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Ein Stück altes Lustenau erhalten

Das junge Lustenauer Ehepaar Vincent und Manuela Baur hat sich bewusst für die Sanierung eines alten Rheintalhauses mitsamt Stickereilokal entschieden und dieses Vorhaben mit viel Herzblut und Schweiß erfolgreich umgesetzt.
Ein Stück altes Lustenau erhalten

Viel manuelle Kraft wurde aufgewendet, um alle sichtbaren Holzteile freizulegen und abzubürsten. Die Bauherren wollen andere zur Sanierung animieren und sagen: „Es rentiert sich!“. Wund’s Hermännle kannten viele. Obzwar von Geburt an taub, hat sich der Lustenauer mittels Lippenlesen bestens unterhalten und war lebensfroh und aufgeschlossen. Nach dem Tod dieses Nachfahren der Stickerei Wund im Jahr 2010 hat sein Großneffe Vincent Baur das Anwesen in der Lerchenfeldstraße übernommen. Mit Hilfe der Verwandtschaft wurde aus dem Rheintalhaus mit angeschlossener Stickerei ein Stück altes Lustenau für moderne Wohnzwecke renoviert. Der 29-jährige Assistent der Geschäftsleitung und die 27-jährige Krankenschwester machen vor allem jungen Sanierungswilligen Mut: „Ein altes Objekt zu sanieren, bedeutet viel Arbeit, aber die Befriedigung ist umso größer.“ Die Freude am Wiedererstehen der alten Substanz und die Kombination mit moderner Funktionalität ist ein spannender Prozess. Manuela gibt´s unumwunden zu: „Ich konnte mir anfangs nicht vorstellen, wie man aus einem alten, eher unattraktiven Haus ein schönes, heimeliges Zuhause machen kann.“ Vincent lacht: „Als sie die ersten Pläne gesehen hat, kam auch die Begeisterung.“ Es galt zuerst, tonnenweise Material zu entfernen und zu entsorgen. Rigipswände und Jutesäcke, die mit Tausenden kleinen Nägeln an die Wand genagelt worden waren, zahlreiche Tapetenschichten etc. mussten weg. Erinnerungen, Schriften, Gegenstände und Möbel wurden hingegen aufbewahrt. Als Wände und Böden von Verkleidungen befreit waren, wurden die freigelegten Holzwände und Balken in aufwendiger Handarbeit mühevoll wochenlang abgebürstet. Die gesamte Knochenarbeit gelang nur dank der tatkräftigen Mithilfe von Verwandten und Freunden, streut das Ehepaar der gemeinschaftlichen Schufterei durch die Familie Rosen. Umbausünden der 60er-Jahre wurden ausgemerzt, und die Fenster wieder an den ursprünglichen Platz versetzt, um den Charakter des Rheintalhauses erneut herzustellen. Und siehe da: Jetzt, wo die Fenster wieder im Originalzustand sind, ist es sogar heller geworden, freut sich der Hausherr. Im ehemaligen Tenn wurde eine Decke eingezogen sowie das gesamte Haus isoliert. „Ein Lob den Handwerkern von Muxel Holzbau, es war eine wahre Freude, ihnen bei der Arbeit zuzusehen“, erklärt Vincent. Durch den Ausbau wurden die freundliche Stube mit der rohen Feuerwand, das Bad, ein begehbarer Schrank, das Schlafzimmer sowie die nette Veranda als Wohnraum gewonnen. Liebevolle Details erinnern an früher. Ein Tischläufer, der aus alter Bettwäsche genäht worden ist. Ein alter Krauthobel als Küchendeko, ein Kreuz und die kleine Schultafel aus Schiefer von Wunds Hermännle oder ein altes Tablett geben Zeugnis vom früheren Leben. Alte Kommoden, Nähmaschinen, ja selbst ein mobiles WC, das allerdings im noch als Partyraum unsanierten Stickereilokal aufb ewahrt wird, finden sich in dem liebevoll renovierten Objekt. Vincent und Manuela Baur liegt der Erhalt des Alten so sehr am Herzen, dass sie gerne bereit sind, Sanierungswilligen ihr Haus als gelungenes Beispiel zu zeigen. Wer Interesse hat, kann sich unter der E-Mail-Adresse vincent.baur@gmx.at melden.

Daten und Fakten

Umbau/Sanierung ehemaliges Rheintalhaus mit Stickereilokal, Familie Baur, Lustenau

  • Wohnnutzfläche: 208 m2
  • Grundstücksfläche: 1280 m2 Planung:
  • Grundidee: Rupert Hammerer, plan 3
  • Erweiterte Planung und Ausführung: Stephan Muxel, Holzbau, Au
  • Planungszeit: Ein halbes Jahr
  • Baubeginn: März 2011
  • Bezug: Juli 2011
  • Energie: Pellets, Solaranlage und Kachelofen
  • Konstruktion: Das gut 150 Jahre alte Rheintalhaus wurde in einen Bestandwohnbereich sowie der ehemalige Heulagerbereich („Tenn“) in einen Neubaubereich geteilt. Die neuen Brüstungen im Außenbereich wurden mithilfe von altem Holz so ausgebessert, dass man fast nicht sieht, was Bestand war oder was „neu-auf alt gemacht” ist. Die Decken im Neubau sind mit Fichte-Thermo-Holz-Täfer verkleidet. Im Gang wurde ein Dachfenster eingebaut und sorgt durch eine Holzlattung im oberen Boden für Helligkeit. Viel Licht wird dadurch auch im Terrassenbereich und im Wohnzimmer erzeugt. D. h. kein Sonnenschutz ist erforderlich, da die Dachverglasung im vorderen Bereich des Daches ausgeführt wurde. Das Dach wurde insgesamt erneuert und die Dacheindeckung
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