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Ein Doppel-Knüller zum Jahresbeginn 2010

©EPA
Das neue Alpinski-Jahr beginnt so wie das alte geendet hat, nämlich mit einem Damenslalom. Am 3. Jänner steigt in der kroatischen Hauptstadt Zagreb aber mehr als nur ein Torlauf, denn damit beginnt auf dem dortigen Hausberg "Sljeme" auch ein mehrtägiges Skifest, dessen Höhepunkt der Herrenslalom am 6. Jänner ist.

Die “Snow Queen Trophy” ist bei 20.000 Zuschauern das beste Beispiel dafür, dass eine erfolgreiche Ski-Veranstaltung nicht zwingend an alpine Schauplätze gebunden ist.

Denn der per Straßenbahn erreichbare Sljeme ist gerade einmal 1.000 Meter hoch und Kroatien gilt wegen seiner langen Adriaküste eher als Sommerurlaubsland denn als Ski-Hochburg. Was vor rund zehn Jahren aber rund um die beiden von ihrem Vater Ante gecoachten Ski-Geschwister Janica und Ivica Kostelic begann, hat sich zu einer der erfolgreichsten Skiveranstaltungen der Welt gemausert. Ihr Autor trägt den Namen Vedran Pavlek.

Als dreifacher Olympia- und WM-Starter für Kroatien eher mäßig erfolgreich, hat der mittlerweile 36-jährige Pavlek nach seinem Rücktritt 1998 im kroatischen Skiverband das Heft in die Hand genommen und bemerkenswertes geschaffen. Als Alpinchef, Verbandsmanager und Poolchef in Personalunion hat er rund um den Kostelic-Hype Kroatien nicht nur zur Ski-Nation gemacht, sondern mit der Erfindung und Durchführung der Zagreb-Slaloms auch vielen arrivierten Veranstaltern gezeigt, wie man Skisport erfolgreich verkauft und damit auch Geld verdient.

Ein hohes Preisgeld von jeweils 135.000 Euro (für die Damen das höchste im Weltcup), eine sportlich erstklassige Organisation, aber auch ein attraktives Rahmenprogramm für die Fans wie Konzerte (heuer spielen u.a. Earth, Wind & Fire) sowie ein Legendenrennen mit u.a. Alberto Tomba haben es möglich gemacht, dass die “Snow Queen Trophy” auch den Rücktritt von Zugpferd Janica Kostelic (2006) – sie startet ebenfalls im Legendenrennen – verkraftete und trotz Krise dank internationaler Sponsoren (auch die Hypo scheint weiter auf) diesmal mit einem Budget von 3,7 Mio. Euro aufwarten kann.

Vor allem aber die hervorragenden TV-Zahlen lassen Zagreb trotz Wirtschaftsflaute immer noch neue Top-Sponsoren zulaufen. “Wir waren mit 220 Millionen Zuschauern insgesamt das zweitbeste Rennen nach Kitzbühel und hatten live in Deutschland die besten Quoten bei Damen und Herren überhaupt”, berichtet Ex-Skirennfahrer Pavlek nicht ohne Stolz. “Es war immer klar, dass wir eine Top-Veranstaltung auf die Beine stellen müssen, wenn wir im Weltcup-Kalender bleiben wollen”, erklärte der Topmann von “CroSki” das Zagreber Erfolgsgeheimnis, das all jene Lügen straft die meinen, Skirennsport könne nur in Alpenländern erfolgreich verkauft werden.

Denn die Veranstaltung funktioniert mittlerweile auch fast ohne Zugpferde. Nika Fleiss hat sich nie durchgesetzt, Ana Jelusic noch nicht gewonnen, Ivica Kostelic kämpft mit Dauer-Verletzungen und der WM-Kombidritte Natko Zrncic-Dim braucht wohl noch seine Zeit. Dabei wollte man seinerzeit rund um die Kostelic-Geschwister eine nachhaltige Teamstruktur aufbauen.

Zrncic-Dim hat mit Walter Hubmann seit zwei Jahren auch einen österreichischen Coach. Der steirische Trainer-Legionär ist ebenfalls ein Riesenfan von Pavlek. “Er ist ein Workaholic, der Motor für alles. Ein Top-Manager, wie man ihn im Skigeschäft kein zweites mal findet”, so Hubmann, der fest an das kroatische Konzept glaubt. “Sie fahren mit Schülern und Jugendlichen einen Monat lang samt Lehrern ins Mölltal, um den Nachwuchs zu trainieren. Der Enthusiasmus hier ist wirklich erstaunlich”.

Logisch ist, dass nach dem Rücktritt der großen Janica der Herrenslalom mit an die 20.000 Zuschauer den Damen-Event (bis zu 10.000 Fans) mittlerweile als zugkräftigsten Event der Snow Queen Trophy abgelöst hat. Aber wenn Marlies Schild am 3. Jänner versucht, es Maria Riesch gleichzutun und wie die Deutsche im Vorjahr nicht nur das letzte Rennen im alten, sondern auch das erste im neuen Jahr zu gewinnen, warten wie bei den Herren satte 50.000 Euro (brutto) auf die Siegerin.

Für “Spannung” ist in Zagreb freilich oft auch abseits des Geschehens auf der Kunstschnee-Piste am Sljeme gesorgt. Heikle Fußballfans sorgen immer wieder für Sorgenfalten und diesmal hat der Event auch eine starke politische Komponente. Am 10. Jänner steht die Stichwahl um das kroatische Präsidentenamt an, mit Zagrebs Bürgermeister Milan Bandic hat sich zumindest einer der beiden Kandidaten als Zuschauer angesagt.

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