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"Drei Augenpaare sind genug"

Eishockey-Schiedsrichterchef Renato Hagen äußerte sich im "VN"-Interview über Profis und den Videobeweis. Für den geforderten vierten Eishockey-Schiedsrichter gibt es aber zu wenig "pfeifende Zebras".

VN: Wien-Trainer Jim Boni fordert den vierten Schiedsrichter, er möchte je zwei Haupt- und Linesman. Was halten Sie davon?
Hagen: “Ich halte nicht viel davon. Drei Augenpaare müssen genug sein. In Kanada gibt es zwar ein Profisystem mit zwei Headschiedsrichtern, in Europa wurde dieses Experiment aber wieder beendet. Mit zwei Hauptreferees wird es schwieriger, bei der Leitung der Spiele eine einheitliche Linie durchzuziehen. Dazu kommt: Wir hätten momentan für eine Doppelbesetzung nicht genügend Schiedsrichter. Und es würde ein Problem mit den Kosten auftreten.”

VN: Ist daran gedacht, ein Profi-Schiedsrichter-System einzuführen?
Hagen: “Nein, das funktioniert bisher nur in der NHL. In der Schweiz und Deutschland sind momentan je drei angestellte Referees unterwegs. Aber es hat sich gezeigt, dass die Profis öfters eingesetzt werden müssen und sich dieses System schnell abnutzt. Besser würde ich es finden, wenn man sich über die Grenzen austauschen würde. In Skandinavien funktioniert das Modell zwischen den Verbänden von Schweden und Finnland recht gut, das wäre auch im deutschsprachigen Raum ausbaufähig.”

VN: Liest man die diversen Presseaussendungen und hört sich bei Trainern sowie Spielern um, dann kommen Ihre Kollegen momentan nicht gut weg.
Hagen: “In der Bundesliga wird es im Kampf um den vierten Tabellenplatz sehr eng, da gehen die Emotionen schnell hoch. Und die Schiedsrichter müssen halt oft als Sündenböcke herhalten. Es sind in der Bundes- und Nationalliga jeweils zehn neue Schiedsrichter im Einsatz – auch sie benötigen ihre Anpassungszeit.”

VN: Boni ereiferte sich unlängst in einem Spiel, bewarf Schiedsrichter Pavel Cervenak mit Trinkflaschen – und kam ohne Strafe davon. Da müssen sich andere Trainer, denen etliche Spiele aufgebrummt wurden, verschaukelt vorkommen.
Hagen: “Cervenak hat es verabsäumt, darüber einen Bericht an den Verband zu machen. Die Geschichte kam also nicht vor den Melde-, Ordnungs- und Beglaubigungsausschuss. Was eigentlich nicht sein darf, denn das Werfen von Gegenständen ist klar zu bestrafen.”

VN: Wie beurteilen Sie den Videobeweis, der jetzt auch in der Nationalliga eingeführt wird?
Hagen: “Ich begrüße diesen Schritt, in der Bundesliga wurden gute Erfahrungen damit gemacht. Ursprünglich wurde eine Flut von Einsprüchen befürchtet, dem war aber nicht so. Es werden nur jene Aktionen aufgearbeitet, die schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.”

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