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Eine Frage des Durchblicks

Christian Klien zum GP von Singapur: "Am Wochenende starten wir in ein neues Abenteuer — das erste Nachtrennen der Formel 1. Ich bin überzeugt, der Grand Prix von Singapur wird ein absolutes Highlight."

Viele machen sich Gedanken, ob das Fahren bei Nacht nicht ein Sicherheitsrisiko sei. Ganz ehrlich: Bei trockener Strecke wird das Flutlicht für die Fahrer keinen Unterschied machen. Beim Fußball denkt ja auch kein Mensch mehr nach, ob es bei Flutlicht schwieriger ist. Wir haben uns das bereits im Vorfeld genau angesehen. Die Strecke ist taghell erleuchtet. Auch beim Motorrad‐ Nachtrennen in Katar im März gab es keine Beschwerden. Außerdem können sich Formel 1‐ Fahrer auch ziemlich gut bei mieser Sicht orientieren, wie man zuletzt in Monza sehen konnte.

In Le Mans bin ich heuer auch relativ lange in der Nacht gefahren. Und da ist die Strecke überhaupt nicht beleuchtet. Dort sieht man bei über 300 km/h keinen Referenzpunkt mehr. Und irgendwie passt man trotzdem ganz intuitiv den Fahrstil an. Die Zeiten bei Nacht waren jedenfalls genauso schnell wie bei Tageslicht. Man darf aber nicht übersehen, wie wichtig das Material dabei ist. Wir haben dunkle und helle Visiere. In Singapur werden wohl alle Fahrer das helle verwenden. Darüber kleben wir hauchdünne Abreiß‐Visiere. Mit drei Stück kommst du normal gut durch einen Grand Prix. Im Extremfall klebt man fünf auf und achtet genau drauf, dass sich zwischen den Folien keine Luftblasen bilden, die die Sicht beeinträchtigen könnten. Und sollte es in Singapur regnen, ist auch vorgesorgt.

Viele Fahrer haben Helme mit beheizbarem Visier. Mein Arai‐Helm übrigens auch. Und nicht zu vergessen: Gute Sicht ist auch eine Frage der Sehschärfe. Jeder von uns muss am Jahresanfang zum medizinischen Check, wenn wir die Rennlizenz verlängern. Dort wird auch der Sehtest gemacht. Bei mir gab‘s da noch nie Probleme. Bei schwieriger Sicht ist das sicherlich kein Nachteil.

Bemerkenswertes zum Singapur‐Rennen

  • Die Strecke von Singapur liegt nur 281 km von Sepang in Malaysia entfernt. Zwei so nahe gelegene Formel 1‐Strecken sucht man heuer sogar in Europa vergeblich. Zum Vergleich: Die Distanz Spa‐Hockenheim ist 312 km, Monaco‐Monza 328 km, Barcelona‐Valencia 358 km
  • Der Singapur Grand Prix ist das 800.Rennen seit Einführung der Formel 1‐Weltmeisterschaft
  • Der Vertrag mit der Formel 1 läuft über 5 Jahre. Die Kosten werden zu 60% von der Regierung des Kleinstaats getragen.
  • Einen „Singapur Grand Prix“ gab es bereits zwischen 1961 und 1973. Die Rennen zählten allerdings nicht zur Formel 1‐WM, was damals durchaus üblich war. Der letzte Sieger war der australische Formel 1‐Fahrer Vern Schuppan., der übrigens 1977 in Zeltweg den letzten Grand Prix seiner Karriere fuhr.
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