Enttäuschte Zuschauer protestierten in Briefen an die Direktion der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt RAI gegen den Beschluss, das Wiener Neujahreskonzert nicht mehr live zu übertragen. “La Traviata gegen den Radetzky-Marsch”, kommentierten italienische Zeitungen am Freitag, die das Konzert in Venedig als fahle “Imitation” des Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker bezeichneten. Trotz ausgezeichneter Akustik und einem gut strukturierten Programm habe das Konzert in Venedig keineswegs die Perfektion und den Charme der Veranstaltung im Wiener Musikverein erreicht.
“Seit sechs Jahren resignieren die Italiener nicht vor dem anständigen, aber traurigen Konzert im Fenice-Theater in Venedig. Sie setzen stattdessen auf Satellit oder auf Radio, um die Walzerklänge aus dem goldenen Wiener Musikverein zu hören, das Enthusiasmus in aller Welt auslöst, nur nicht beim Direktor von RAI 1, Fabbrizio Del Noce, der hartnäckig auf das nationale Konzert setzt”, kommentierte die Mailänder Tageszeitung “Corriere della Sera” am Freitag.
“Es ist ein Skandal, dass das italienische Fernsehen das Wiener Neunjahreskonzert auf den Nachmittag verbannt, um dem Fenice-Konzert Raum zu schaffen”, protestierte die Mailänder Tageszeitung “Il Giornale”. Das Klima in Venedig sei noch trüber gewesen, da die Orchester-Mitglieder aus Protest gegen die von der Regierung Berlusconi geplanten Einschnitte bei den Finanzierungen für die Opernhäusern eine violette Schleife trugen. Vor Beginn des Konzerts las ein Vertreter der Gewerkschaften des Theaters einen Text vor, in dem die “schwierige Phase” hervorgehoben wurde, die die Musik und die Kultur wegen der Einschnitte erlebt.
Die Orchestermitglieder erklärten sich wegen der Kulturpolitik der Regierung Berlusconi zutiefst besorgt. Diese hat für das Jahr 2009 die Finanzierungen für Opernhäusern um 30 Prozent gekürzt. Die Regierung hat zudem beschlossen, der Mailänder Scala und dem symphonischen Orchester Santa Cecilia in Rom einen Sonderstatus zu gewähren, weil sie auch mit privaten Finanzierungen unterstützt werden. Mit dem Sonderstatus erhalten die beiden Einrichtungen eine höhere öffentliche Finanzierung als die anderen zwölf größeren Opernhäuser in Italien, was nicht zuletzt den Protest der benachteiligten Theater ausgelöst hat.
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