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Ein Zufluchtsort für junge Flüchtlinge

Haus Noah in Vandans: Zufluchtsort für junge Flüchtlinge
Haus Noah in Vandans: Zufluchtsort für junge Flüchtlinge ©VOL.AT/Markus Sturn
Vandans - Im Haus Noah sind seit April dieses Jahres 13 minderjährige Flüchtlinge untergebracht. VOL.AT sprach mit Jugendlichen über die Gründe, warum sie ihre Heimat verlassen haben – und wie es ihnen in Österreich geht.

Ralf Engelmann ist Stellenleiter des Haus Noah. Gut erinnert er sich an die Nacht im April, als ein Reisebus mit jenen dreizehn Jugendlichen vorfuhr, die in Vandans ein neues Zuhause finden sollten. Aus Afghanistan, Pakistan, China und dem Iran kamen die jungen Menschen. Über Vorarlberg wussten sie damals freilich noch nichts. Die meisten hatten den Umweg über das Flüchtlingslager Traiskirchen gemacht. Was Ihnen gemeinsam ist: Sie alle sind ohne Mutter, Vater oder andere Familienangehörige nach Österreich gereist. Im Fachjargon der Caritas nennt sich das „UMF“. Das Kürzel steht für „unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge“, erklärt Engelmann.

Flüchtlinge berichten von Zuhause

Zwischen 14 und 18 Jahre alt sind die Jugendlichen im Haus Noah. Der Grund, warum sie ihre Heimat verlassen haben, sind zumeist kriegerische Auseinandersetzungen. Der 15-jährige Khurram und der 17-jährige Asad stammen beide aus Pakistan. Sie berichten von blutigen Auseinandersetzungen in ihren Dörfern. Täglich gebe es Zusammenstöße zwischen Sunniten und Schiiten, erzählt Asad. Ahmad kommt aus dem Nachbarland Afghanistan. Auch hier stehen Glaubenskonflikte auf der Tagesordnung. Dem Vater des 15-Jährigen haben die Taliban ein Bein abgetrennt, der Mutter zwei Finger. Der 16-jährige Malik wiederum lebte als Muslim in der chinesischen Region Xinjiang. Von politischen Gefangennahmen und sogar Tötungen berichtet der Jugendliche.

Zufluchtsort Haus Noah

Das Haus Noah bietet den jungen Flüchtlingen einen sicheren Hafen und etwas Normalität abseits ihrer bewegten Vergangenheit. Das Wichtigste sei, den jungen Menschen eine sinnvolle, abwechslungsreiche Beschäftigung zu geben, meint Engelmann. Deswegen ist das Haus Noah als Wohngemeinschaft organisiert: Es wird zusammen eingekauft, gekocht, gegessen. Die Jugendlichen gehen in die Schule oder durchlaufen ein eigenes Bildungsprogramm der Caritas. Alle lernen Deutsch, um sich später besser zurechtfinden zu können. Um zu üben, beschriften sie die Gegenstände im Haus mit den deutschen Bezeichnungen: Auf dem Topf mit den Blumen steht „Pflanze“, auf dem Lichtschalter prangt ein Zettel mit der Aufschrift: „Lichtschalter“. Auch für Freizeitunterhaltung ist gesorgt: Insbesondere Fußball und Volleyball erfreuen sich bei den jungen Männern großer Beliebtheit.

Der Preis für die Flucht

Den Weg nach Österreich haben die meisten Jugendlichen mithilfe von Schlepperbanden geschafft. Khurram musste rund 7.000 Euro für seine Flucht aus Pakistan bezahlen, Malik in etwa 5.000 Dollar (knapp 4.000 Euro), um von China nach Österreich zu gelangen. Bezahlt werden diese Summen in den meisten Fällen von Familien, die ihren Kindern ein besseres Leben im Ausland zu ermöglichen wollen. Das war auch beim 17-jährigen Ashkan der Fall. Die 5.000 Euro für seine Flucht aus dem Iran hat er nicht bereut: „Im Iran ist dein Leben nicht sicher. Wenn man im Iran etwas über die Regierung sagt, ist das nicht gut. Aber hier kann man es sagen.“ Weswegen er am liebsten bleiben würde.

Asylwerber dürfen zukünftig Lehre absolvieren

Erfreut  zeigt man sich im Haus Noah über den jüngsten Erlass des Sozialministeriums, wonach junge Asylwerber zukünftig eine Lehre absolvieren dürfen. Für Engelmann ist das ein „wichtiger, erster Schritt“, denn alle seiner Schützlinge durchlaufen derzeit das aufwendige Asylverfahren. Gut einem Drittel traut er die erfolgreiche Absolvierung einer Lehre zu – wenn nicht mehr. Nicht ganz glücklich ist er hingegen über die Tatsache, dass die Regelung bisher nur für Jugendliche bis 18 Jahre gilt: „Da sind Verbesserungen durchaus noch möglich“. Mit der Suche nach Partnerfirmen haben er und sein Team längst begonnen.

Kontakt zum Haus Noah:

Flüchtlings- und Migrantenhilfe
Haus Noah
Dielstraße 20
A-6773 Vandans

Stellenleiter: Ralf Engelmann
+43 (0) 664 8530343
Ralf.enegelmann@caritas.at

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