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Ecclestone ab Donnerstag in München vor Gericht

Der Brite will seine Unschuld beweisen
Der Brite will seine Unschuld beweisen
Erst Uli Hoeneß, jetzt Bernie Ecclestone: Wenige Wochen nach dem Prozess gegen den früheren FC-Bayern-Präsidenten steht kommende Woche erneut ein prominenter Sportmanager in München vor Gericht. Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone muss sich ab Donnerstag wegen Bestechung in Millionenhöhe und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor dem Münchner Landgericht verantworten.


Der 83-jährige Brite will sich dabei auf keinen Deal einlassen. “Nein, auf keinen Fall. Ich gehe in diesen Prozess, um meine Unschuld in der Sache zu beweisen, für die ich angeklagt bin”, sagte Ecclestone der britischen Zeitung “The Telegraph”. Er soll einem früheren BayernLB-Vorstand rund 44 Millionen US-Dollar (31,76 Mio. Euro) gezahlt haben, um den Verkauf der Formel-1-Anteile in seinem Sinne zu beeinflussen. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, Ecclestone könne sich während des Prozesses um einen Deal mit der Staatsanwaltschaft bemühen, um einer drohenden Gefängnisstrafe zu entgehen.

Der Prozess in München ist zunächst mit 26 Verhandlungstagen bis September angesetzt. Ecclestone muss als Angeklagter in dem Strafprozess an allen Tagen persönlich nach München kommen, darf das Gericht aber nach den Verhandlungen verlassen. “Der Richter war sehr freundlich, ich muss immer nur wenige Tage in München sein, sodass ich weiter zu den Rennen gehen kann”, sagte der F1-Zampano vor wenigen Tagen in einem ARD-Interview.

Er will in dieser Zeit weiter die Geschäfte der Königsklasse des Motorsports führen. “Wir müssen eben ein bisschen härter arbeiten. Das ist alles”, erklärte Ecclestone. Formel-1-Eigentümer CVC, eine Investmentgesellschaft aus Luxemburg, hat allerdings bereits einen Rauswurf Ecclestones angekündigt, sollte der Chefvermarkter in München für schuldig befunden werden.

Seinen Richter Peter Noll kennt Ecclestone schon von seinem letzten Besuch im Münchner Landgericht: Ende 2011 hatte er zwei Tage lang als Zeuge gegen den Banker Gerhard Gribkowsky ausgesagt, durfte danach aber wieder in seinen Privatjet steigen und zum nächsten Rennen fliegen. Im Zeugenstand ist es diesmal umgekehrt: Gribkowsky wurde längst zu einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt und ist nun der wichtigste Zeuge im Prozess gegen Ecclestone. Für die Vernehmung des ehemaligen Landesbank-Vorstandes hat Richter Noll mehrere Verhandlungstage eingeplant.

Gribkowsky hatte nach monatelangem Schweigen vor Gericht zugegeben, das Geld von Ecclestone erhalten zu haben, und war dafür im Sommer 2012 zu achteinhalb Jahren Haft wegen Bestechung verurteilt worden. Bei der Urteilsverkündung hatte Richter Noll aber gesagt, Ecclestone habe den Banker “ins Verbrechen geführt”. Seitdem war klar, dass auch der mächtigste Mann der Formel 1 vor Gericht landen würde.

Ecclestone und Gribkowsky hatten sich kennengelernt, als die Landesbank ihre Mehrheit an der Rennserie im Jahr 2006 verkaufen wollte. Gribkowsky hatte als Risikovorstand der Bank die Aufgabe, möglichst viel Geld für die Anteile herauszuholen. Ecclestone fürchtete aus Sicht der Staatsanwaltschaft bei einem Besitzerwechsel einen Machtverlust an der Spitze der Formel 1 und zahlte Gribkowsky deshalb Millionen, damit er einem bestimmten Käufer den Vorzug gibt: Ecclestones Wunschkandidaten CVC, der die Formel 1 schließlich auch kaufte.

Das Geld für die Zahlung an Gribkowsky soll sich Ecclestone, der trotz seines Milliardenvermögens als ausgesprochen sparsam gilt, aber weitgehend von der BayernLB zurückgeholt haben – in Form einer Provision von 41 Millionen Dollar (29,59 Mio. Euro) für seine Beraterleistungen beim Formel-1-Verkauf.

Ecclestone hat die Bestechungsvorwürfe stets bestritten und versichert, er habe nichts Illegales getan. Er stellte die Millionenzahlung an Gribkowsky vielmehr als eine Art Schweigeprämie dar, damit der Banker ihn nicht bei den britischen Steuerbehörden anzeigt. Ecclestone ist der bevorstehende Prozess vor allem lästig. “Das Ganze ist doch nur so ein sehr kleiner Teil meines Lebens. Es sollte eigentlich keine Rolle spielen. Aber im Moment kostet es mich sehr viel Zeit.” Er wolle im Münchner Prozess alles klarstellen – um dann mit seinem Job weitermachen zu können.

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