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Drei Schweinegrippe-Fälle in Europa bestätigt

Die Schweinegrippe hat Europa erreicht: In Spanien und Großbritannien wiesen Mediziner am Montag das mutierte Virus H1N1 bei insgesamt drei kürzlich zurückgekehrten Mexiko-Reisenden nach.

In Mexiko stieg die Zahl der Grippetoten auf etwa 150. Bei wie vielen davon das neue Schweinegrippevirus nachgewiesen wurde, teilte die Regierung nicht mit. Zu alledem wurde die Region Mexiko-Stadt am Montag von einem Erdbeben der Stärke 5,7 bis 6,0 heimgesucht. In den Straßen waren tausende Menschen mit Mundschutz zu sehen, die zur Sicherheit in ruhigem Tempo die Gebäude verließen. Es gab keine Panik.

 

Österreich hat die Schweinegrippe noch nicht erreicht – weder faktisch, noch psychisch. Laut Gesundheitsminister Alois Stöger (S) ist das Land aber “bestens vorbereitet”. Angaben der Apothekerkammer zufolge sei “noch niemand mit Angst” in die Apotheke gekommen. Das Influenza-Medikament “Tamiflu” sei in ausreichenden Mengen vorhanden. Dennoch wurden erste Vorkehrungsmaßnahmen getroffen. Eine Reisewarnung für Mexiko und die angrenzenden US-Bundesstaaten gab es seitens des Außenministeriums nicht, Mexiko-Reisende wurden aber zu besonderer Vorsicht aufgerufen. Das US-Außenministerium riet Amerikanern von Reisen nach Mexiko ab, wenn sie nicht unbedingt erforderlich sind.

Ein erkrankter Spanier war am 22. April mit Fieber und Husten von einer Studienreise aus Mexiko zurückgekehrt. Der 23-Jährige befinde sich in einem Krankenhaus im Südosten Spaniens unter Quarantäne, ihm gehe es gut, betonten die Gesundheitsbehörden. Auch seine Familie und Freunde werden vorsorglich mit Antiviren-Medikamenten behandelt.

Zwei britische Patienten waren am Wochenende nach einer Mexiko-Reise mit leichten grippeähnlichen Symptomen in ein Krankenhaus in Airdrie nahe Glasgow in Schottland gekommen. Sie befinden sich nach Auskunft des Gesundheitsministeriums auf einer Isolationsstation und erholen sich gut. In Deutschland konnte zunächst für alle Verdachtsfälle Entwarnung gegeben werden.

In Mexiko war der Erreger bisher bei mindestens 20 der Gestorbenen gefunden worden. Im ganzen Land werden nach Regierungsangaben fast 2000 Grippekranke in Kliniken behandelt. Nachgewiesen wurde das mutierte Virus jedoch erst bei 172 Menschen. Die Regierung von Mexiko-Stadt erwog, das Wirtschaftsleben der 20-Millionen-Metropole vorübergehend ruhen zu lassen, um die Virus-Ausbreitung zu hemmen.

In den USA verdoppelte sich die Zahl der bestätigten Schweinegrippefälle von 20 auf mindestens 40, allein 28 der Patienten waren Schüler an einem New Yorker Privatgymnasium. US-Präsident Barack Obama sprach von einem Grund zur Besorgnis, jedoch keinem Grund zu Alarm. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg sagte, es handle sich nur um eine leichte Form der Grippe. Alle Patienten seien auf dem Weg der Genesung. Die USA hatten bereits am Sonntag den “Gesundheitsnotstand” ausgerufen. Dabei handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um zu gewährleisten, dass die nötigen Mittel rasch zur Verfügung stehen, hieß es.

In mehreren europäischen Ländern wurden am Montagabend noch Patienten mit Grippesymptomen untersucht – in Skandinavien und in der Schweiz zum Beispiel jeweils fünf Mexiko-Reisende. Die spanische Regierung sprach von fast 20 weiteren Verdachtsfällen.

Die tschechische EU-Ratspräsidentschaft rief ein Krisentreffen der Gesundheitsminister für voraussichtlich Donnerstag in Brüssel ein. Es soll Gegenmaßnahmen koordinieren. Die EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou riet derweil von Reisen nach Mexiko ab.

Zahlreiche asiatische Länder versetzten ihre Gesundheitsbehörden in Alarmbereitschaft und verstärkten die Schutzmaßnahmen. Fast überall in Asien wurden vor allem die Gesundheitskontrollen bei ankommenden Reisenden aus Mexiko, aber auch aus Nordamerika verschärft. Dazu gehörten Fieberkontrollen an den internationalen Flughäfen. Auch in Südamerika gab es erhöhte Aufmerksamkeit. In Brasilien sollten Behörden zufolge auf den Hauptflughäfen etwa 100 000 zusätzliche Atemmasken bereitgestellt werden.

Auch die deutschen Airports riefen ihre Mitarbeiter und die Flugzeugbesatzungen zu erhöhter Wachsamkeit auf. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main werden Passagiere, die aus Mexiko kommen, bei Grippeverdacht unmittelbar nach der Landung untersucht. In den Apotheken auf dem Flughafen von Madrid, auf dem jeden Tag etwa 600 Passagiere aus Mexiko landen, gehen indes die Mundschutzmasken aus.

Unterdessen löste der Ausbruch der Schweinegrippe neue Sorgen um die ohnehin schwer angeschlagene Weltwirtschaft aus. An den asiatischen Märkten kam es teilweise zu deutlichen Verlusten. Auch in London, Paris und Frankfurt gaben die Kurse nach. Vor allem Luftfahrt- und Tourismuswerte gerieten unter Druck. Die Lage erinnere an den Ausbruch der Lungenkrankheit Sars im Jahr 2003, hieß es aus dem Handel. Touristikunternehmen und Fluggesellschaften gerieten tief in die Verlustzone, weil viele Geschäftsleute und Urlauber auf Flugreisen in die betroffenen Weltregionen verzichteten.

 

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