Ein außergewöhnlicher Job: Das machen Industrietaucher im Stausee Raggal

Darum geht's:
- Vier Industrietaucher aus der französischen Schweiz arbeiten im Stausee Raggal.
- Die Taucher führen Servicearbeiten und Inspektionen in den Tiefen des Sees durch.
- Das Projekt beinhaltet das Montieren eines Deckels und die Sanierung des Grundablasses.
Im Stausee in Raggal wird seit Herbst 2023 fleißig gearbeitet. Vier Industrietaucher aus der französischen Schweiz sind extra angereist, um ganz besondere Servicearbeiten durchzuführen. Mit einer Spezialausbildung sind sie in den Tiefen des Stausees am Werk.

Tauchgang in den Tiefen des Stausees
Doch was genau wird hier gemacht? 2021 wurde der See entleert, um die sonst Unterwasser liegenden Bauwerke zu inspizieren. Gut alle zehn Jahre wird eine solche Inspektion durchgeführt, wie Sedimentsmanager Lucas Fürst von der vkw erklärt. "Leider gab es eine Verlegung des Grundablasses und dadurch hat man sich entschieden, dass wir im Tauchverfahren eine Abschottung bzw. einen Deckel montieren", meint Fürst gegenüber VOL.AT. Verschiedene Firmen wurden angefragt, Hydrokarst Swiss aus der französischen Schweiz hat bereits Erfahrung und wurde engagiert.


Seit September sind die Taucher im See unterwegs. Über Weihnachten wurde eine längere Pause eingelegt, damit sie länger als nur ein Wochenende nach Hause können. "Wir rechnen damit, dass wir die nächsten zwei Wochen den Deckel montiert haben und danach startet die Sanierung im Grundablass." Auch ein neuer Korrosionsschutz wird dann etwa aufgetragen. Bis im Winter 2024 sollte der Rückbau abgeschlossen werden. "Wir haben natürlich gewisse Einschränkungen des Kraftwerkes, aber das müssen wir auch in Kauf nehmen, um die Tauchzeiten möglichst effizient zu gestalten", so der Vkw-Mitarbeiter.



Eisige Temperaturen und schwere Ausrüstung
Bei rund drei bis vier Grad Wassertemperatur sind Baptiste, Angèle, Alexis und Giacomo fast täglich im Einsatz. In einem Arbeitskorb geht es mit dem Kran von der Staumauer runter auf die kleine "Insel", wo das Team eine Einsatzzentrale eingerichtet hat: in einem Container gibt es eine Kommandozentrale, eine Umkleide und eine kleine Werkstatt. Abwechselnd sind die vier im See unterwegs, dabei sind sie im ständigen Funkkontakt mit ihren Kollegen und übermitteln ihre Sicht Unterwasser per Kamera. Wie genau wird man Industrietaucher und was macht den Job für die vier Taucher aus? Das erklärt Alexis (31) im VOL.AT-Gespräch. Er sei mit der Zeit quasi in den Job hineingewachsen, meint er. "Ich bin auf einer tropischen Insel im südlichen Halbkreis aufgewachsen, wo das Wasser ganz natürlich war", schildert der Franzose. "Ich wurde Taucher bei der Marine. Dann als ich die Armee verließ, begann ich mit dem Tauche auf Reisen und dann musste ich was Ernsthafteres suchen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen."


"Die Physik trägt dich mit all der schweren Ausrüstung"
Er besuchte in Frankreich eine spezielle Schule und machte dort Kurse, um gewerblicher Taucher zu werden. Dann ging er nach Britannien, wo er eine weitere Ausbildung absolvierte. "Es gibt nie zwei Tage, die gleich sind und das ist für mich zunächst wichtig", gibt er zu verstehen. Zudem gebe es auch einen gewissen Nervenkitzel. Wir fühlen uns gut im Wasser. Und die Physik trägt dich mit all der schweren Ausrüstung", verrät er.

Der Taucherhelm alleine wiegt fünf Kilo, die gesamte Tauchausrüstung samt Neopren-Trockenanzug kommt auf rund 40 Kilogramm. Auch im Tunnel, durch den das Wasser auf die andere Seite des Dammes geleitet wird, sind die Taucher am Werk. "Das Tauchen hier dauert zwischen einer Stunde und anderthalb Stunden", betont Alexis. "Auch, wenn wir gut mit den Anzügen geschützt sind, wird es nach einiger Zeit schwierig, die Feinarbeit mit den Händen zu bewältigen", meint er. Auch aus Sicherheitsgründen dürfen die Taucher nicht so lange im kalten Wasser und in der Tiefe bleiben. Während ein Crewmitglied im Wasser ist, steht ein zweites für den Notfall bereit.


Von Frankreich bis Kambodscha: Ein Beruf, der um die Welt führt
Der Franzose hat mit dem außergewöhnlichen Beruf des Industrietauchers das richtige für sich gefunden: "Ich mag meinen Job wirklich. Ich wäre nicht hier, wenn ich das nicht täte", gibt er gegenüber VOL.AT zu verstehen. Er und seine Kollegen haben bereits im Ausland an verschiedenen Projekt gearbeitet. Für Alexis begann die Arbeit in Frankreich, doch auch in Deutschland, in Kambodscha und in Asien war er schon im Taucheinsatz. Eigentlich kommen er und das Team von Hydrokarst auf der ganzen Welt zum Einsatz: "Wir werden für verschiedene Missionen von verschiedenen Unternehmen gerufen und für Projekte, bei denen Bedarf an Taucher besteht", so der 31-Jährige.
(VOL.AT)
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