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Ein Geheimtipp: Das Musik- und Wanderfestival Gipfelklaenge

Musik am Gipfel der Reisalpe: Maola spielte bei den "Gipfelklaengen"
Musik am Gipfel der Reisalpe: Maola spielte bei den "Gipfelklaengen" ©APA / Wolfgang Huber-Lang
Musik und Natur, Wandern und Musizieren, Anstrengung und Entspannung zusammenzubringen - das ist die Absicht des Festivals "Gipfelklaenge", das seit 15 Jahren zu Herbstbeginn jeweils eine andere Region des niederösterreichischen Mostviertels bespielt. Heuer steht zu ihrer 700-Jahr-Feier die Gemeinde Hohenberg im Zentrum. Höhepunkt auch in topografischer Hinsicht war am Samstag ein Konzert auf dem 1.399 Meter hohen Gipfel der Reisalpe.

Es ist eine besondere Atmosphäre, die dafür sorgt, dass die meisten, die einmal dabei sind, im kommenden Jahr wiederkommen: respektvoll der Natur gegenüber, zugewandt den Mitmenschen und aufgeschlossen für unterschiedliche Formen der Musik. Frédéric Alvarado-Dupuy, der dieses Spin-off des Lunzer Festivals Wellenklaenge seit drei Jahren kuratiert, setzt in der Programmierung auf Vielfalt - und hatte etwa zum Auftaktkonzert am Freitag Burgschauspieler Cornelius Obonya, Cellistin Melissa Coleman, Kontragitarrist Peter Havlicek und das Blasorchester des Musikvereins Hohenberg zusammengebracht und dabei selbst Klarinette gespielt.

Mit der Seele baumeln und an die heile Welt glauben

Für das diesjährige Programm hatte der Festivalleiter zudem extra Auditions unter seinen Studenten an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) angesetzt. Einer der Gewinner war das junge Tiroler Jazztrio Foen3 (Felix Niederstätter, Luka Debelic, der für Raphael Niederstätter einsprang, und Jonas Zink), das den Samstag im Tal mit einer in jeder Hinsicht aufgeweckten Session begann, ehe es für das Publikum auf den steilen, 884 Höhenmeter überwindenden Anstieg ging. Dieser kostete viel Schweiß, denn im Gegensatz zu Wien, wo es beim morgendlichen Aufbruch etlicher Besucher noch in Strömen geregnet hatte, präsentierte sich das Mostviertel für die Wanderer von seiner sonnigen Seite.

Lohn der Anstrengung war zu Mittag ein herrlicher Rundblick, eine Labung im Schutzhaus und danach ein Konzert, das dem Namen Gipfelklänge (das Festival wird aus Gründen der Internationalität und Internet-Kompatibilität mit "ae" geschrieben) alle Ehre machte: Maola (Akkordeonistin und Sängerin Marlies Fürst) bot, begleitet von Gitarrist David Binderberger, ein Set mit gefühlvollen Eigenkompositionen. Das Publikum hatte sich rund um das Gipfelkreuz in die Wiese gelegt, schaute in die Weite und ließ die Seele baumeln. Momente, die an eine mögliche heile Welt glauben ließen.

"Publikum in bunter Funktionskleidung hatten wir noch nie"

Doch die Realität holte einen bald wieder ein - etwa in Form eines zweistündigen Abstiegs, nach dem sich alle Wanderer am Festplatz Hohenberg wieder sammelten. "Ein Publikum in bunter Funktionskleidung - das hatten wir noch nie", feixte Christian Tesak von der Gruppe Kabane 13 zu Beginn des Abendkonzerts, das den Wandertag mit Eigenkompositionen und neuen Interpretationen alter Wienerlieder beendete. Von der Möglichkeit, dabei die Kalorienspeicher wieder aufzufüllen und zu chillen, wurde ausgiebig Gebrauch gemacht.

Für Sonntag war eine etwas weniger ambitionierte Wanderung auf das Hohenberger Gschwendt angesetzt - mit Kammermusik des Àpeiron Quartetts und einem Abschlusskonzert des Duos Wiener Blond. Dass für dieses wunderbare Festival kaum Werbung gemacht wird und auch vor Ort die Beschriftungen und Wegweiser eher zurückhaltend angebracht waren, kann nicht an der gebotenen Qualität, sondern nur an einem Wunsch liegen: Es soll ein Geheimtipp bleiben. 10.000 Besucher wie beim Schürzenjäger Open Air will hier niemand. Hohenberg darf nicht Finkenberg werden!

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

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