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Drittel der Hoteliers und Wirte von Pleite bedroht

Schließung wegen Coronapandemie störte Tourismusgeschäft sehr
Schließung wegen Coronapandemie störte Tourismusgeschäft sehr ©APA
Das vorzeitige Ende der Wintersaison hat der Hotellerie und Gastronomie 1,6 Mrd. Euro gekostet.

Im Gesamtjahr droht der Branche im Vergleich zu 2019 ein Verlust von 7,5 Mrd. Euro. Das berichtet "News" unter Berufung auf eine Studie im Auftrag der WKÖ im Voraus aus der neuen Ausgabe. Die Gastronomen dürfen am Freitag wieder öffnen, die Hoteliers am 29.5. - jeweils unter strengen Vorgaben.

11 Millionen weniger Nächtigungen im Winter

Auf Basis der Vorjahreszahlen sind die Übernachtungen laut der Untersuchung der Beratungsgruppe Prodinger in der Wintersaison 2019/20 von 72,7 Millionen auf 61,5 Millionen zurückgegangen. Für die Umsätze bedeutet das ein Minus von 900 Millionen Euro - von geplanten 5,5 Mrd. auf 4,6 Mrd. Euro.

Parallel dazu haben Gastronomen im Winterhalbjahr rund 700 Millionen Euro eingebüßt, so Studienautor und Prodinger-Partner Thomas Reisenzahn gegenüber "News": "Die Monate Dezember 2019 bis Februar 2020 haben sich für die Betriebe sehr erfreulich entwickelt; doch mit Mitte März sind Nächtigungen und Geschäft völlig zusammengebrochen. Auch die wichtigen Osterumsätze haben sich in Luft aufgelöst."

Wenig Optimismus für Sommersaison

Die Aussichten für die kommende Sommersaison sind ebenfalls wenig optimistisch: Nach drei Szenarien (Best Case, Bad Case und Worst Case) mit unterschiedlichen Öffnungen von Hotels, Freizeiteinrichtungen, Dienstleistern sowie Grenzöffnungen müssen die Beherbergungsbetriebe im Schnitt mit einem Nächtigungsrückgang zwischen gut 43 und fast 55 Prozent rechnen. Das bedeutet zusätzlich zu den 900 Millionen Verlust aus dem Winter einen Umsatzrückgang von 2,8 bis 3,3 Milliarden Euro.

Erschwerend kommt dazu, dass auf Grund der geringeren Auslastung auch die Übernachtungspreise unter Druck geraten. Je nach Szenario komme es zu einem Preisverfall von 12 bis 18 Prozent im Sommer.

Rund ein Viertel der Hotels wird heuer gar nicht aufsperren, weil es sich für sie wirtschaftlich nicht rechnet. 85 Prozent der Betriebe dürften heuer in die Verlustzone rutschen. "Ein Drittel der Betriebe hat auf Grund der coronabedingten Schließungen so massive Probleme, dass sie von der Pleite bedroht sind", so Reisenzahn.

"Sehr schwierige Perspektiven"

Letztlich werde viel davon abhängen, in welchem Ausmaß der Konsum wieder anspringt. Eine Ansicht, die auch Manfred Katzenschlager, Tourismus-Spartengeschäftsführer in der Wirtschaftskammer, vertritt: Er sieht im "News" "sehr schwierige Perspektiven" für die Tourismusunternehmen: "Die Grenzöffnungen sind das Um und Auf. Für die Gesamtsituation der Branche sind aber auch noch andere Faktoren wie Events, Konzerte und die Wiedereröffnung von Freizeitbetrieben wichtig, die den Konsum stimulieren."

Die Wiedereröffnung der Gastronomiebetriebe unter Auflagen bringt nur eine vergleichsweise geringe Erleichterung. Der tägliche österreichweite Umsatzverlust beträgt in den nächsten Wochen etwa 52 Mio. Euro pro Tag, rechnet der Standortberater Regioplan vor. Dem gegenüber stehen 67 Mio. Euro Verlust pro Tag vor den ab Freitag geltenden Lockerungen.

Bisher 3,8 Mrd. Euro Umsatzverlust

Seit Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen und der behördlichen Maßnahmen Mitte März habe die heimische Gastronomie einen Umsatzverlust von 3,8 Mrd. Euro erlitten. Von diesem Gesamtwert entfielen etwa 63 Prozent auf die Ausgaben von Touristen. Die abrupte Beendigung der Wintersaison, aber auch die normalerweise im Mai deutlich ansteigenden Ausgaben der Städte- und Kongresstouristen würden besonders fehlen.

Vor allem urbanen Gastronomiebetriebe war es während des Lockdowns durch die Coronavirus-Pandemie vorbehalten, über Take-Away- und Lieferservice-Angebote zumindest einen Teil des Umsatzentgangs zu kompensieren. Dies habe aber nur selten über 20 Prozent eines "normalen" Umsatzes eingebracht, wie Regioplan bezifferte.

(APA)

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