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Drehen und Wenden in Thüringen

©VMH/Bernd Hofmeister
Beide Stichwahl-Kandidaten wollen die "Mit-allen-Regierer" sein.

In zwei Tagen, am Palmsonntag, bestimmen 1649 Wahlberechtigte in Thüringen endgültig, wer die nächsten fünf Jahre ihr Gemeindeoberhaupt sein wird. In der Stichwahl ums Bürgermeisteramt der Blumenegg-Gemeinde stehen sich der amtierende Gemeindechef Berno Witwer – kam im ersten Wahldurchgang auf 33,7 Prozent – und sein Herausforderer Harald Witwer – erzielte 44,5 Prozent – gegenüber. Beide – sehr weitläufig miteinander verwandt – halten sich selber für die bessere Alternative – und haben, wiederum jeder für sich, im Fall des Sieges keine eigene Mehrheit im Gemeindeplenum. Die Ausgangslage ist also schwierig. Nicht zuletzt infolge des im Amtsstil begründeten Zerwürfnisses zwischen Berno Witwer und der vormaligen ÖVP-Mehrheitsfraktion „Liste Thüringen“, die jetzt von seinem Gegenkandidaten Harald Witwer angeführt wird, befand man sich seit Längerem in der Gemeindestube auf Splitterkurs.

Auf Bürger zugehen

„Was wir in Zukunft brauchen, ist ganz klar eine offene und faire Diskussions- und Entscheidungskultur. Es ist notwendig, zusammenzurücken. Es geht vor allem darum, den Bürgern besser zuzuhören“, stellt deshalb auch Harald Witwer im VN-Gespräch als vorrangiges Ziel heraus. „An mir soll es in dem Punkt nicht scheitern“, entgegnet darauf Berno Witwer. „Ich war in den vergangenen zwei Jahren gezwungenermaßen mehr oder weniger als Solist unterwegs und habe es doch geschafft, in wichtigen Entscheidungen einen Konsens herbeizuführen“, verweist er auch auf oft einstimmig oder mit großer Mehrheit gefasste Gemeindevertretungsbeschlüsse.

Oftmaliges Hickhack

Unbestritten ist, dass in Thüringen zuletzt wichtige Projekte auf den Weg gebracht wurden. Angefangen von der Mittelschulsanierung über das Kleinwasserkraftwerk bis hin zum Sportplatzneubau.Genauso wahr ist aber auch, dass es um all diese Vorhaben bisweilen jeweils ein heftiges Hickhack gab. „Wir hätten manches zügiger voranbringen können, wenn man öfter darauf verzichtet hätte, Grabenkämpfe auszutragen oder immer wieder neue Varianten ins Spiel zu bringen“, argumentiert Bürgermeister Berno Witwer. Diesem Anwurf gibt sein Herausforderer sofort Kontra. „In laufenden Entscheidungsprozessen braucht es einen steten Informationsfluss. Daran hat es immer wieder gemangelt“, plädiert Harald Witwer für „transparente Kommunikation“. Einigkeit herrscht vor, wenn es um die Stärkung des Ortskerns geht. „Die Zentrumsverbauung ist ein wichtiges Anliegen“, bekräftigt Berno Witwer. Im neuen Budget seien 1,1 Mill. Euro für den Ankauf von Grundstücken reserviert. Dazu Harald Witwer: „Es bedarf dabei einer exakten Projektevorbereitung, die eine vollumfängliche Bürgerbeteiligung beinhaltet.“ Der „Sicherung der Nahversorgung im Ort“ misst der amtierende Bürgermeister zudem große Bedeutung bei. „Hier muss das Machbare im Vordergrund stehen und auch nachhaltig umgesetzt werden.“ Für seinen Mitbewerber nimmt fürs Funktionieren der Ortsgemeinschaft überdies auch „leistbares Wohnen“ einen hohen Stellenwert ein. Für die Stichwahl zeigen sich beide Kandidaten sehr zuversichtlich. Im Fall der Wiederwahl will Berno Witwer „kurz durchschnaufen“ und „konzentriert weiterarbeiten“. Andernfalls müsste er sich wieder einen Job in der Privatwirtschaft suchen. Herausforderer Harald Witwer, aus gesicherter Jobposition als ÖVP-Parteiangestellter startend, würde als neuer Bürgermeister „kurz den Sieg feiern“ und dann „sofort das Gespräch mit allen Fraktionen suchen“.

zur Person

Berno Witwer Erhielt im ersten Wahlgang 33,7 Prozent, versucht Bürgermeistersessel zu verteidigen. Geboren: 18. Mai 1956 Ausbildung/Werdegang: 30 Jahre in der Versicherungsbranche tätig, seit 2004 Bürgermeister. Familie: verheiratet, fünf Kinder

zur Person

Mag. Harald Witwer Bekam beim Erstantritt 44,5 Prozent, will jetzt Bürgermeistersessel erobern. Geboren: 31. März 1977 Ausbildung/Werdegang: Matura, Studium Politik-/Wirtschaftswissenschaften, Pressereferent ÖVP-Landtagsklub. Familie: Lebensgemeinschaft

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