Droht Europas Super-Kampfjet an einem Machtkampf zu scheitern?

Das "Future Combat Air System" (FCAS) war als Antwort Europas auf die wachsenden sicherheitspolitischen Herausforderungen gedacht – ein Tarnkappen-Kampfjet der sechsten Generation, vernetzt mit Drohnenschwärmen und Künstlicher Intelligenz. Entwickelt wird das Projekt seit 2017 von Frankreich, Deutschland und Spanien. Doch nun könnte es am Widerstand innerhalb der eigenen Reihen scheitern.
Wie die französische Plattform "Zone Militaire" berichtet, ist der Fortgang des Projekts ungewiss: Die entscheidende Phase 2 könnte "wahrscheinlich" nie starten. Der Grund ist eine neue Forderung von Dassault Aviation, dem französischen Partnerunternehmen.
Führungsstreit zwischen Dassault und Airbus
Laut Dassault-Chef Éric Trappier beansprucht das Unternehmen die operative Projektführung zu "80 Prozent" für sich. Nur mit einer "klaren" und "echten Führung" könne das Projekt effizient umgesetzt werden, sagte Trappier in Richtung Airbus. Der deutsche Konzern ist für seine komplexen Entscheidungswege bekannt.
Der Führungsanspruch brachte den lange schwelenden Konflikt offen zum Vorschein. Thomas Pretzl, Betriebsratsvorsitzender von Airbus Defence and Space, warf Dassault vor, durch wiederholte Einwände das Projekt bereits erheblich verzögert zu haben. Ursprünglich sollte FCAS 2030 einsatzbereit sein. Jetzt werde "frühestens 2040" damit gerechnet. Pretzl erklärte: "Der FCAS kommt wohl ohne Dassault" und betonte, in Europa gebe es "geeignetere" Partner.
Technische Differenzen erschweren Einigung
Hinter dem politischen Streit stehen auch technische Differenzen. Frankreich will leichtere Jets, die auf dem Flugzeugträger Charles de Gaulle eingesetzt werden können.
Deutschland fordert größere Modelle, die mehr Waffenlast aufnehmen und versteckt transportieren können. Zwar soll der Träger nach 2030 durch ein neues Schiff ersetzt werden, das auch größere Flugzeuge aufnehmen kann, doch der politische Schaden ist längst angerichtet.
Frankreich pocht auf Eigenständigkeit
In französischen Militärforen äußern sich Offiziere und Dassault-Mitarbeiter zunehmend spöttisch über die deutsche Position. Dort heißt es etwa sarkastisch: "Auf, deutsche Freunde, geht doch zu den Briten! GCAP wartet auf euch. Eure Illusion wird gewaltig sein. Außerdem werdet ihr euch Onkel Sam unterwerfen." Letzteres spielt auf die starke Abhängigkeit Großbritanniens vom US-System F-35 an.
Dassault-Chef Trappier bekräftigte: Europa brauche ein "souveränes" Luftkampfsystem ohne US-Kontrolle. Wenn nötig, könne Dassault den Jet auch "von A bis Z" allein bauen. Bereits 1985 war das Unternehmen aus dem Eurofighter-Projekt ausgestiegen, um die Rafale im Alleingang zu entwickeln.
US-Alternative rückt näher
In Deutschland wird laut dem Bericht über einen möglichen Ausstieg aus FCAS und den Anschluss an das britisch-italienisch-japanische Konkurrenzprojekt GCAP nachgedacht.
Dieses befindet sich bereits in einer fortgeschritteneren Phase, basiert jedoch in Teilen auf US-Technologie. Ein deutscher Einstieg wäre mit weniger Einflussmöglichkeiten verbunden – und einer stärkeren Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten.
Ultimatum aus Berlin
FCAS war als europäische Antwort auf die militärische Abhängigkeit von den USA gedacht – und als Reaktion auf neue Bedrohungslagen durch Russland.
Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz fordert von Frankreich eine Entscheidung bis Jahresende. Ob Präsident Emmanuel Macron das Traditionsunternehmen Dassault zur Rückkehr an den Verhandlungstisch bewegen kann, bleibt offen. Die Geschichte des Eurofighters zeigt: Dassault ist zu Alleingängen bereit – und das damals wie heute.
(VOL.AT)
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