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"Ein schlechter Witz, dass Ali nicht bei uns bleiben kann"

Schweren Herzens musste sich Hirschen-Wirt Peter Fetz von seinem Mitarbeiter Ali aus Afghanistan verabschieden.
Schweren Herzens musste sich Hirschen-Wirt Peter Fetz von seinem Mitarbeiter Ali aus Afghanistan verabschieden.
Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Hirschen-Wirt Peter Fetz musste seinen afghanischen Mitarbeiter Ali nach Italien "abschieben". Nur dort darf er arbeiten, trotz EU-Visum, hervorragender Integration und eklatanten Personalmangels in der Gastronomie.

"Als am Freitag zwei Beamte bei uns in Schwarzenberg erschienen, konnte ich es kaum fassen. Die Arbeitsbewilligung von unserm Mitarbeiter Ali aus Afghanistan war offensichtlich nur für Italien gültig. Also sollte unser afghanischer Mitarbeiter am besten gleich die Koffer packen und die Herren von der Fremdenpolizei begleiten. Gegen eine Kaution von 600 Euro konnte ich das zwar noch verhindern, nicht aber seinen endgültigen Abschied", erzählt Hirschen-Wirt Peter Fetz gegenüber VOL.AT.
Seit rund eineinhalb Monaten verrichtete der Afghane in dem Wälder Hotel hervorragende Arbeit, vor der Einstellung sahen sowohl die Sozialversicherung als auch ein externer Lohnverrechner keine Probleme mit der Arbeitserlaubnis des früher in Kabul tätigen Mannes. Auch viele Freunde Alis würden beispielsweise in Deutschland mit denselben Papieren arbeiten.

Unverzügliche Ausreise
innerhalb von 24 Stunden

Der vor den Kopf gestoßene Gastronom versuchte alle Register zu ziehen, um seinen im ganzen Team bestens integrierten Mitarbeiter zu halten. Juristisch habe man aber keine Chancen, die Vorgehensweise sei rechtskonform. Alle Mühen waren also vergeblich, einen Tag später fuhr Fetz selbst gemeinsam mit Ali nach Italien, die Aufforderung zur unverzüglichen Ausreise war auf 24 Stunden befristet. Zuvor hatte er dem 45-Jährigen, der vor den Taliban aus seinem Land geflüchtet war, noch eine Stelle bei einem befreundeten Hoteliers-Kollegen im Boutique-Hotel Miramonti im Südtiroler Hafling verschafft. Sonst wär der Afghane nämlich in Italien vor dem Nichts gestanden. Das Hirschen-Team hatte im Vorfeld noch gemeinsam für seinen Kollegen gesammelt, um seinen erzwungenen Neubeginn in Italien zumindest etwas abzufedern. "Ich möchte mich an dieser Stelle noch herzlich beim Hirschen-Team bedanken. Die Welle an Solidarität für das Schicksal von unserem Kollegen Ali war herzerwärmend", schilder der sichtlich gerührte Hotelier.

Das Hirschen-Team nahm schweren Herzens Abschied von seinem liebgewonnenen Kollegen. ©Peter Fetz

"Es war für uns alle ein Schock"

"Für uns war es alle ein Schock. Zumal Ali hohen Stellenwert im ganzen Hirschen-Team genießt. Er hat sich vorbildlich integriert und innerhalb eines Monats unsere Sprache gelernt. Damit verlieren wir einen fleißigen und zuvorkommenden Mitarbeiter. Ein schlechter Witz", führt Fetz weiter aus, der außerdem hervorhebt, wie schwierig es generell für die Branche sei, qualifiziertes Personal zu finden: "Angesichts der angespannten Situation auf dem Personalmarkt trifft uns der Abschied von Ali doppelt hart. Mit ihm verlieren wir nicht nur einen Kollegen, sondern auch einen echten Freund. Jemanden, der der gesamten Belegschaft ans Herz gewachsen ist." Für den Vollblut-Gastronomen ist es unverständlich, dass man Menschen, die sich beispielhaft integrieren, gemeldet sind und in pünktlich ihre Steuern zahlen, unangemeldet wieder des Landes verweist.
Die Chancen, über eine Rot-Weiß-Rot-Card oder das Saisoniers-Kontingent wieder zurückzukommen, gleichen aber einem Lotterie-Spiel. Peter Fetz und sein Team wollen aber weiter versuchen, ihren liebgewonnenen Mitarbeiter wieder zurück nach Schwarzenberg zu lotsen.

(VOL.AT)

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