  • Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Gebete und Texte zur Taufe, ISBN 3-7022-2377-0, Preis 12,90 Euro

      Alle Bücher sind u.a. bei „Das Buch“ erhältlich.

      Die Hospizbewegung kommt ursprünglich aus England und geht auf eine Initiative der Ärztin und Krankenschwester Dr. Cicely Sounders zurück. Sie begann 1976 sterbende Menschen zu betreuen, in dem Wissen, dass auf diesem Gebiet so gut wie nichts getan wird. Der Hospizgedanke breitete sich rasch in viele Länder aus. Die Hospizbewegung kennt keine zentrale oberste Stelle. Sie wird länderweise autonom organisiert, in über 100 Staaten der Welt. Dr. Cicely Saunders starb kurz nach ihrem 87. Geburtstag am 14. Juli 2005.

      Simma ein Beispiel für sehr hohes Engagement

      Für das Land hat die Hospizarbeit entscheidende Bedeutung. Sie hat in den vergangenen Jahren umfassende Aufbauarbeit für eine ehrenamtliche Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen geleistet. Heute werden in Vorarlberg 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen zuhause betreut, betonte Landeshauptmann Dr. Herbert Sausgruber in seiner Rede gestern Abend. Dieses Engagement soll noch weiter gestärkt werden, etwa durch Entlastungangebote wie Tages-, Wochen- und Urlaubsbetreuung.

      Pfarrer Elmar Simma gratulierte der Landeshauptmann von Herzen. Er sei ein Beispiel dafür, „dass unser Land über eine Vielzahl von Persönlichkeiten verfügt, deren Engagement weit über das übliche Maß hinausgeht“.

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