Auf Antrag ihres Rechtsanwaltes vertagte die Dringlichkeitskommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) die Anhörung noch einmal um 48 Stunden. Ich bedanke mich für den Aufschub und habe versprochen, die Athleten mitzubringen – notfalls auch auf Krücken, erklärte Athleten-Anwalt Michalis Dimitrakopoulos am Montag in Athen.
Für das IOC wird dies der letzte Akt in diesem Doping-Drama sein. Der Anwalt hat persönliche Verantwortung übernommen, dass die Beiden am Mittwoch erscheinen. Selbst, wenn die Ärzte Einwände erheben sollten, erklärte der Vorsitzende der Disziplinarkommission und IOC-Vizepräsident Thomas Bach. Der gewährte Aufschub für Kenteris und Thanou, die Stunden nach der am vergangenen Donnerstag im Olympischen Dorf versäumten Doping-Kontrolle bei einem dubiosen Motorradunfall verletzt worden sind, sei auf Grundlage ärztlicher Atteste gewährt worden. Die Entscheidung ist die logische Folge des Respektierens der Menschenrechte, die rechtliches Gehör vorsehen, sagte Bach.
Dass die vom Kenteris-Anwalt durchgesetzte Verschiebung der Anhörung eine Verzögerungstaktik sein könnte, hat für Bach keine Relevanz: Ich würde nicht erkennen, welchen Vorteil dies haben könnte. Nach jetzigem Sachstand können sie nicht teilnehmen. Der ebenfalls vom griechischen NOK suspendierte Trainer Christos Tzekos, der der Vorladung ins von Hunderten von Journalisten belagerte Hilton Hotel von Athen gefolgt war, wurde im Übrigen noch nicht vernommen.
Es ist ein erster Sieg, um zu beweisen, dass die Athleten unschuldig sind. Am Mittwoch werden sie um ihr Leben und um ihre Geschichte kämpfen, es ist zugleich die Geschichte Griechenlands, sagte Dimitrakopoulos, die Verdächtigungen haben nichts mit der Realität zu tun. 200-m-Olympiasieger Kenteris und die 100-m-Europameisterin Thanou wurden am Montagvormittag im KAT-Krankenhaus vorsorglich von zeitweise bis zu 50 Polizisten abgeschirmt.
Grundsätzlich wäre es für Griechenland besser, wenn alles schon beendet worden wäre und die volle Konzentration den Olympischen Spielen gelten könnte, meinte Helmut Digel, deutscher Vizepräsident des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF), doch Priorität hat das rechtliche Verfahren. Dies sei auch Bach und seiner Kommission bewusst. Ihre Entscheidung müsse juristisch wasserdicht sein, um auch Bestand vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) oder ordentlichen Gerichten zu haben. Sonst wäre der Schaden noch größer, sagte Digel.
Abgerückt von den einstigen Nationalhelden Kenteris und Thanou sind deren Landsleute. Es ist eine Schande für Griechenland, sagte Staatspräsident Konstantinos Stefanopoulos. Das Justizministerium soll inzwischen sogar erwägen, die beiden gestrauchelten Läufer wegen Verunglimpfung des Landes anzuklagen. Dies könnte bedeutsam werden, falls die verdächtigen Leichtathleten nach einem Olympia-Ausschluss, über den das IOC-Exekutivkomitee auf Empfehlung der Bach-Kommission entscheiden muss, den CAS anruft. Dimitrakopoulos hat dies bereits vorsorglich angekündigt.
Unterdessen meldete sich der 31-jährige Kenteris erstmals öffentlich zu Wort und beteuerte seine Unschuld. Wie das Athener Sportblatt Goal berichtete, bestritt der Sprinter, einen Dopingtest verweigert zu haben: Ich bin zu keinem Zeitpunkt von irgend jemandem (über eine Vorladung zu einer Dopingkontrolle) informiert worden. Dies sei die volle Wahrheit. Daran gibt es nichts zu deuteln. Es schmerze ihn, dass ihm seine Anhänger in den Rücken fallen. Diejenigen, die mich jetzt zerreißen, sind genau die, die bis vor Kurzem nach jedem Sieg an meiner Seite standen und sich mit mir fotografieren ließen.
Der Kampf um das Recht von Kenteris und Thanou ist auch ein Wettlauf mit der Zeit. Bei einer Ausschluss-Entscheidung am Mittwoch können die Athleten Berufung vor dem CAS einlegen. Die Ad-hoc-Kammer hat sich vorgenommen, Berufungsfälle innerhalb von 24 Stunden endgültig zu entscheiden. Für Sprinterin Thanou würde das Olympia-Programm am Freitag mit den Vorläufen über 100 Meter beginnen.
Staatsanwalt ermittelt im Fall Kenteris/Thanou
Der Athener Oberstaatsanwalt Dimitros Papangelopoulos hat am Montag offiziell eine Untersuchung zur Doping-Affäre der griechischen Sprinter Kostas Kenteris und Ekaterini Thanou eingeleitet. Wie die griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete, sollen der Doping-Verdacht gegen die beiden Weltklasse-Athleten und die mysteriösen Umstände ihres Motorradunfalls untersucht werden.
Kenteris und Thanou hatten sich bei diesem Unfall, der sich Stunden nach ihrer versäumten Doping-Kontrolle im Olympischen Dorf von Athen ereignete, verletzt. Im Zuge der eingeleiteten Ermittlungen wurden die beiden Athleten am Montag von einem Gerichtsmediziner untersucht.
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