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Dreikampf um Achtelfinale in der Gruppe C

Für Japan und Shinji Kagawa (l.) stehen die Chancen auf das WM-Achtelfinale nicht gut.
Für Japan und Shinji Kagawa (l.) stehen die Chancen auf das WM-Achtelfinale nicht gut. ©EPA
In der Gruppe C gibt es in den abschließenden Parallelspielen einen Dreikampf um das zweite Achtelfinal-Ticket neben Kolumbien. Die Elfenbeinküste hat es in Fortaleza selbst in der Hand, mit einem Sieg über Griechenland erstmals die Gruppenphase zu überstehen. Japan benötigt in Cuiaba gegen Kolumbien einen Sieg und Schützenhilfe von Griechenland. Die Griechen selbst können mit einem Sieg über die Elfenbeinküste ebenfalls noch aufsteigen.
Beide 22-Uhr-Spiele im Liveticker

“Alles oder nichts” für Japan im Duell mit Kolumbien

Japan muss vor dem letzten Gruppenspiel gegen Kolumbien bei der Fußball-WM um den Verbleib im Turnier bangen. Im Duell mit den bereits fix für das Achtelfinale qualifizierten Südamerikanern am Dienstag in Cuiaba (22.00 Uhr MESZ) wollen die “Blauen Samurai” mit einem Sieg aber zumindest ihren Teil leisten, um dieses Schicksal noch abzuwenden. Denn sie sind auch auf Schützenhilfe angewiesen.

Gewinnt die Elfenbeinküste ihr Parallelspiel gegen Griechenland, hilft Japan, das bei einem Punkt hält, auch ein voller Erfolg nichts mehr. Bei einem Remis oder einem Sieg der Griechen würde es – drei Punkte für Japan vorausgesetzt – auf das Torverhältnis ankommen.

Die große Frage vor dem “Alles oder nichts”-Spiel ist jene nach Shinji Kagawa. Seine Fähigkeiten sind unbestritten, doch dem wechselhaften Ausnahmekönner gelingt bei der WM nicht viel. Japans Teamchef Alberto Zaccheroni muss sich bei der Entscheidung, ob er den Offensivmann von Manchester United von Beginn an bringt, auf sein Bauchgefühl verlassen.

“Das muss der Coach entscheiden und hat nichts damit zu tun, Japans Nummer Zehn zu sein”, räumte der in seiner Heimat verehrte Kagawa ein. “Ich respektiere den Trainer, in den ersten beiden Partien habe ich nicht das bringen können, was ich selber zeigen wollte. Ich will das aber ändern.”

Setzt Zaccheroni Kagawa wie beim 0:0 gegen die Griechen erst nach der Pause ein? Oder bringt er ihn von der ersten Minute an wie beim 1:2-Auftakt gegen die Elfenbeinküste, wo der 25-Jährige Spielwitz und Tempo vermissen ließ? “Die Wahl, Kagawa nicht spielen zu lassen, das war eine taktische. Wir wollten über die Seiten kommen”, begründete Zaccheroni seinen anfänglichen Verzicht bei der Nullnummer gegen den EM-Champion von 2004. “Kagawa ist ein Außenspieler, aber er zieht immer in die Mitte. Und da können wir körperlich nicht bestehen.”

So oder so benötigt Japan angesichts der ernüchternden Vorstellungen in den ersten beiden Partien eine klare Leistungssteigerung. “Wir werden nur unseren Stil spielen”, betonte Kagawa fast schon trotzig. “Obwohl wir bisher nicht die erhofften Ergebnisse geholt haben, halten wir an dem fest, woran wir glauben”, sagte er.

Kolumbien, das dank des 3:0 gegen die Griechen und dem 2:1 gegen die Elfenbeinküste zum erst zweiten Mal nach 1990 in einem WM-Achtelfinale steht, könnte es sich leisten, schon einige Spieler für die nächste Turnierphase zu schonen. Auch ein 24 Jahre alter Rekord könnte dabei fallen: Falls Goalie Farid Mondragon für David Ospina zum Einsatz käme, würde er drei Tage nach seinem 43. Geburtstag den Kameruner Roger Milla als ältesten Spieler der WM-Historie übertrumpfen.

 

Im Namen des Bruders – Toures schweres Spiel trotz Trauer

Yaya und Kolo Toure stehen vor dem schwersten Spiel ihrer Karriere. Fünf Tage nach dem Tod ihres jüngeren Bruders Ibrahim müssen der Spielmacher des englischen Fußball-Meisters Manchester City und der Liverpool-Verteidiger die Trauer für 90 Minuten vergessen. Im WM-Spiel gegen Griechenland wollen sie die Elfenbeinküste am Dienstag (22.00 Uhr MESZ) in Fortaleza ins Achtelfinale führen.
Fortaleza. Yaya und Kolo Toure haben harte Tage hinter sich. Nach der Niederlage gegen Kolumbien (1:2) wurden die beiden ivorischen Spieler am Donnerstagabend über den Tod ihres 28-jährigen Bruders informiert, der in Manchester einem Krebsleiden erlag. Das Angebot des ivorischen Verbandes, nach England zu reisen, nahmen die beiden Profis nach Angaben eines Sprechers nicht an. Sie wollen auch im Sinne Ibrahims, der ebenfalls Fußballprofi war, die WM zu Ende spielen.

Höchstwahrscheinlich werden der 31-jährige Yaya und 33-jährige Kolo Toure, die wie ihre Mitspieler seit der Niederlage gegen Kolumbien nicht mehr mit der Presse reden, ausgerechnet in diesem schweren Spiel erstmals in Brasilien zusammen auflaufen. Liverpool-Verteidiger Kolo Toure dürfte am Dienstag sein WM-Debüt geben, weil Innenverteidiger Didier Zokora gesperrt ist.

Angesichts des Trauerfalls verblassen die sportlichen und gesundheitlichen Probleme, die Yaya Toure zudem hat. Der Spielmacher ist nicht in Topform angereist. “Als er zur WM-Vorbereitung kam, war er müde und verletzt”, erklärte Trainer Sabri Lamouchi. Er nimmt den bisher enttäuschenden Regisseur in Schutz: “Er wird stärker, aber die Elfenbeinküste ist nicht Manchester City.”

Der Coach sagte auch: “Er war ein bischen angeschlagen, aber er ist sehr wichtig für uns.” Gemeint war damit Yaya Toure, gepasst hätte dieser Satz allerdings auch auf Didier Drogba, der ebenfalls nicht fit anreiste und zweimal auf der Bank begann. Vor der Partie gegen die Griechen stellt sich erneut die immer gleiche Frage, ob der Starstürmer in der Startelf steht.

“Es ist wichtig, nicht nur auf Didier Drogba fixiert zu sein”, sagte Lamouchi. Drogba selber zeigte sich beim letzten Training vor dem Abflug nach Fortaleza locker und lässig. Mit freiem Oberkörper gab der Starspieler in Aguas de Lindoia Hunderten von brasilianischen Fans Autogramme. Lächelnd stellte sich Drogba immer wieder für Handy-Fotos zur Verfügung und scherzte mit den Jugendlichen.

Die Elfenbeinküste und Griechenland bestreiten jeweils ihre dritte WM-Endrunde, das Achtelfinale haben beide noch nie erreicht. Die Ivorer können das heuer aus eigener Kraft schaffen. Mit einem Sieg sind sie fix in der K.o.-Runde, bei einem Unentschieden dürfte Japan im Parallelspiel gegen Kolumbien nicht gewinnen. Die Griechen benötigen dagegen einen Sieg und kolumbianische Hilfe. Ihre Bilanz der bisherigen WM-Teilnahmen spricht allerdings dagegen: Nur in einer ihrer acht WM-Spiele haben sie bisher zumindest ein Tor geschossen (2:1 gegen Nigeria 2010).

“Hinter Kolumbien ist der zweite Platz noch nicht vergeben”, sagte Trainer Fernando Santos daher. “Wir sind abhängig von anderen, die Elfenbeinküste ist in der besseren Situation. Aber noch ist niemand ausgeschieden.”

Gegen die Afrikaner muss Santos sein Team erneut umstellen. Waren es nach der Auftaktpleite gegen Kolumbien noch in erster Linie sportliche Gründe, ist nun die Sperre von Kapitän Konstantinos Katsouranis Ursache für eine neue Startelf. “Wir haben Katsouranis verloren, aber wir haben andere Optionen”, kündigte Santos an. Als sicher gilt, dass der Portugiese Altstar Georgios Karagounis nach zwei Auftritten als Joker von Beginn an auf den Platz beordert.

(APA)

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