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Ein Stausee wird abgesenkt

Der Speicher Raggal im Großen Walsertal fasst das Wasser der Lutz und des Marulbaches.

Beinahe verborgen im Großen Walsertal liegt der Speicher Raggal. Hier wird das Wasser der Lutz und des Marulbaches gefasst und seit Jahrzehnten zur Gewinnung sauberer Ökoenergie genutzt. Eine dreiteilige Serie beleuchtet die energiewirtschaftlichen Hintergründe und zeigt, von der Stromerzeugung bis zur Sedimentbewirtschaftung, was alles nötig ist, um tausende Haushalte in Vorarlberg mit Strom aus Wasserkraft zu versorgen. Der dritte Teil der Serie über den Speicher Raggal widmet sich der Absenkung des Stausees, der laut Wasserrechtsbehörde in Wien einmal in zehn Jahren durchzuführen ist. Für die Experten der illwerke vkw ein Mammutprojekt, denn anders als bei der Badewanne kann hier nicht einfach der Stöpsel gezogen werden. Bei einer solchen Entleerung müssen umfangreiche Maßnahmen getroffen werden, um Mensch und Natur zu schützen.

Intensive Planungsphase

„Wir beginnen mit unseren Planungen jeweils rund ein Jahr vor dem vorgesehenen Absenktermin“, berichtet Stefan Pfeifer, Projektleiter der illwerke vkw. „Damit am Tag X alles klappt, müssen viele Stellen koordiniert werden. Eine solche Absenkung folgt einem detaillierten Plan, der wiederum im Vorfeld mit den Behörden abgestimmt und von diesen genehmigt werden muss“, so der Fachmann. Die umfangreichen Maßnahmen der Sedimentbewirtschaftung im Vorfeld wurden an dieser Stelle bereits beschrieben. Bevor es soweit ist, hat der gewaltige Schwimmbagger rund sechs Wochen lang rund um die Uhr gearbeitet, um Sediment­ablagerungen vor der Staumauer zu entfernen. Wenn die Behörden schließlich grünes Licht geben, beginnen die Energieexperten damit, das Wasser bis zum sogenannten Absenkziel abzuwirtschaften. Sprich: Die Turbine im Kraftwerk Lutz Oberstufe in Ludesch leistet ganze Arbeit. Innerhalb weniger Stunden senkt sich der Pegel von rund 715 Metern Seehöhe bis 703 Meter über dem Meeresspiegel. Zum Schutz gegen größere Fremdkörper ist der Triebwassereinlauf mit einem Feinrechen geschützt. Ist die Seehöhe von 703 Metern erreicht, wird der rechteckige Einlauf des Staumauergrundablasses geöffnet. Dieser misst 4 x 5 Meter und ist – mit Blick Richtung Walgau – auf der linken Talseite angeordnet. Bis zu 40 Kubikmeter pro Sekunde würden hier bei Vollstau und dem damit bestehenden Wasserdruck abfließen. Liegt der Pegel schließlich im Bereich des Absenkziels von etwa 695 Metern, beträgt diese Abflusskapazität nur mehr rund zehn Kubikmeter in einer Sekunde. Damit die gesamte Absenkung nur wenige Stunden dauert, wird jeder Schritt kontrolliert und mit Bedacht ausgeführt. Denn bei der Entleerung zieht der Fluss Feststoffe mit, die für eine kurzfristige Trübung der Gewässer sorgen. Um den Feststoffgehalt möglichst gering zu halten, sind zahlreiche Maßnahmen vorgesehen. Neben einem kurzen Zeitraum sind dies vor allem:

  • Umfangreiche Materialentnahme durch den Schwimmbagger im Vorfeld
  • Verdünnung des Gewässers durch Beimengung von Frischwasser vor und während der Entleerung
  • Frischwasserabgaben auch nach dem Wiedereinstau

Durch diese aufwendigen Maßnahmen versucht man die natürliche Situation einer erhöhten Wasserführung nachzubilden. Nachteilige Auswirkungen auf die Natur werden weitestgehend verhindert. Nach nur wenigen Tagen ist die Überprüfung der Sicherheitseinrichtungen, Bauwerke und des Kraftwerks abgeschlossen. Langsam wird der See wieder aufgestaut. Ein sicherer Betrieb und die zuverlässige Bereitstellung erneuerbarer Energie aus Wasserkraft ist für weitere zehn Jahre gegeben.

„Energie für unser Leben“ ist eine redaktionell unabhängige Serie der Vorarlberger Nachrichten mit Unterstützung der illwerke vkw. 

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