BVB-Trainer Jürgen Klopp und seine Mannschaft sollen im „deutschen Wembley“, dem Olympiastadion mit dem fünften Pflichtspielsieg gegen die Bayern in Folge nicht weniger als „Geschichte schreiben“ (Klubboss Hans-Joachim Watzke) und erstmals in der 103-jährigen Vereinsgeschichte das nationale Double gewinnen. Die Münchner brennen auf Wiedergutmachung und die richtige Einstimmung für ihr „Finale dahoam“ am 19. Mai in der Champions League gegen den FC Chelsea.
Schweinsteiger will den Pott
„Das Wort Genugtuung“, stellt Bayern-Trainer Jupp Heynckes klar, „mag ich im Sport überhaupt nicht.“ Schließlich brächte der 16. Cup-Sieg (bei der 18. Endspiel-Teilnahme) den Bayern die verlorene Meisterschaft nicht zurück. „Aber es geht um einen Titel, und wir wollen diesen Pokal.“ Zumal den Münchnern ein Fehlschlag droht, wie sie ihn 1995/1996 erlebten, als sie letztmals zwei Jahre hintereinander keinen nationalen Titel holten. Meister wurde 1995 und 96 übrigens der BVB, die Bayern trösteten sich 1996 mit dem UEFA-Cup. Bastian Schweinsteiger prophezeit „das schwerste Finale, in dem ich gespielt habe“ – und der Vize-Kapitän des FC Bayern hat den Pott schon fünf Mal gewonnen. Mit einem Sieg würde er zu Rekordhalter Oliver Kahn aufschließen. Schweinsteiger ist einer von sechs Spielern beider Teams, die bereits 2008 auf dem Platz standen, als die Bayern die Borussia 2:1 n. V. bezwangen – wie Philipp Lahm und Franck Ribéry sowie BVB-Kapitän Sebastian Kehl, Jakub Blaszczykowski und Florian Kringe. Die Bilanz spricht für die Bayern, die drei der vier Pokal-Duelle gewannen. Doch was zählt die Vergangenheit – angesichts Dortmunds goldener Gegenwart und Zukunft. Klopp kann es sich sogar leisten, Jungstar Mario Götze zunächst auf der Bank zu lassen. Für den Trainer ist das Endspiel Neuland. „Davon habe ich als Junge geträumt, für mich ist das wie Wembley. Wir werden so auftreten als wäre es Wembley oder Wimbledon oder sonstwas“, sagt er.
Zusatzprämien
Das Duell Meister gegen Vizemeister, das es bislang nur einmal gab (2005 gewann Bayern gegen Schalke 2:1 und das Double), ist für Klopp „das Beste, was der deutsche Fußball zu bieten hat. Dieses Spiel wird niemand verpassen. Wer es nicht gesehen hat, wird direkt nach Abpfiff fragen, wie es ausgegangen ist. Das ist ein außergewöhnlicher Moment, mehr kann Sport nicht bieten.“ Um den ersten Pokal-Coup seit 1989 und den dritten im fünften Endspiel der Klubgeschichte wahr zu machen, greift der BVB tief in die Trickkiste. Das Team wird mit einer Zusatzprämie von 1,3 Mill. Euro geködert, wie 1989 bezieht der BVB die Gästekabine, die Fans finden sich wie damals rund ums Marathontor ein. Für Dortmund wäre der Cup nach Meisterschale, Punkte-Rekord und allerlei anderen Bestmarken die Krönung einer Ausnahme-Spielzeit. Wenn alles gutgeht, könnte der BVB heute auch Rekord-Pokalsieger sein: Lässt Roman Weidenfeller – wie zuletzt dreimal in der Bundesliga gegen die Bayern – wieder keinen rein, hätte Dortmund die komplette Cup-Saison ohne Gegentreffer bestritten.
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