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"Ein Weib von ungeheurem Talent"

Schwarzenberg - Schwarzenberg feiert vom 3. bis 5. November den 200. Todestag von Angelika Kauffmann. Zu diesem Anlass wurde ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Angelika-Kauffmann-Ausstellung

Unter anderem werden stündliche Führungen durch das Angelika-Kauffmann-Museum angeboten. „Wir hoffen, dass viele Kunstfreunde zu diesen Veranstaltungen kommen werden“, meint Bgm. Berchtold.

Verlängerte Öffnungszeiten

Gezeigt wird die „Angelika-Kauffmann-Kunstsammlung der Gemeinde Schwarzenberg“. Anlässlich des großen Erfolges verlängern das Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz und das Angelika-Kauffmann-Museum in Schwarzenberg zur Finissage die Öffnungszeiten: Samstag, 3. November, bis Montag, 5. November, von 9 bis 19 Uhr

Ein kostenloser Shuttlebus verkehrt zwischen den beiden Museen.


Kauffmann – so notwendig wie faszinierend

Goethes Frechheit, mit der er schrieb, dass Angelika Kauffmann als Weib ungeheures Talent habe, hat der Malerin nicht gutgetan. Dass einem Museumsdirektor wie Klaus Albrecht Schröder, dem Leiter der Wiener Albertina, zu Kauffmann nicht mehr einfällt als dass sie „charmant und umworben“ war, darf uns heute nur noch einen Lächler kosten, nicht einmal ein Kopfschütteln.

Ihr Leben, ihre Karriere und ihr Werk haben so viele Fassetten, dass sie viele Zugangsmöglichkeiten bietet, meint hingegen Tobias Natter, seit gut einem Jahr Direktor des Vorarlberger Landesmuseums und als solcher Kurator der großen Kauffmann-Schau, die am kommenden Montag, zum 200. Todestag der Künstlerin, beendet wird.

Er hat sich beim Blickwinkel nicht wirklich festgelegt, bietet den einen die Auseinandersetzung mit den Erwartungen an eine Frau im 18. Jahrhundert und den anderen die Möglichkeiten, sich mit den männlichen Urteilen ihrer Zeit und der Nachwelt zu beschäftigen.

Auch wenn das Werk dann im Mittelpunkt steht, führt das auch zu berechtigter Kritik. Herders Spruch, dass die Kauffmann „vielleicht die kultivierteste Frau Europas“ war, ist leichter zu ertragen als die Abwertung von Goethe, den die Malerin im Übrigen derart unheldenhaft porträtierte, dass er selbst überhaupt keinen Gefallen an dem schönen Gemälde fand. Herders Spruch kann man aber fast nicht mehr hören, lasst uns Taten, lasst uns Bilder sehen.

Weit über 50.000 Besucher haben diese im heurigen Sommer in Bregenz und Schwarzenberg auch angesehen. Für das Landesmuseum ist das ein wunderbarer Erfolg.

Umbau des Hauses

Inwieweit es möglich ist, die Kauffmann im Kreise einiger Zeitgenossen zu beurteilen, wird sich erst irgendwann einmal nach dem Umbau des Hauses in Bregenz erweisen können. Vorerst ist der zu meistern.

Das notwendige Unternehmen „Angelika Kauffmann 2007“ müsste alle Verantwortlichen aber geradezu beflügeln.


Noch nicht abgegrast

VN-INTERVIEW: Kauffmann-Forscher wird, so Tobias Natter, der Stoff noch lange nicht ausgehen.

VN: Herr Natter, welche Erkenntnisse haben Sie nun als Kurator selbst angesichts dieser Ausstellung gewonnen?

Natter: Für mich ist sie der Beweis, dass das Thema Angelika Kauffmann noch lange nicht abgegrast ist. Wir haben eine Ausstellung zeigen können, für die es wirklich Interesse gibt. Das kommt auch unserem Konzept entgegen, im umgebauten Museum ein Kauffmann-Kompetenzzentrum zu errichten.

VN: Sie haben viele Werke, zahlreiche Dokumente, Sie können Informationen liefern, woran denkt man bei diesem Begriff aber konkret?

Natter: Die Kauffmann-Werke werden mit Sicherheit einen Fixpunkt in der neuen Ausstellung werden. Das ist explizit etwas, mit dem wir unsere Identität verbinden. Das wird ähnlich sein wie die Verbindung Gustav Klimt und Belvedere. Wer an die Kauffmann denkt, soll an das Vorarlberger Landesmuseum denken und umgekehrt.

VN: Viel mehr Werke werden Sie nicht ansammeln können.

Natter: Wir haben 24 Ölgemälde, das ist sehr viel. Alles da zu haben ist nicht möglich und wäre zudem nicht sinnvoll. Wir wollen ein Ort der Forschung sein. Alles Wissen über die Kauffmann soll bei uns abrufbar werden. VN: Dennoch – glauben Sie, dass in nächster Zeit noch gute Kauffmann-Werke auf den Markt kommen? Sollte noch etwas gekauft werden, wäre das Museum dazu in der Lage?

Natter: Ein repräsentatives Selbstbildnis haben wir wirklich nicht.

VN: Sie bekommen jenes in Wäldertracht aus dem Landesmuseum in Innsbruck.

Natter: Als Leihgabe. Das Problem ist, dass es ein solches Selbstbildnis wirklich nicht mehr zu erwerben gibt. Wir haben Bilder aus allen Zeiten, aber eben kein Selbstbildnis.

VN: Ich kann mir vorstellen, dass vor allem die Zeit der Kauffmann in der Region kaum aufgearbeitet ist.

Natter: Ja, über die Zeit der Aufklärung, über Europa am Beginn der Moderne gibt es noch viel zu sagen.

Natter: „Wir wollen der Ort der Kauffmann-Forschung sein.“

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