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"Ein ungünstiger Jahrgang" / Teil 1: Der 1.Weltkrieg

2 Brüder: Anton und Engelbert Gorbach
2 Brüder: Anton und Engelbert Gorbach ©Sammlung Rupp (GAH)
Engelbert Gorbach - 1.Weltkrieg

Engelbert Gorbach aus Hörbranz war Soldat in beiden Weltkriegen und geriet zweimal in Kriegsgefangenschaft

Engelbert Gorbach wurde am 28. Juli 1892 als Sohn des Bauführers (Poliers) Johann Georg Gorbach und dessen Gattin Maria, geb. Vonbrül, in Hörbranz-Ziegelbach 234, geboren. Mit vielen anderen Männern teilte er das Schicksal, im ersten Weltkrieg gerade jung/alt genug und im zweiten Weltkrieg noch nicht zu alt für den Militärdienst zu sein.

Im Jahre 1913 – mit 21 Jahren – begann für Engelbert Gorbach seine aktive Militärzeit bei den Tiroler Kaiserjägern, 2.Regiment, die mit dem Ausbruch des 1.Weltkrieges am 28. Juli 1914 ihre Fortsetzung fand. Nach langen, anstrengenden Märschen erhielt sein Regiment die Feuertaufe bei Bel (Bels, Westukraine). Im April 1915 schrieb Gorbach von seinem neuen Posten in Brixen, Südtirol: ” (…) geht es mir dato tadellos und werde nicht mehr weg kommen bis meine Dienstzeit zu Ende ist (…). Beschäftigt in der “Evidenz-Kanzlei” des Ersatzbataillons beim 2.TKJR, befand sich Gorbach auf einem “sicheren, rückwärtigen” Posten. Dieses Glück muss jedoch von einem aktiven Einsatz an der Kampflinie gestoppt worden sein. Denn im August 1916 geriet Engelbert Gorbach bei den heftigen Kämpfen um den Monte Passubio (“Schlachtbank”, “Menschenmühle”, “Berg der 10.000 Toten”) in italienische Kriegsgefangenschaft, die ihn nach Pozzallo, Sizilien führte: “Bin am 15.9. (1916) im Hauptlager in Sicilien angekommen. Es geht uns im allgemeinen ganz gut. (…) Die Menage ist gut, wir kochen selbst. Das Brod ist sehr gut, das Wasser dagegen nicht besonders. (…) Arbeiten brauchen wir nichts. In einem kleinen Kasernhof liegt unsere Freiheit. Bewacht sind wir auch gut: Auf der einen Seite Meer, auf der anderen starke Bewachung, außerdem noch eine große Mauer. (…)” Zwei Monate später (17.11.1916) schrieb Gorbach: “Post habe ich bis dato auch noch keine bekommen, aber wir alle hoffen bis Weihnachten welche zu bekommen.”

Im August 1917 befand sich Engelbert Gorbach weiterhin auf Sizilien, nun jedoch im Lager Vittoria: “Es sind in letzter Zeit viele Ländler von hier freiwillig auf Arbeit nach Ober-Italien gegangen, darunter auch 2 Kollegen von mir namens Gächter und Mattle. Wann von diesen zweien Nachrichten zu Euch gelangen, so bitte mir genau den Inhalt, wie er auf der Karte ist, mir in einem Briefe mitzuteilen, aber genau so wie sie Euch schreiben.” (Die Gefangenen wussten demnach genau, was welche Aussage zu bedeuten hatte und konnten also “zwischen den Zeilen lesen”.) “Vor wenigen Tagen kam mit einem Transport Mathis August in mein Lager. Die Freude beiderseits könnt Ihr Euch denken.” Am 30.12. 1917 schrieb Engelbert Gorbach an seine Eltern: “Wünsche Euch nochmals ein glücklich bald friedenbringendes 1918. Hoffentlich sind wir nächstes Jahr um diese Zeit nicht mehr so weit entfernt von Euch. Meine Weihnachten blieben ungefeiert und waren für mich ziemlich trübe. Habe schon 3 beinahe 4 Monate kein Paketel mehr bekommen, also nicht einmal etwas zum Rauchen – schweige von einem besseren Bissen unter die Zähne.”

Am 3. Mai 1918 meldete Engelbert Gorbach, dass er seit etwa einem Monat in der Nähe von Florenz auf Arbeit sei. Weiters: “Das Klima ist sehr gesund, Quartier gut, Menage ärarisch, Wein billig, Freizeit sehr beschränkt und die Arbeit genau das pure Gegenteil meines Berufes.” Als Absender-Ort war “Forte Belvedere, Firenze” vermerkt. Ab dem 20 Mai 1918 tragen die Feldpostkarten als Absender-Ort “Monte Follonico” bei Florenz. Hier war Gorbach in einem Kohlenbergwerk beschäftigt: “Muss nun mit Bickel und Schaufel hantieren, was mir natürlich schwer fällt, aber bin dabei viel gesünder wie in Sicilien (…).Mir geht und gefällt es hier ganz gut, nur diese schwere ganz ungewohnte Arbeit ist für mich beinahe marternd. Eure Briefe bringen mir großen Trost (…).” Am 5. August 1918 beruhigte er seine Mutter: “Weiters braucht Ihr keine Sorge haben über mich, denn ich weiß mir schon selbst zu helfen, wo es möglich ist. Außerdem bin ich mein Schicksal schön längst gewohnt. Wenn wir uns nur alle gesund wieder sehen können, dann bin ich schon zufrieden (…).”

Nach dreijährigen Kriegsgefangenschaft kehrte Engelbert Gorbach am 28. 8. 1919 wieder nach Hörbranz zurück.

(Wie es Engelbert Gorbach in der Zwischenkriegszeit, im 2.Weltkrieg und in der Kriegsgefangenschaft erging, lesen Sie im 2 Teil dieser Geschichte.)

Bericht: Willi Rupp

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