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Dornbirner in Brasilien: "Im Spital auf dem Boden sterben"

Arnold Danna ist in Dornbirn aufgewachsen und lebt seit 2014 in Brasilien.
Arnold Danna ist in Dornbirn aufgewachsen und lebt seit 2014 in Brasilien. ©VOL.AT/Canva
Arnold Danna ist in Dornbirn aufgewachsen und lebt seit 2014 in Brasilien. Mit VOL.AT spricht er über die aktuelle Situation, Armut und Politik.

Seine Mama ist Brasilianerin, sein Vater Vorarlberger. Arnold Danna ist in Brasilien geboren, in Dornbirn aufgewachsen und hat sich vor neun Jahren entschieden, in sein Geburtsland zurück zu gehen.

Er lebt in der Stadt Natal, im Nord-Osten des fünftgrößten Landes der Erde. Brasilien hat um die 214 Millionen Einwohner. Die sozialen Unterschiede sind gravierend. "Besonders hier oben ist die Armut sehr groß. Es gibt Stadtteile, da fährt man an Papphäusern vorbei. Man sieht Menschen auf den Gehsteigen zelten und schlafen", erzählt Arnold im VOL.AT Gespräch.

Reichtum kommt nicht an

"Seitdem ich hier lebe, sagen die Leute Brasilien reduziert sich auf drei Bundesländer. Unter anderem Sao Paulo und Rio de Janeiro. Dort ist die Wirtschaft einfach am stärksten, sie halten Brasilien am Leben. Im Rest des Landes kommt der Reichtum einfach nicht an", erzählt der Wahl-Brasilianer. Seine Familie gehöre zur oberen Mittelschicht, ihnen ginge es sehr gut. "Eigentlich ist Brasilien sehr reich. Wir exportieren unglaublich viel. Aber die Menschen können an diesem Reichtum nicht teilhaben". Das Sozialsystem funktioniere nicht. "Ich sehe es hier jeden Tag in den Nachrichten: Leute, die im Krankenhaus auf dem Boden sterben, weil es keine Betten gibt. Das ist traurig, weil wir sehr viel Steuern zahlen, dass solche Dinge nicht passieren". Mehr zu diesem Thema erzählt Arnold im ersten Teil des Interviews.

Angespannte Situation

Auch die politische Situation sei nicht einfach, trotz des neuen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. "Es ist eine angespannte Situation. Entweder ist man hier links oder rechts. Es gibt kein Zentrum mehr. Wir haben mit Lula und Bolsonaro zwei sehr starke, polarisierende Identifikationsfiguren. Darum war das Ergebnis bei der Wahl denkbar knapp. Bei 136 Millionen Wahlberechtigten nur zwei Millionen Stimmen Unterschied. Das ist bisher einmalig in Brasilien", erzählt der gebürtige Dornbirner. Wie die Menschen den Sturm auf das Regierungsviertel beurteilen, wie die allgemeine Situation ist und warum Bolsonaro wie Trump ist erzählt Arnold Danna im zweiten Teil des Gesprächs.

"Jemand,der das Land vereint"

Was bräuchte Brasilien am dringendsten? "Es müsste einen Präsidenten geben, der in der Lage ist, das Land zu vereinen. Die nächsten vier Jahre für Lula werden unglaublich schwer. Denn quasi die ganze Basis im Kongress hat Bolsonaro gewählt. Auch rund vierzig Prozent des Volkes halten noch immer unglaublich stark zu ihm. Es ist unglaublich schwer in einem Land Politik zu machen, dass so sehr gespalten ist wie Brasilien". Die dringendsten Themen, die der neue Präsident angehen müsse, seien auf jeden Fall die Schaffung von Arbeitsplätzen, Gewährleistung von sozialer Sicherheit, Kontrolle der Kriminalität und Bildung. Warum man in Brasilien viel Steuern zahlt, wo dieses Geld versickert und warum man sein Kind in eine Privatschule schicken sollte - diese und andere Fragen werden in Teil drei "Über Flucht und was es braucht" des Interviews beantwortet.

(VOL.AT)

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