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"Ein Wirt wie er im Buche steht"

Franz Breznik verkörpert den gemütlichen Wirt
Franz Breznik verkörpert den gemütlichen Wirt ©Annemarie Kaufmann
Gasthaus "Löwen" Au
...und so sieht es im Inneren des Gasthaus "Löwen" aus

Franz Breznik möchte den “Löwen” in Au zu neuem Leben erwecken.

Au, Hohenweiler. Wie das Wirtshaus so der Wirt. Behäbig, gediegen und bodenständig. Diese drei Eigenschaften vereinen sowohl das über 100-jährige, ehemalige Gasthaus “Löwen” in Au als auch dessen künftiger Betreiber Franz Breznik aus Hohenweiler in sich. Er mag die Menschen und er liebt den “Löwen”. Der ehemalige Stickereimeister und Musiker, der seine Kindheit in Au verbrachte, möchte das seit vielen Jahren leerstehende und unter Denkmalschutz gestellte Gasthaus aus dem Dornröschenschlaf befreien und mit neuem Leben erfüllen.

An “Ghöriga Wirt”
“Ein Wirt will ich sein, wie er im Buche steht”, erklärt Breznik. “Ich möchte die Leute bei der Tür abholen und mich um deren Wohl kümmern, bis sie wieder gehen”. Im “Löwen” gibt es nur große Tische. “Alle sollen sie zusammen sitzen, miteinander reden, essen und trinken”, wünscht sich der zukünftige Wirt. Aber auch der Kultur soll Raum gegeben werden. Sowohl der imposante Tanzsaal als auch der ehemalige Wirtschaftstrakt eignen sich hervorragend für Gigs, Ausstellungen und Konzerte.

Konzept
Am liebsten möchte Franz Breznik alles so lassen wie es ist. Hinter dem alten Schanktisch fühlt er sich ganz in seinem Element. Bedächtig füllt er Traubenmost in zwei winzige Glasgefäße, die einst als Weingläser dienten. Derzeit erarbeitet der 53-Jährige gemeinsam mit dem Besitzer und dem Denkmalamt ein Konzept, wie es zu bewerkstelligen wäre, dass das Gasthaus, ohne wesentliche bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen, wieder eröffnet werden könnte. “Kleinere Umbauarbeiten, gerade in der Küche und im sanitären Bereich, werden sich nicht vermeiden lassen”, vermutet der künftige Wirt.

Sommerfrische in Au
“Der Löwen hat mich schon als Kind fasziniert”, erinnert sich Breznik an seine Zeit in Au. In breitem Bregenzerwälderdialekt erzählt er, wie es damals war, als der Tanzsaal des Gasthauses den Kindern vom Kinderdorf als Unterrichtsstube diente. Errichtet wurde das imposante Gebäude im Jahr 1909 von Pius Albrecht. Die großzügige Bauweise führt Breznik darauf zurück, “dass es weder an Platz noch an Geld gefehlt habe”. Sowohl die fünf Fremdenzimmer als auch Gaststuben, Tanzsaal und Wirtschaftstrakt entsprachen damals höchsten Anforderungen und so war es nicht weiter verwunderlich, dass sich binnen kurzer Zeit noble Herrschaften aus dem In- und Ausland als Sommerfrischler einstellten.

Nahtstubat
Aber auch die Einheimischen und Gäste aus der Umgebung verkehrten gern im Löwen. Neben den Tanzveranstaltungen im Fasching gab es während des Jahres die sogenannten “Nahtstubaten”. Hier oblag es den Gästen für Stimmung zu sorgen. Mittels Zither, Harmonika und Gitarre, gerne auch mit Blechinstrumenten, wurde bis in die frühen Morgenstunden musiziert, gesungen und getanzt. Und genau diese Tradition möchte Breznik im “Löwen” neu aufleben lassen. “Unser Ziel ist es, das Gasthaus gutbürgerlich zu führen und kulturell zu nutzen. Die Gäste sollen sich in den alten Stuben geborgen fühlen”, wünscht er sich. “Nach meiner 33-jährigen Tätigkeit als Musiker habe ich genug Gasthäuser von innen gesehen, und ich glaube zu wissen, was es ausmacht, dass man sich als Gast wohlfühlt”.

Tag des Denkmals
Beim Tag des Denkmals, am 25. September 2011, soll der “Löwen” der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Darauf freut sich Franz Breznik ganz besonders. Von 10 Uhr bis 18 Uhr gibt es neben einer Ausstellung des verstorbenen heimischen Malers Gebhard Berlinger, Führungen und Geschichten zum Traditionshaus. “Das ganze Haus ist voller Raritäten. Hier wurde alles aufgehoben, vom Schnapsbudel bis zu Zeitungen aus den 50iger Jahren”, lacht Breznik. Zur Frage, zu welchem Zeitpunkt man im “Löwen” wieder einkehren könne, wollte sich der Gastwirt noch nicht genau festlegen. Jedenfalls erfahre man es früh genug. AK

Zur Person:
Franz Breznik
Geboren: 15. Mai 1958
Familie: Verheiratet, zwei Kinder
Wohnort: Hohenweiler
Beruf: Stickereimeister (Absolvent der Stickereischule mit Meisterklasse) Musiker, Gastwirt

 

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