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"Dürfen wir uns wieder melden?"

Fabian Hausenblas entspricht noch dem klassischen Bild eines Bankbeamten. Er steht am Schalte der Bawag in Bregenz, eröffnet Konten, nimmt Einzahlungen entgegen, bewerkstelligt Abhebungen.

Und er macht vor allem eines: mit seinen Kundschaften reden. Das muss er die letzten Tage und Wochen seit Bekanntwerden des Mega-Skandals der Gewerkschaftbank viel. Aus schlechtem Grund.

Enttäuscht, erbost

„So an die 40 Einzelgespräche werden es inzwischen gewesen sein“, verrät Hausenblas, mittlerweile Schalter-Leiter bei der Bawag Bregenz, den „VN“. „Die Leute sind schwer enttäuscht, zum Teil erbost. Nicht auf uns. Aber auf jene, die für dieses Schlamassel verantwortlich sind.“ Meistens gelingt es ihm und seinen fünf Kollegen an der „Schalterfront“, die zum Teil älteren Menschen zu beruhigen. „Natürlich schaffen wir es nicht bei allen. Einige haben vorübergehend ihre Einlagen abgezogen. Aber eigentlich hat niemand die Brücken zu uns total abgebrochen. Wir haben sie gefragt: Dürfen wir uns wieder melden, wenn absolute Klarheit herrscht?“

Im Gespräch bleiben

Hausenblas selbst nimmt den Skandal zwar verärgert zur Kenntnis, ist aber nicht verzweifelt. „Weil das bei einer großen Bank halt leider einmal vorkommen kann.“ Mit Spannung habe er die Berichterstattung verfolgt und sich tags darauf stets der Situation gestellt. „Da taten sich einige Kollegen von mir, die schon länger bei der Bawag sind, schwerer. Die wollten am Wochenende von Bawag-News nichts mehr sehen und hören.“ Die Strategie des Bawag-Personals in Bregenz ist klar. „Wir wollen niemanden mit allen Mitteln überreden, bei uns zu bleiben. Wenn jemand derzeit total verunsichert ist, soll er gehen. Wichtig ist im Gespräch zu bleiben und den Leuten das ehrliche Gefühl zu vermitteln, dass wir sie verstehen.“

Solidarität

Viele der Bawag-Kunden in Bregenz verstehen die in der dortigen Filiale Beschäftigten nicht nur, einige von ihnen legen demonstrative Soli darität an den Tag. „Da gab es Kunden, die uns Blumenstöckle brachten und uns Mut zusprachen“, berichtet Fabian Hausenblas. Und ein Kunde überraschte ihn vollends. „Er kam am Tag nach den schlimmsten Enthüllungen über die Bawag zu mir und hat eine Wertpapieranlage eröffnet. Nach dem Motto: jetzt erst recht. Das hat mich schon sehr gefreut.“

ZUR PERSON

Fabian Hausenblas

  • Geboren: 19. 1. 1977
  • Beruf: Bankkaufmann
  • Wohnhaft: Bregenz
  • Familienstand: ledig
  • Hobbys: Lesen, Squash
  • Lieblingsessen: Italienisch
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