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Ehrung für österreichische NS-Opfer

In einer kaum beachteten Hinrichtungsstätte in der Nähe von Berlin wurden in den letzten Kriegsjahren 84 Österreicher von NS-Schergen aus politischen Gründen ermordet.

Insgesamt wurden in der Hinrichtungsstätte Brandenburg/Havel-Görden nahe Berlin 2.743 Menschen getötet. In Kürze wird eine Gedenktafel an die Leiden der – mit einer Ausnahme – weitgehend unbekannten Österreicher erinnern.

Zwischen den Jahren 1940 und 1945 wurden dort 84 Österreicher wegen ihrer Überzeugung hingerichtet. Der bekannteste unter ihnen war Franz Jägerstätter. Er hatte den Wehrdienst aus religiösen Gründen verweigert. Am 9. August 1943 wurde er in Brandenburg hingerichtet.

Zum Gedenken an diese Opfer wird der österreichische Botschafter in Berlin, Christian Prosl, am 31. Mai um 10:30 Uhr einen Gedenkstein in Brandenburg enthüllen. Er trägt die Inschrift: „Die Republik Österreich gedenkt der während der nationalsozialistischen Diktatur in Brandenburg an der Havel hingerichteten Österreicher. Sie starben für ihre Überzeugung.“ Bei der Zeremonie werden die Namen der 84 Österreicher verlesen.

Die Stätte liegt fünfzig Kilometer westlich von den Stadtgrenzen Berlins. Da es sich um ehemaliges DDR-Gebiet handelt, hatte diese Hinrichtungsstätte bisher kaum jemand beachtet – im Gegensatz zur sehr bekannten Gedenkstätte Plötzenseee auf ehemaligem Westberliner Gebiet. An beiden Orten wurden jedoch annähernd gleich viele Menschen hingerichtet, sogar die Zahl der getöteten Österreicher ist in beiden Stätten fast identisch.

Die hingerichteten Österreicher bildeten die viertgrößte Opfergruppe. Die größte Gruppe waren Deutsche (1.150), gefolgt von Tschechoslowaken (157) und Polen (147 Menschen). Insgesamt waren fast alle Länder Europas betroffen.

Bei den 84 Österreichern handelt es sich nur um jene Personen, deren Geburtsort innerhalb der heutigen Grenzen der Republik Österreich liegt. Die „Alt-Österreicher“, die auf dem Gebiet des heutigen Tschechiens, der heutigen Slowakei oder Ungarns geboren wurden, sind hier nicht mitgerechnet.

Die Identität der Österreicher ist mittlerweile eindeutig geklärt. Außer Franz Jägerstätter handelt es sich um unbekannt gebliebene Opfer. Es gibt nur wenige biografische Informationen über sie. Die Opfer stammten aus allen Bundesländern und aus allen sozialen Schichten. Die Berufe der meisten von ihnen: Arbeiter, Handwerker, Bauern und Knechte, kleine Angestellte. Da sie zu den „kleinen Leuten“ gehörten, hatten sie offenbar keine Fürsprecher, die sie aus der NS-Justiz befreit hätten.

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