AA

Ein ganz persönliches "Heimspiel"

©Steurer/VN
Die 20-jährige Dornbirnerin Leonie Kutzer läuft am Sonntag (15 Uhr) erstmals als Nationalspielerin im Messestadion auf. Ein Moment, der weit über ein reines Testspiel gegen Deutschland hinausgeht.

Wenn Leonie Kutzer am Sonntag im Messestadion aufs Eis tritt, erlebt sie nicht irgendein Spiel. Sie kehrt an jenen Ort zurück, an dem ihre Karriere begonnen hat, dorthin, wo sie als kleines Mädchen erstmals das Bulldogs-Dress überstreifte. "Ich freue mich riesig, wieder in dieser Halle zu spielen. Mama und Papa haben schon viele Leute eingeladen und ich hoffe, dass sie richtig Stimmung machen", sagt die 20-Jährige.

Leonie Kutzer blickt voller Vorfreude auf ihr Heimspiel in Dornbirn. ©Steurer

Dort, wo alles begann

Für die Dornbirnerin wird es ein persönliches Heimspiel, eines, das emotional kaum intensiver sein könnte. Denn Länderspiele der Eishockey-Cracks im "Ländle" haben echten Seltenheitswert. Zuletzt spielte Österreichs Frauenauswahl 2021 in Feldkirch und besiegte Kasachstan mit 3:1.

Nun steht Kutzer selbst im Mittelpunkt, wenn die ÖEHV-Auswahl im Dezember-Break zweimal auf Deutschland trifft, zuerst am Samstag in Memmingen und einen Tag später in Dornbirn. "Es ist schön, hier zu sein. In Kabine sechs hat damals alles begonnen", erinnert sie sich und lächelt.

Ein Duell mit Derby-Charakter

Deutschland reist nahezu in Olympia-Besetzung an und nutzt die beiden Tests zur Vorbereitung auf die Winterspiele 2026. Österreich hingegen arbeitet gezielt an der Entwicklung Richtung WM 2026. "Es fühlt sich immer ein bisschen wie ein Derby an", sagt Kutzer über das Nachbarschaftsduell. "Natürlich wollen wir gewinnen. Es geht auch um Prestige. Wir werden alles geben."

Seit Donnerstagnachmittag bereiten sich Kutzer (r.) und ihre Teamkolleginnen im Dornbirner Messestadion auf das Testspiel-Doppel gegen Deutschland vor.

Headcoach Alexander Bröms setzt dabei auf eine Mischung aus Routine und Zukunft: Er nominierte 23 Spielerinnen, darunter mehrere Debütantinnen. Für sie sei das Wochenende eine wichtige Bühne, sagt Kutzer: "Wir sind eher eine junge Gruppe. Viele bekommen jetzt die Chance, reinzuschnuppern, und das haben sie sich verdient."

Für die ÖEHV-Auswahl geht es darum, Abläufe zu festigen und als Einheit noch stärker zusammenzuwachsen. Kutzer betont: "Wir müssen sicher noch an taktischen Feinheiten arbeiten, damit alles für die WM sitzt und wir in einem Jahr bereit sind."

Zwischen Dachbalken und Nationalteam

Abseits des Eises führt Kutzer ein Leben, das ungewöhnlicher kaum sein könnte. Während andere Nationalteamspielerinnen studieren oder Vollzeit trainieren, steht sie frühmorgens auf dem Baugerüst. "Ich habe schon als Kind gesagt, dass ich auf dem Bau arbeiten möchte", erzählt sie. "Jetzt lebe ich meinen Traum, halbtags am Bau, halbtags in der Eishalle."

Ihr Alltag mag außergewöhnlich sein, aber er prägt ihren Erfolg: Bodenständigkeit, harte Arbeit, keine Ausreden. Eigenschaften, die sie auch in der Schweiz auf ein neues Level gehoben haben.

Der Schritt nach Zug und die nächsten Ziele

Ihr Wechsel zum EV Zug war eine Zäsur. "Der Wechsel hat mich am meisten geprägt", sagt sie. "Ich habe nicht damit gerechnet, aber von Anfang an war ich Feuer und Flamme." In Zug fand sie ein Umfeld vor, das professioneller ist, als sie es zuvor erlebt hatte. "Wenn man das einmal gesehen hat, möchte man es gar nicht anders haben."

Mit Österreich steht nun die WM 2026 in Dänemark (6.–16. November) im Fokus, bei der man nach dem erstmaligen Aufstieg erstmals in der Top-Division der zehn besten Teams teilnimmt. Das Ziel ist klar: "Klassenerhalt und Erfahrung sammeln", sagt Kutzer. "Aber bei einer WM kann immer alles passieren."

Kutzer hat das Ziel WM 2026 bereits fest im Blick. ©Steurer/VN

Ein Kreis, der sich nicht schließen soll

Trotz aller internationalen Schritte weiß die 20-Jährige genau, wo ihr Weg gestartet hat. Das kommende Heimspiel in der Dornbirner Messehalle ist für sie ein Moment des Innehaltens, ohne nostalgisch zu werden. "Ich hoffe eigentlich, dass sich der Kreis nicht schließt. Ich möchte öfter hier spielen", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Und was wäre für sie ein perfekter Sonntag? "Viele Leute, super Stimmung und Spaß am Eishockey. Das ist das Wichtigste."

(VOL.AT)

  • VOL.AT
  • Eishockey Vorarlberg
  • Ein ganz persönliches "Heimspiel"