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Easy Virtue

Bewährungsprobe für Jessica Biel: In der bissigen Gesellschaftskomödie muss sich die leichtlebige Amerikanerin Larita gegen snobistischen britischen Adel durchsetzen.
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Nach seinem großen Erfolg mit “Priscilla – Königin der Wüste” (1994) lief es für den australischen Regisseur Stephan Elliott nicht so gut: Es folgten zwei finanzielle Flops, die dem Regisseur so zusetzten, dass er sich eigener Aussage nach schwor, nie mehr einen Film zu drehen. Doch als er dann 2004 in Frankreich einen schweren Ski-Unfall hatte und nur knapp dem Tod entrann, erwachte sein Kampfgeist von neuem. Mit eiserner Disziplin lernte er langsam wieder gehen und noch im Krankenhausbett begann er mit der Arbeit an dem neuen Film. Basierend auf einem Theaterstück von Noel Coward kehrt Elliott nach neunjähriger Pause nun mit der bissigen britischen Gesellschaftskomödie “Easy Virtue – Eine unmoralische Frau” zurück.

Alfred Hitchcock inszenierte 1928 die Liebes- und Leidensgeschichte der leichtlebigen Larita in seinem Stummfilm als schwermütiges Melodram, Stephan Elliott schlägt die entgegengesetzte Richtung ein: Ein Komödie, hier ist die Protagonistin erfolgreiche Rennfahrerin und attraktive Witwe. Die Goldenen Zwanziger Jahre bestimmen noch Zeitgeist und Lebensstil, als sich John Whittaker, ein junger Engländer adliger Abstammung (Ben Barnes), in die ungewöhnliche wie faszinierende Larita (Jessica Biel) aus den Vereinigten Staaten verliebt und sie nach ihrem Sieg in Monaco spontan heiratet.

Die Nachricht ist ein Schock für Mrs. Whittaker (Kristin Scott Thomas), die auf eine standesgemäße und vor allem lukrative Verbindung für ihren Sohn gezählt hatte. Als das frisch vermählte Paar auf dem Landsitz der Familie eintrifft, macht sie aus ihrer Abneigung gegen die platinblonde Amerikanerin keinen Hehl. Mit allen Mitteln versucht die Hausherrin die Beziehung der Jungvermählten zu zerstören. Jagd, Tennis, Fünf-Uhr-Tees und verlogene Doppelmoral sind allerdings auch nicht das, was sich die schöne wie geheimnisvolle Weltenbummlerin vom Leben erhofft hat und schon gar nicht ein verzogenes Kind als Ehemann, der sich ständig von seiner snobistischen Mutter manipulieren lässt.

Elliott und Co-Autorin Sheridan Jobbins entwickelten einen Film im Geiste Noel Cowards, ironisch und scharfzüngig. Die peppigen Dialoge sind witzig, geistreich und unverschämt, die Einfälle oft schräg und bizarr, passen aber exzellent zu Larita, die keine Scheu hat zu provozieren. In dieser Rolle kann Jessica Biel endlich ihr Talent und nicht nur ihre körperlichen Reize unter Beweis stellen. Jim Whittaker (Colin Firth, “A Single Man”), melancholischer Major und zynischer Familienvater, entpuppt sich als Seelenverwandter und verständnisvoller Verbündeter der Protagonistin.

Was “Easy Virtue” unverwechselbar macht, ist der nahtlose Übergang von Handlung zu Tanzeinlagen und schmissigen Songs, in denen Barnes und Biel zu Hochform auflaufen. Komponist Marius de Vries (“Moulin Rouge”) mischt gekonnt Titel von Noel Coward mit Klassikern von Cole Porter und scheut sich auch nicht Hits wie “Sexbomb” und “Carwash” einzubeziehen. Stilbruch wird zum Stilelement, soll die Verbindung zur Gegenwart herstellen, denn nach Ansicht von Elliott hat sich seit damals so viel nicht geändert: Wieder kündigt sich eine Wirtschaftsdepression an, und mehr Sein als Schein ist nicht nur eine Untugend von Mrs. Whittaker, sondern weit verbreitet.

www.easyvirtuethemovie.co.uk