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Echtheit von Aufnahmen schwer nachprüfbar

Die USA sind sich ganz sicher, dass auf dem von „El Jazeera“ ausgestrahlten Band die Stimme des islamistischen Extremistenführer Osama bin Laden zu hören ist.

Die USA sind sich ganz sicher, dass auf dem vom arabischen Fernsehsender „El Jazeera“ ausgestrahlten Band tatsächlich die Stimme des islamistischen Extremistenführer Osama bin Laden zu hören ist. Doch die Echtheit solcher Aufzeichnungen zu überprüfen, ist schwierig. Hundertprozentige Gewissheit über die Authentizität kann es nach Angaben von Experten nicht geben. Die Prüfung, ob ein Band echt oder gefälscht ist, dauert rund drei Tage.

Um zu einem einigermaßen zuverlässigen Ergebnis zu kommen, brauchen die Experten eine Referenzaufnahme, deren Echtheit außer Zweifel steht. Von dieser werden dann die technisch messbaren Eigenschaften der Stimme anhand einiger Wörter verglichen. Mit diesen Daten, einer Art „mündlichen Unterschrift“, wird dann die zu untersuchende Aufnahme verglichen. Dabei helfen spezielle Computer. Hinzu kommt die Analyse von Satzbau und Grammatik. So könne ein bestimmter Sprecher mit höchstens 99-prozentiger Sicherheit identifiziert werden, sagt der Wissenschaftler Hervé Bourlard, der in Lausanne auf dem Gebiet der Spracherkennung forscht.

Die USA hatten die angebliche Erklärung von Osama bin Laden dieses Mal sehr schnell als echt bewertet und sie als Beweis für eine „Allianz des Terrors“ zwischen Bin Laden und Saddam Hussein bezeichnet. Das Ergebnis einer umfassenden Prüfung des Bandes stand zu diesem Zeitpunkt noch aus.

Die sofortige Bewertung durch Washington steht im Gegensatz zu früheren Vorgehensweisen: Meist waren mutmaßliche Tonbandaufzeichnungen lange geprüft worden. Dieses Mal hingegen bestätigten gleich mehrere US-Regierungsvertreter, dass es kaum Zweifel an der Echtheit der Botschaft gebe. Ein hochrangiger US-Beamter, der nicht genannt werden wollte, bezeichnete das Tonband als Hinweis auf eine „beginnende Allianz des Terrors“ zwischen einem Staat, der vermutlich Massenvernichtungswaffen besitze, und einem Terrornetz, das diese Waffen für Anschläge nutzen könnte. Auch Powell und sein Sprecher Richard Boucher sprachen von Beweisen, dass der irakische Präsident Saddam Hussein von Bin Laden und El Kaida unterstützt werde.

Ein britischer Regierungssprecher sagte ebenfalls umgehend, es gebe „keinen Grund für die Annahme, dass es sich nicht um Bin Laden handelt“. Die Aufzeichnung zeige erneut, dass Bin Laden versuche, „mit dem Irak gemeinsame Sache zu machen, frei nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Gleichzeitig aber wies er darauf hin, dass mögliche Verbindungen zwischen Al Kaida und Saddam Hussein nicht im Zentrum der britischen Irak-Politik stünden. Ziel sei die Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen.

Die irakische Führung warf den USA vor, eine angebliche neue Botschaft von El-Kaida-Chef Osama bin Laden als Vorwand für einen Krieg zu benutzen. Es handle sich um einen „verzweifelten Versuch“ Washingtons, eine Verbindung zwischen Al Kaida und dem Irak herzustellen mit dem Ziel, einen „Vorwand für eine Offensive“ zu finden, sagte am Mittwoch der Vorsitzende des irakischen Parlamentsausschusses für arabische und internationale Beziehungen, Salem el Kubaisi. Bagdad zog die Echtheit der angeblichen Erklärung in Zweifel. Kubaisi verwies auf die seltsamen Umstände, wie die Informationen über die angebliche Botschaft bekannt wurden.

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