AA

Ein Stück Opal für zu Hause: Lochauer Kult-Club verkauft seine Plattensammlung

Ein Stück Clubgeschichte für zu Hause: Der Lochauer Opal verkauft seine Plattensammlung.
Ein Stück Clubgeschichte für zu Hause: Der Lochauer Opal verkauft seine Plattensammlung. ©VOL.AT/Mayer
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Über 5000 Langspielplatten zählt die Sammlung von Club-Betreiber Werner Brugger. Warum sie zum Verkauf steht und welche Highlights Werner für sich behält.

VOL.AT besuchte Opal-Gründer Werner (66) in Lochau, wo er und die Sammlung zu Hause sind. "Wir wollten nie, dass Discjockeys ihre Platten mitbringen, wir dann sozusagen abhängig sind von diesen DJs", erklärt er dazu. "So haben wir wirklich eine riesige Sammlung zusammengebracht." Rein über 5000 LPs zählt sie. Da die Töchter von Werner und seiner Veronika kein Interesse daran haben, stehen die Platten zum Verkauf. "Von der neuen Generation könne nicht alle etwas anfangen mit LPs", meint er. Die Sammlung soll nun Leuten zukommen, die wirklich eine Freude daran haben.

Werner und Veronika Brugger verkaufen ihre Kult-Sammlung. ©VOL.AT/Mayer

Video: Werner Brugger zeigt die Opal-Platten

Eine geschmuggelte Platte aus der DDR

Doch nicht alles wird verkauft. "Wir selbst behalten natürlich auch noch um die 400 Stück, die uns persönlich, was wert sind", betont der Opal-Gründer. Mit den Platten verbindet er teilweise schöne Erinnerungen an Momente in seiner Nightlife-Karriere. Ein Beispiel ist "City" mit "Am Fenster".

"Am Fenster" von City wurde aus der DDR nach Lochau geschmuggelt. ©VOL.AT/Mayer

"Die haben wir in den 80er-Jahren erhalten von jemandem, der sie aus der DDR rausgeschmuggelt hat", so Werner. "Kannst mit dem was anfangen?", habe er gemeint. Zuerst habe er gezweifelt, dann doch reingehört: "Eine wunderbare Nummer, also wirklich sensationell." Der Titel wurde also ins Programm des Opal eingebaut. "Das ist ein Hit geworden", erinnert er sich. Sogar Josef S. vom Plattenladen habe ihn angerufen und gefragt, wo er die Platte herhabe, da sie jeder kaufen wollte: "Das war exklusiv im Opal. Niemand hat die Platte bekommen – bis dann halt die Mauer gefallen ist."

Ein Ausschnitt aus der Sammlung. ©VOL.AT/Mayer
Vierhundert Platten, darunter die von Al Jarreau will Brugger behalten. ©VOL.AT/Mayer

Ein US-Musiker zu Besuch im Opal

Ein weiteres Highlight, dass er für sich behalten wird, ist "Spiritis and Feelings" von Al Jarreau. An einem Sonntagabend legte Werner auf und der Höchster Tommy Schobel kam vorbei. Dieser war damals Schlagzeuger für Musikerin Stefanie Werger. Mit dabei hatte er keinen geringeren als den Musiker höchstpersönlich. "Hä? Ist das jetzt wirklich Al Jarreau?", fragte sich der Opal-Chef. "Ein Mann aus New York. Ein Weltstar. Das gibts ja nicht." Als er eine Nummer des Musikers auflegte, sei dieser zu ihm raufgerannt: Zufälligerweise handelte es sich dabei nicht nur einen Favoriten von Werner, sondern auch eine Lieblings-Nummer des Künstlers selbst. Spontan gab es dann eine Soul-Einlage des Clubbetreibers mit Al Jarreau. Das Tape davon hat Werner Brugger bis heute aufbewahrt. "Es war ein Traum", meint er.

Auch Raritäten sind in der Sammlung mit dabei. ©VOL.AT/Mayer

Anne Clark und die "Weltstadt" Lochau

Die LP "Our Darkness" der britischen Singer-Songwriterin Anne Clark ist ebenfalls ein besonderer Favorit von Werner. "Sie hat zweimal ein Konzert gefeiert bei uns", erzählt er. Das Opal stand sogar mit auf den Plakaten zu ihrer Europatournee. Der ein oder andere werde sich hier gewundert haben, was für eine "Weltstadt" Lochau sei, meint er und lacht. "Ihr hats wahnsinnig gut gefallen bei uns."

Auch Musikerin Anne Clark war im Opal. ©VOL.AT/Mayer

Auch Musikerin Katharina Franck kam ins Opal, vor sie mit ihren Hits in den Charts richtig berühmt wurde. "Das waren die Sachen, die Feinheiten als Diskomacher zu erkennen, was wird Trend", meint Werner Brugger. Das kam auch bei den Schweizern gut an, die nach Vorarlberg in den Club kamen. Mit dem Programm am Samstag mit den Charts habe man teilweise sogar mehr Franken abgerechnet als Schilling, erinnert er sich.

Kistenweise LPs warten auf ein neues Zuhause. ©VOL.AT/Mayer

Songs erst im Opal, dann auf Ö3

Fürs Opal gab es immer die neusten Platten: "Da sind wir dann immer jede Woche nach Zürich gefahren. Da gab es einen kleinen Laden, der hatte US-Imports", erinnert sich der Gründer. Anders als heute gab es damals noch Verzögerungen: "Da hatten wir teilweise Platten, die sind einen Monat bei uns gelaufen, vor sie Ö3 als Neuvorstellungen hatte", lacht er. Das habe die Clubbesucher dann auch gewundert. In der Sammlung gibt es natürlich aber auch Platten, die nicht ganz so bekannt wurden: "Die in Amerika berühmt waren, aber in Europa nie berühmt worden sind", verdeutlicht Brugger im VOL.AT-Gespräch.

Auch Chef Werner versuchte sich als DJ. ©VOL.AT/Mayer
So wurde früher im Opal gefeiert. ©VOL.AT/Mayer

Ein Stück Club-Geschichte für zu Hause

Das Opal war ein Teil Vorarlberger Club-Geschichte. "Diese Geschichte kann man jetzt da bei uns musikalisch erhalten, indem man bei uns vielleicht ein paar Platten mitnimmt", betont Werner. Ein Stück Opal als Erinnerung für zu Hause quasi: "Da kann man jetzt garantiert sagen: Die Platte habe ich getanzt. Das ist nämlich genau die, die man wirklich getanzt hat. Die ist im Opal gelaufen." Alle Freunde der Musik sind eingeladen, sich bei Werner und Veronika Brugger zu melden: veronika.brugger@hotmail.com Auch DJs würden ihn freuen: wenn sie die Hits wieder hochleben lassen oder mit in ihre Sets einbauen.

Mehr dazu

(VOL.AT)

  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Ein Stück Opal für zu Hause: Lochauer Kult-Club verkauft seine Plattensammlung